Problem von Anonym - 25 Jahre

Kontakt zur Mutter abgebrochen

Hallo liebes KuKa- Team!
Ich habe hier mal eine Weile gestöbert und quergelesen und finde Eure Seite wirklich gut! Jetzt möchte ich mich mal aufraffen und mir meinen Kummer von der Seele schreiben.
Ich habe vor einiger Zeit den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen und war fest davon überzeugt, dass es mir dann besser geht. Es geht mir in einer Hinsicht auch besser, da ich mich nicht mehr mit ihr auseinandersetzen muss. Aber irgendwie fühl ich mich jetzt anders schlecht. Sie beschäftigt mich immernoch und ich fange an in den unpassensten Momenten an sie zu denken. Meistens werde ich dann wütend, bin genervt davon oder traurig. Ich finde das ziemlich störend! Am liebsten wäre es mir, wenn sie für 10 Jahre nach USA auswandern würde und ich sie danach nochmal ganz neu kennenlernen könnte.
Ich denke, dass ich das minimalste an Zuneigung für sie empfinde und auch nur deswegen, weil sie meine Mutter ist. Nicht weil ich sie für eine tolle Person halte, sie schätze oder weil ich sie bewundere (das wäre ja schön und wünschenswert!) , nein, es liegt nur an dieser "Nabelschnur-ich-hab-dich-geboren" Geschichte. Das ist alles, und selbst das ist beinahe zu viel für mich! Ich wünschte, ich könnte mich von ihr scheiden lassen und sie dann vergessen, weil ich sie echt nicht leiden kann, aber irgendwie klappt das nicht so einfach, wie ich gedacht habe und das macht mich ganz schön kirre!
Ob das wohl ewig so geht oder wird es mit der Zeit besser? Kann man sich seine Mutter "abgewöhnen"? Mit Bekannten oder Freunden geht das doch auch! Ich meine, man freundet sich ja auch nicht mit Menschen an, die so anders sind, als man selber und die man nicht leiden kann!
Ich hab manchmal das Gefühl, als würden man zu mir sagen: Du musst sie aber mögen, sie ist schließlich deine Mutter! Die Frau, die dich geboren und aufgezogen hat!
So ein quatsch! Sie war nur mit 18 zu doof oder zu besoffen, vernünftig zu verhüten oder sie wollte meinen Vater an sich binden, der sie promt geheiratet hat mit 18!
Ist man durch irgendein ungeschriebenes Gesetz zu einem netten und regelmäßigen Kontakt zu seinen Eltern gezwungen? (mal von, du sollst Vater und Mutter ehren, abgesehen; haha)
Sie sagte in letzter Zeit oft: Entschuldigung, dass ich für dich nicht wie eine perfekte Mutter funktioniere!
Aber das zeigt mir, dass sie mich nicht verstanden hat, dass es nichts mehr bringt mit ihr zu reden, dass sie sich nicht geändert hat und dass es für mich keinen Sinn mehr hat, den Kontakt zu ihr aufrecht zu erhalten!
Aber wie könnte es einfacher für mich sein? Einfach Abwarten?
Hat jemand einen Tipp?
Danke fürs Zuhören! (bzw. mitlesen!)
Liebe Grüße

Anwort von Sabine

Hallo!

Deine Worte:

"man freundet sich ja auch nicht mit Menschen an, die so anders sind, als man selber und die man nicht leiden kann! "

sagen im Grunde aus, dass man sich Freunde aussuchen kann und Familie eben nicht. In die Familie wird man hineingeboren. Niemand verlangt, dass Du sie lieben mußt, nur weil sie Deine Mutter ist. Wenn ihr überhaupt keinen Draht zueinander habt, was ja mal vorkommen kann in Familien, dann verlangt es auch niemand von Dir. Es gibt auch kein Gesetz, welches besagt, dass Du lieb zu Deinen Eltern sein sollst. Der Anstand (lt. unserer Mitbürger) sagt, dass man Vater und Mutter ehren soll. Was soll man aber ehren, wenn sie sich immer nur gegen einen stellen.
Nein, Du solltest Dir diesen Schuh nicht anziehen, wenn Du nicht willt. Du hast es versucht und weißt, dass es nicht klappt. Jemanden zu hassen ist auch ein Gefühl, aber ich denke nicht, dass es Hass ist.
Sicherlich denkt man viel an Menschen mit denen man das halbe Leben verbracht hat. Doch niemand kann Dich zwingen sie zu lieben, wenn Du es nicht kannst.
Man sollte Menschen akzeptieren wie sie sind. Niemand verlangt, dass Du die Zeit mit diesen Menschen verbringst, wenn Du nicht damit umgehen kannst, wie sie sich verhalten. Machst Du mit Menschen, die Du nicht leiden kannst, auch nicht.
Die Meinungen teilen sich und ich denke mal, dass die Denkensart hier auch generationsbedingt ist.
Mein Tipp:
Lebe Dein Leben und melde Dich bei Deiner Mutter, wenn Du meinst, dass Du Dich melden musst oder wissen willst, wie es ihr geht. Wenn Du es nicht wissen willst, dann meldest Du Dich eben nicht. Sie wird es genauso machen.

Lieben Gruss