Problem von Anonym - 19 Jahre

that's me

Hallo!
Ich frag mich gerad was ich hier eigentlich tue...
Durch Zufall kam ich auf diese Seite und spürte das Verlangen mich mitzuteilen. Vielleicht, weil ich mit sonst niemanden reden kann und möchte. Ich möchte niemandem zur Last fallen und das ist schon das Erste Problem. Außerdem möchte ich nicht das die, die heute meine Freunde sind, mich mit anderen Augen sehen und mich anders behandeln als jetzt, denn ich weiß das sie es tun würden.
Die Auswahl der Kategorie viel mir schwer, weil eigentlich alles auf mich zutrifft. Meine Mutter ist seit ich 8 Jahre alt bin phsychisch krank. Diese Bilder werde ich nie vergessen wie ich von der Schule kam und im Badezimmer so viel Blut sah... Meine Mutter hat sich ein Messer in den Bauch gerammt, aber überlebt... Ich wüsste nicht was ich tun würde wenn nicht... Sie versucht sich auch jetzt noch das Leben zu nehmen doch die Ärzte aus dem Landeskrankenhaus meinen nur das dort gerade kein Platz für sie ist. Viele meiner Geburtstage habe ich in der geschlossenen Anstalt verbringen müssen. Ich verstand es nie was meine Mutter unter solchen Menschen macht?! Mit meinem Vater habe ich kein gutes Verhältnis weil er mich öfters schlägt. Meist auch ohne Grund. Es ist immer dann am schlimmsten, wenn meine Mutter wieder im LKH ist und ich mit ihm alleine bin. Er hasst mich und gibt mir die Schuld an Mamas Krankheit. Noch dazu bin ich kein Wunschkind sondern ein "Unfall" wie mein Vater immer so schön sagt. Ich habe eine ältere Schwester die aber zum Glück nicht mehr zu Hause wohnt. Sie IST ein Wunschkind und die Lieblingstochter von Papa. Sie wurde mit einem Blutschwamm im Gesicht geboren und traute sich deswegen nur wenig unter Menschen, weswegen sie in eine Fress-sucht geriet. Immer wieder darf ich mir diese Vorwürfe anhören:" Ich wünscht du hättest den Blutschwamm abbekommen und nicht deine Schwester!" Und von Ihr:" Ich wünscht du wärst nie geboren, dann würde es Mama noch gut gehen." Ich verstehe mich nur mit meiner Mutter und deswegen trifft es mich immer besonders wenn sie wieder versucht sich umzubringen oder sich in die Arme ritzt. Sie sagt das sie mich liebt und Angst hat mich zu verlieren, aber wiederspricht sich das nicht mit ihrem Wunsch tot zu sein? Ich wollte schon längst von zu Hause raus, doch meine Mutter hält mich davon ab. Sie meint das sie doch nur noch mich hat und wenn ich gehe, bringt sie sich um und das ich sie nicht alleine lassen darf. Darum bin ich geblieben. Ich versteckte weiterhin meine blauen Flecke und wenn ich Prellungen und Quetschungen hatte, schob ich es auf meine Tollpatschigkeit zurück. Während meiner Schulzeit bemühte ich mich um Anerkennung von meinem Vater mit guten Noten. Doch ich habe es nie geschafft. Nie war ich ihm gut genug. Wenn ich etwas ausprobieren wollt, hörte ich nur, dass ich es lassen solle, ich schaffe es eh nicht denn ich sei eine Versagerin. Später fing ich an ihm und meiner Schwester zu glauben. Ich machte meinen Hauptschulabschluß weil ich auf der Realschule von allen gemobbt wurde und ich mich nicht mehr traute zur Schule zu gehen. Danach ging ich auf eine Hauswirtschaftsschule und lernte meine erste große Liebe kennen. Auf einmal wurde ich geliebt und bekam Aufmerksamkeit. Er trug mich auf Händen... zumindest die Erste Zeit. Dann begann er Drogen zu nehmen und wurde immer agressiver. Es endete damit, dass auch er mich schlug und mir einredete, dass ich ohne ihn ein Nichts sei und das ich nur soviel Wert bin, wie der Mann, der gerade an meiner Seite ist und das keiner mich je lieben könnte außer er. Er betrügte mich und ich sah zu. Schließlich sagte er ja, dass er nur mich lieben würde und wenn er braucht nunmal die Bestätigung der anderen. Ich ließ es mit mir machen, habe ich doch selbst von meiner Mutter gelernt wie man sich verhält. Er machte mir einen Antrag und ich nahm ihn an. Das war der Beweis das er mich liebte, denn er machte mir den Antrag und nicht einer seiner Liebschaften. Doch trotzdem hörte es nich auf mit der Prügel. Sobald mich ein anderer anschaute oder er DACHTE das es so wäre, bekam ich Schläge die ich verdient hätte, denn ich sei ja eine Hure. Er schliff mich an den Haaren die Treppe hoch und trat mich. Dann fing er meistens an zu weinen und ich entschuldigte mich bei ihm. Er verzieh mir immer wieder das ich ihn dazu brachte mich zu schlagen... Ich ertrug dies 3 Jahre ohne mich jemandem anzuvertrauen. Wem denn auch, waren doch alle viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Freunde hatte ich eh kaum. Ich wurde schwanger und musste mich der Frage stellen, ob ich dies meinem Kind antun wollte... einen Vater zu haben, der die Mutter schlägt und vielleicht auch irgendwann das Kind. Doch mein Vater nahm mir die Entscheidung ab. Er zwang mich zu einer Abtreibung weil ich sonst meine Mutter nicht mehr sehen dürfe... Ich trieb also ab, beendete meine Schwangerschaft ohne das mein Freund etwas erfuhr. Von meiner Schwangerschaft wusste er aber und als er es auch mit dem Abbruch herrausbekam, bekam ich Drohungen und noch mehr schläge... Ich verließ die Schule und auch das gesamte Umfeld. Meinen Realschulabschluss machte ich auf einer Volkshochschule wo ich zum Ersten mal richtiges Lob für meine Noten bekam. (Von den Lehrern) Ich machte dieses Jahr im Februar meinen Abschluss mit 1,7. Doch die gewünschte Anerkennung von meinem Vater blieb trotzdem aus. Was hat sich für mich geändert? Ich habe trotzdem noch einen Vater der mich schlägt sobald meine Mutter sich wieder ritzt, immer noch eine Mutter die sich das Leben nehmen will wenn ich die Familie verlasse. Ich habe auch angefangen mich zu schneiden denn anders konnte ich den Schmerz nicht mehr ertragen. Ich habe Albträume, kann nachts nicht schlafen weil ich immer wieder das selbe träume... Als ich noch mit meinem Freund zusammen war und er sich seine Drogen nicht mehr leisten konnte, zwang er mich mit einem anderen zu schlafen. Ansonsten wolle er sich von mir trennen. Ich wollte nicht alleine sein... auch wenn er mich schlug, nahm er mich auch in den arm und streichelte mich. Das hätte ich nicht mehr gehabt... Keiner wäre mehr da, der mich abends in den Arm halten könnte und mich streichelt, bis ich eingeschlafen war... Ich wollte es nicht verlieren und so hatte ich dies getan. Seitdem träume ich von alledem. Der fremde Kerl, mein von mir getötetes Baby, die Schläge meines Vaters und meines Exfreundes, das viele Blut meiner Mutter... Ich habe Angst davor einzuschlafen, weil ich mich dem allen ausliefern würde. Ich kann nichts mehr essen, habe Untergewicht und niemand nimmt mich war... Niemand hört mich... dauernd heißt es nur Jenny mach dies, jenny das muss noch gemacht werden, achja, könntest du auch noch... AAAAAAHHH!!! Wie gerne würde ich schreien, wie gerne würde ich es beenden... Ich mache den Haushalt, den musste ich schon immer machen, ich mache das Frühstück und koche das essen, kümmer mich um meine Mutter, pass auf das sie ihre Medikamente nimmt und nichts dummes tut, kümmer mich um unseren Hund und darum, das die Rechnungen von meiner Oma bezahlt werden. Doch wer kümmert sich um mich? Wann kann ich endlich das gerade 19 gewordene Mädchen sein? Warum kann mich keiner lieben so wie ich bin? (Ich weiß noch nicht einmal wer ich bin) Was mache ich wenn ich einmal älter werde? Kann ich mir jemals verzeihen mein Kind getötet zu haben? Werde ich jemals ohne Angst einschlafen, ohne Angst das Haus verlassen, ohne Angst in die Zukunft blicken? Kümmert sich irgendwann einmal jemand um mich? Wie gerne würde ich anerkennende Worte hören für das was ich tue, für das was ich alles überstehe jeden Tag... Ich hasse mich selbst für so vieles und schade mir auch selber... vielleicht bin ich nicht besser in dieser Hinsicht als meine Mutter... Doch am meisten hasse ich mich dafür, dass ich es immer wieder zulasse, dass mir wehgetan wird und Menschen so mit mir umgehen können. Sei es einer aus meiner Familie oder ein Fremder... Ich hasse mich...




Wann wird dieser Schmerz vorüber gehen? Wann werde ich vergessen können? Wann werde ich aufhören können, zu lachen wenn ich weinen will und zu schweigen, wenn ich schreien will?

Anwort von Sabine

Hallo!

Erst einmal möchte ich Dir vorab sagen, dass Du ein verdammt starkes Mädchen bist. Nein, Du bist nicht schwach, weil Du Dich nicht lösen konntest, oder weil Du Angst hattest. Nein, Du bist viel stärker, als es sich für Dich vielleicht anfühlen mag. Das, was Du mitgemacht hast, ist ein hartes Stück und Du hast von Deiner Kindheit an bis jetzt so stark Deine Person gestanden. Ich bin beeindruckt und schockiert von Deiner Mail zugleich. Würde Dich jetzt gerne in den Arm nehmen wollen. Mir fiel kein passender Titel zu Deiner Mail ein, aber ich glaube zum Schluß habe ich dann doch noch die richtigen Worte für einen Titel gefunden. Hoffe, es ist ok für Dich, dass ich es eingesetzt habe.

Während des Lesens Deiner Mail war ich am hin- und herschwanken, was ich Dir am besten raten könnte, damit Du Dich bald wieder besser fühlst. Anfangs dachte ich darüber nach, ob Du Dir vielleicht psychologischen Beistand holst um all das, was Du erlebst hast, aufzuarbeiten und zum Teil verarbeiten kannst. Hilfreich wäre es bestimmt. Dann dachte ich darüber nach, ob es nicht besser für Dich wäre, wenn Du Dich anfängst auf eigene Beine zu stellen. Jedoch schreibst Du dann bald darauf, dass Du nicht alleine sein willst und jemanden brauchst, der für Dich da ist Dich einfach hält. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Doch, es sei auch angemerkt, dass es dann die richtigen Leute sein sollten und nicht die, die es fies ausnutzen, dass Du ein so großes Herz hast. Du hast erkannt, dass er Dir nicht gut tut und Du weißt genau, dass das nicht richtig ist, was da abläuft. Alles hast Du bisher immer in Dich hineingefressen und geschwiegen aus Angst, dass Du sonst alleine sein würdest. So klingt es für mich in Deiner Mail. Dabei bist Du nicht alleine. Schau, Du hast uns gefunden und wir sind da. Sorry, das es etwas gedauert hat, aber wir sind da. Du hast uns ganz alleine gefunden und uns anvertraut, was Dich so belastet. Also sag nicht, dass Du es nicht oder nie alleine schaffen würdest. Freunde sind sehr wichtig, doch es sollten auch die richtigen Freunde sein. Die, die nur Nutzen aus Deiner Liebe und Deinen Gaben ziehen, die sind keine Freund, sondern egoistisch und denken nur an sich. Er kann sich keine Drogen mehr leisten und schickt Dich los. Hallo? Soll er doch selber losgehen und Kohle ranschaffen, wenn er meint, dass er es braucht. Du weißt, dass Du es auch ohne alle dem schaffen kannst. Zumindest ahnst Du es, denn sonst hättest Du uns nicht geschrieben. Was Du brauchst, ist jetzt erst einmal ein Weg, der nur für Dich ist. Denke jetzt mal an Dich und habe keine Angst davor ein paar Schritte alleine zu gehen, bis Du merkst, dass alles von alleine läuft, wenn man nur selber an das glaubt, was man auch macht. Halte an Deinne Wünschen und Träumen und Zielen fest und ziehe an dem Strang. Die, die Dich dann und auf dem Weg erkennen, wie Du Dich selber auch, die können Dir vielleicht auch dann das geben, was Du zu geben hast, nämlich einen Haufen Liebe die ehrlich gemeint ist.
Ich weiß, dass Du es kannst.
Auch, wenn ich Dir noch nie in die Augen gesehen habe, weiß ich, dass Du es kannst, wenn Du nur auch an Dich glauben kannst, wie ich auch gerade an Dich glaube.

Lieben Gruß
Sabine