Problem von Anonym - 18 Jahre

Das alte Leid

Hallo,

in diesem Text schreibe ich zum ersten mal meine Probleme auf, weil ich im Moment einfach nicht weiter weiß.
Es fällt mir schwer überhaupt einen Punkt zu suchen, wo ich anfangen könnte. Mir geht es furchtbar schlecht und ich überlege ernsthaft meinem Leben selbst ein Ende zu setzen, weil ich dieses miese Gefühl von Kummer und Verzweifelung nicht mehr aushalten kann und nicht weiß wie es weitergehen soll.
Ich bin jetzt 18 Jahre alt und seit 7-8 Jahren sehr unglücklich mit mir selbst. Es fing damit an, dass mich in der 5. oder 6. Klasse mein eigenes Aussehen total störte. Vorher war mir das immer egal, aber als ich wohl in die Pubertät kam sah ich es anders, wie das wohl bei jedem ist. Aber ich begann irgendwie mich selbst so hässlich zu finden, dass ich am liebsten nicht mehr in den Spiegel sehen wollte. Ich hasste es von dieser Zeit an fotografiert zu werden, weil ich der Meinung war, ich sehe schrecklich aus. Damit hat es wohl auch angefangen, dass ich total schüchtern wurde und es heute teilweise immer noch bin. Ich hatte zuerst viele Freunde mit denen ich mich regelmäßig getroffen habe und ich hab allerlei Mannschaftssport gemacht, doch nach und nach hab ich damit aufgehört, weil ich mich irgendwie kaum noch mit wem verstanden habe bzw. ich hatte keinen Spaß mehr daran. Von da an hatte ich fast nur noch über die Schule Kontakt zu anderen Jugendlichen in meinem Alter und war meistens allein. Ein Mädchen lernte ich schon gar nicht kennen, was mich auch belastete. Ich war oft verliebt, doch hab ich mich nie getraut mal ein Mädchen anzusprechen.
Ich suchte nur noch Dinge, die mich von der Einsamkeit ablenkten, wie zum Beispiel das Fernsehen oder die Spielkonsole. Meine Eltern sahen das natürlich nicht gern, dass mich so von allem isoliere und redeten immer auf mich ein, dass ich doch wieder mit Mannschaftssport anfangen sollte, um so neue Freunde zu finden, aber ich war immer dagegen, hab sie darauf angebrüllt, dass ich sowas nicht will, aber eigentlich lag es nur daran, dass ich so eine Angst hatte in eine fremde Gruppe zu kommen, wo ich niemanden kannte. Jedenfalls hab ich mich nicht mehr um die Schule gekümmert, was dazu führte, dass ich vom Gymnasium auf die Realschule musste. Das war sehr schlimm für mich, denn ich wollte ja überhaupt nicht in eine fremde Gruppe. Anfangs hasste ich es auch auf eine neue Schule zu gehen, denn in der Klasse wurde ich zuerst von einigen Mitschülern gehänselt. Ich hab mich alles andere als wohl gefühlt und ich kam auf den Gedanken, dem ganzen einfach zu entfliehen indem ich mich selbst umbringe. Ich konnte das irgendwie nicht aushalten, aber nach ein paar Monaten besserte sich das ganze wieder, denn ich fand andere Leute mit denen ich mich gut verstand. Die Leute, die mich vorher geärgert hatten, ließen das dann wieder bleiben, weil ich wohl kein Außenseiter mehr war. Ich fand innerhalb der neuen Schule wieder ein paar Freunde, doch sonderlich Kontaktfähig wurde ich nicht und ich hatte es auch noch nicht geschafft mal zu einem Mädchen Kontakt aufzubauen. Jetzt ging ich zwar auch mal auf eine party, aber spaß dabei hatte ich da nicht, weil ich es irgendwie als unangenehm empfand unter Leuten zu sein. Meistens war ich immer noch allein, menschenscheu und hasste es in meiner Haut zu stecken und war frustriert, weil ich keine Freundin hatte. Ich dachte wieder an Selbstmord. Es muss lächerlich klingen, wenn jemand sich wegen so was umbringen will, aber ich hielt das wirklich nicht aus. Irgendwann fing ich wieder mit Sport an, aber noch nicht in einer Mannschaft sondern erstmal nur im Fitnesstudio. Ich dachte wenn ich meinen Körper in Form bringe und durch Muskeln verschönere bekomme ich mehr Selbstvertrauen und kann auch die Mädchen beeindrucken. Das Muskeltraining wurde zum einzigen was ich außerhalb der Schule machte, da ich dadurch Hoffnung bekam, dass mein Leben doch noch anders verlaufen kann und ich irgendwie glücklich werde. In der Zwischenzeit ging ich nach der Realschule wieder aufs Gymnasium. Nach 2 Jahren Training im Fitnesstudio hab ich mich dann endlich getraut wieder mit einem Mannschaftssport anzufangen. Es lief gut und ich fand wirklich neue Freunde, doch mein Mädchenproblem blieb. Ich konnte nun zwar mit meinen neuen Freunden immer auf Partys gehen und ich hatte sogar viel Spaß dabei, aber irgendwie fühlte ich mich immer noch verzweifelt. Wenn ich bei meinen Freunden bin kommen mir Selbstmordgedanken immer lächerlich vor doch wenn ich wieder allein bin, ist das oft alles was ich fühle. Ich sehe dann manchmal wieder in den Spiegel, doch ich finde mich immer noch hässlich. Ich fühle mich wie ein Verlierer, weil ich in meinem Alter kaum Kontakt zu Mädchen gehabt habe und weil es damit einfach nicht klappt. Mittlerweile bin ich total durchtrainiert, aber ich komme zu dem Entschluss, dass es mir nicht weiterhilft und zu allem übel bekomme ich in meinem Alter jetzt schon Haarausfall. Ich habe schon sehr dünnes Haar und Geheimratsecken. Damit Fühle ich mich noch unattraktiver und habe Angst, dass die Mädchen darüber genauso denken, denn welches Mädchen findet schon einen Jungen mit Haarausfall attraktiv? Dagegen nehme ich allerlei Medikamente, aber es hilft nur verdammt langsam, wenn überhaupt. Ich halt das alles ganz einfach nicht mehr aus. Diese Angst ewig allein zu bleiben. Dazu kommt noch, dass ich nicht weiß, was ich nach der Schule machen will. Durch diese ganzen Probleme fehlt mir irgendwie der Antrieb und meine Leistungen in der Schule lassen nach. Ich muss so oft weinen wegen dem ganzem Sch**ß und mir kommt Selbstmord immer noch wie die einzige Lösung vor, dem ganzen Mist zu entrinnen?..ich weiß einfach nicht was das Leben noch bringen soll und es treibt mich in den Wahnsinn auch wenn sich alles im Text garnicht so schlimm anhört. Ich verschwende so viel Zeit damit einfach über diese Probleme nachzudenken :(

Ich bitte euch um eure Meinung dazu. Es hat schon sehr geholfen, dass alles mal ausführlich aufzuschreiben.

Danke im Voraus

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Wenn man mitten in den Problemen steckt, die Verzweifelung von innen nagt und man einfach nicht weiß, wohin der nächste Schritt gehen kann, fehlt oft die Sicht auf den Weg. Und auch die Sicht auf die andere Seite der Medaille. Lese Dir Deine Mail noch einmal durch. Da stehen auch einige positive Dinge. Den Blick darauf hast Du offenbar verloren. Schau wieder hin. Das tut gut.

Du hast in der neuen Schule neue Freunde gefunden. Trotz der Angst, trotz der Schüchternheit. Du hast mit dem Sport wieder angefangen, Du tust etwas für Dich und Deinen Körper. Du bist inzwischen öfter auf Partys und kannst sagen: Das macht Spaß (war ja nicht immer so). Hättest Du vor den Verändernugen daran geglaubt? Hast Du daran geglaubt, auf der Realtschule neue Freunde zu finden und Spaß an gemeinsamen Unternehmungen zu haben, als Du vor'm Fernseher gesessen hast und keinen an Dich heranlassen wolltest? Und dennoch sind diese Veränderungen eingetreten. Warum also sollte nicht noch mehr Positives in Deinem Leben passieren, an das Du heute nicht so recht glauben kannst?

Ändere Deinen Blick und nehme auch das Schöne wirklich für Dich wahr. Dabei kann z.B. eine Positiv-Tagebuch helfen. Schreibe abends auf, was an dem Tag schön war, was Du geschafft und gemeistert hast. Und wenn die Verzweifelung Einkehr hält, nehme es zur Hand und lese darin. Diese Dinge gibt es in Deinem Leben. Ich kann sie erkennen - und dass, obwohl Du eigentlich das Schlechte in Deinem beschrieben hast. Wieviel wirst Du dann erst sehen, wenn Du Dich mehr darauf konzentrierst?

Ein sportlicher Körper kann zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen. Aber er allein reicht nicht. Der Mensch verändert sich dadurch noch nicht. Wenn wir abnehmen, uns anders kleiden, eine Schönheitsop über uns ergehen lassen - immer denken wir, danach ist das Leben besser. Ist es das? Reicht das aus? Wenn ein Mädel sagt, wegen der kleinen Brüste hat sie so wenig Selbstvertrauen; würdest Du ihr dann sagen: Lass sie operieren, danach hast Du mehr Selbstbewusstsein? Verstehst Du, was ich meine? Es ist toll, dass Du etwas für Deinen Körper tust und so auch Menschen triffst - aber der Körper wird nicht Deine Seele verändern.

Das erreichst Du durch die bereits erwähnt Blickänderung. Setze Dir kleine Ziele, die Du dann anstrebst. Und nehme es bewusst wahr. Selbstbewusstsein - sich seiner selbst bewusst sein. Und Du selbst bist weitaus mehr als ein Körper. Der ist nur die Hülle.

Irgendwie kann ich schon verstehen, dass Du unter dem Haarausfall leidest. Aber einige der attraktivsten Männer, die ich kenne, leiden auch darunter. Schau Dich in der Welt der Stars und Sternchen einmal unter diesem Blickwinkel um: es gibt einige. Und die 'mangelnde Haarpracht' war nie ein Hindernis.

Denke nicht mehr über die Probleme nach - sonder über das Schöne. Was wünschst Du Dir für Dein Leben? Und strebe es dann an. Suche nicht nach den Dingen, die Dich daran hindern könnten, sondern nach denen, die Dir helfen. Wegen dieser Probleme bist Du in der Schule schlechter? Könnten sie nicht ebenso ein Grund sein, sich anzustrengen? Um raus zu kommen, um zu verändern?

Alles Gute!
Dana