Problem von Anonym - 19 Jahre

Das eigene Gefängnis

Guten Tag Kummerkasten,

ich möchte als erstes mal loswerden, welch tolle Arbeit ihr leistet und das dementsprechend mit Lob zollen. Nur weiter so.

Mein Problem hört sich an sich sehr klein an. Doch ich denke, dass dies nur für Aussenstehende so scheint. Für mich ist dies eine fast unlösbare Aufgabe, mich davon zu befreien.

Ich habe vor Kurzem meine LAP erfolgreich bestanden (nach 3 Jahren Schule) und hocke nun alleine zu Hause rum (bin arbeitslos). Früher hatte ich einen Alltag. Immer um die gleiche Zeit aufstehen, gleiche Zeit auf den Bus. Immer die gleichen Leute gesehen. Ich muss sagen, ich bin kein scheuer Mensch. Ich hatte es gut an meiner Schule und habe mich gut mit den meisten verstanden. Doch was wohl ein Fehler an mir ist, ist das ich keinen so "richtig" an mich ran lasse. Ich habe im eigentlichen eigentlich keine Freunde. Also Leute, die für mich durchs Feuer springen würden. Ich habe nur Kollegen. Ab und zu sieht man sich kurz im Ausgang, redet 5 Minuten und das wars. Dann bin ich wieder auf mich alleine gestellt. In der Clique meines Bruders habe ich sozusagen einen Schutzmantel gefunden. Es ist fraglich, ob ich wenn es sie nicht gebe auch weiter in den Ausgang ginge. Ich hasse den Gedanken allein zu sein. Allein an einer Theke zu hocken und in die Menge zu sehen. Dabei werde ich immer unruhig. (nur im Ausgang, sonst im Alltag habe ich nie Probleme damit, komischerweise). Ich kanns mir nicht erklären. Es scheint eine Art eigener Druck zu sein, so nach dem Gedankenmotto: "Siehe dich wieder an, schon hockste wieder alleine da, wer will auch was mit ner Niete zu tun haben...". Dabei habe ich immer Gedanken, wie der Rest mich wohl sieht. Also alle, die da sind. Was sie von mir denken, der so allein da sitzt. Ich stelle mir das schlimmste Zeug vor. "Hat der keine Freunde?" Und wie gesagt, Freunde habe ich nicht. Nur Kollegen. Während alle Anwesenden immer enormen Spass mit ihren Freunden, Geliebten etc. haben.

Das Lustige dabei ist, dass mir solche Gedanken nur kommen, wenn ich alleine bin und keinen Gesprächspartner habe. Jetzt lässt es sich leicht sagen. Na, dann sprich doch mit den Leuten um das Schweigen zu durchbrechen.
Dem stimme ich ja zu, nur irgendwie schaffe ich es nicht ein laufendes Gespräch zu beginnen. Meist ist nach 5 Minuten Schluss.
Vobei meist ist einer von der Clique des Bruders da, da kann ich immer reden. Ist ein sicherer Hafen sozusagen. Aber immer ist er halt auch nicht da. Wie im Leben nichts ewig ist.

Aber das löst mein Problem momentan auch nicht. Ich würde gerne einmal einfach mal jemanden anrufen und ihn fragen ob er Lust hat etwas zu unternehmen. Sei es nun um rumzuhängen oder mal ins Freiluftbad zu gehen. Doch wen soll ich bitte anrufen? Ich kenne niemanden soo gut, dass er sagen würde. Ach, sicher komm ich.

Ich komme mir so vor, als hätten alle Freunde und Beziehungen, wo habe ich da noch Platz. Es ist so, als wäre man in einer Blase. Um einen herum stimmt alles, nur man selbst ist anders. Alleine. Das merke ich, wenn ich wieder nur zu Hause rum sitze. Ich würde ja gerne raus. Nur um was zu tun? Alleine macht nichts wirklich Spass. Velofahren ist alleine langweilig. Etwas besseres als joggen kann ich mir auch vorstellen.

Langsam mache ich mir Gedanken um meine Zukunft, wenn ich in die Ferne ziehe. Wa sich zweifellos machen muss, da es hier keine Zukunft gibt (Arbeitstechnisch). Ich sehe mich in meinem kleinen Appartment. Tags arbeite ich und abends komme ich heim, werf die Glotze an und das wars. Tag zu Ende. Nach und nach werde ich vereinsamen. Ich habe immensen Schiss davor, geringe gesagt. Ich weiss aber nicht wie ich das durchbreche!

Anwort von Elaine

Hallo!

Ich kann schon ein wenig nachvollziehen, was in Dir vorgeht.
Wenn Du jemanden anrufen magst, auch wenn es keine festen Freunde sind, dann tu es einfach und rufe jemanden an, der Dir einfällt. Es kann auch jemand aus der Familie sein.
Wenn Du alleine irgendwo sitzt und so denkst, wie Du es beschreibst, dann bekommst Du auch automatisch diese Ausstrahlung.
Für Aussenstehende muß es aussehen, als wenn Du nicht gestört werden möchtest und Deine Ruhe haben willst. Wenn Du Dich nicht erkenntlich zeigst, dass Du Kontakt suchst und auch Schritte auf die anderen zu machst, denn wird es sich auch nicht ändern. Es liegt nicht nur an den anderen. Sie können vielleicht oft nur mit Deiner Ausstrahlung nicht umgehen und sind unbeholfen. Sie können Dich nur ansehen und nicht in Dich hinein. Keiner sieht, dass Du einsam bist. Einsamkeit steht nicht auf die Stirn geschriebe. Will man sich ändern diesbzgl., muß man sich outen, damit andere erkennen, wie es in einem aussieht.
Im Grunde ist es nicht falsch sich um sein Leben zu kümmern, nur die Momente, wo Du Dich alleine fühlst, die solltest Du dann in Angriff nehmen und reagieren in allen Richtungen. Freundschaften sind nicht gleich da, die entstehen im Laufe der Zeit und müssen wachsen.
Wenn Du den anderen zeigst, dass Du Kontakt willst, dann werden sie Dich auch in Zukunft mal anrufen und fragen, ob Du mitkommen möchtest oder mit ihnen was machen möchtest.
Zeige denen da draußen, dass Du nicht alleine sein willst. Sie können es nicht für Dich erkennen.

Lieben Gruß, Sabine