Problem von Marc - 23 Jahre

Schwerer Verlust

Hallo KK Team,

ich weiß nicht wie ich anfangen soll...

Vor 5 Jahren ging ich (damals 18) zum Kiosk für eine kleine Party was zu trinken holen. Mein bester Fraund (16) ging schon mal über die Straße, bei grün natürlich. Als ich dann vom Kiosk aus dem Fenster schaute, sah ich ein rasendes Auto nähern und ehe ich ihn rufen konnte hat er ihn frontal erfasst, durch die Luft geschleudert und begann Fahrerflucht. Ich war so schockiert, das ich alles aus der Hand fallen ließ, selbst meine Börse und bin zu ihn auf die Straße gelaufen. Er war bewusstlos, blutete am Kopf, versuchte mit bloßen Händen die Blutung zu stoppen, habe ihn wiederbelebt, beatmet etc. bis der Rettungsdienst eintraf. Der Notarzt frage mich ob ich ihn kenne, habe ihn gesagt das es mein bester Freund ist und er sagte dann, das ich sein Leben gerettet habe. Ich war so gut es gin jeden Tag im Krankenhaus, auch über Nacht bei ihn am Bett, er lag im Koma, habe ihn morgens selber gewaschen, um ihn auf irgendeiner Art zu sagen, das ich bei ihn bin, das er es spürt das ich da bin, von der Arbeit meistens ging es direkt ins Krankenhaus, von dort wieder zur Arbeit, das Personal aber auch die Eltern haben sich gewundert, woher ich die Kraft nehme, war ja kaum noch zu Hause. Da wir ja beste Freunde waren und uns gute 8 Jahre kannten haben wir beschlossen das wir füreinander da sind egal was ist. Ich habe bis dahin nicht faran gedacht, ihn zu waschen, von Kopf bis Fuß versteht sich aber ich tat es für ihn aber auch für mich. Eine Nacht allerdings war ich allerdings nicht bei ihn und um exakt 3.25 Uhr klingelte mein Handy und ich wachte erschreckt auf und war um so mehr fertig als ich die Nachricht vom Krankenhaus bekam, das er um 3.15 Uhr verstorben ist. Ich war fix und fertig, hab mich angezogen, bin dorthin, bei jedem Schritt zur und auf der Station wurde es mir immer komischer, ich wurde immer blasser und plötzlich bach ich zusammen und der Zivi (damals 18) fing mich auf...
Von dem Moment an hat er mich begleitet, ließ mich die erste zeit nicht alleine auf die Straße, ich habe ein halbes Jahr gebraucht um einigermaßen darüber hinweg zu kommen, er hat sich um mich gekümmert als wär ich sein Bruder.
Ein Tag nach der Beerdigung, wo ich mich gerade noch auf den Beinen halten konnte, der Zivi (ist im Laufe der Zeit, was er für mich getan hat, mein bester Freund geworden) war auch dabei bekam ich die Nachricht das mein Opa verstorben ist. Da ich ohnehin am Boden zerstört war, hat es mich nicht wirklich weiter geschockt. Er war 84 und krank, im Gegnsatz mit 16 Jahren, der sein Leben noch vor sich hatte.
Der Fahrer wurde auch geschnappt, bin im Gericht mehr oder weniger "ausgerastet" als ich ihn gesehen habe, da hat selbst der Zivi mich nicht zurückhalten können, sondern 3 oder 4 Polizisten griffen ein, aber nicht mit Gewalt, haben auf mich eingeredet, mich beruhigt bis ich nachgab. Die wussten ja bescheid was los war. Der Typ ist glaube ich wieder auf freiem Fuß, hoffentlich begegne ich den niemals.
Das Problem wasich habe ist, das mir der ganze Film, vom Kiosk an, zum "Unfall" bis zum letzten Tag im Kopf durchläuft, zwar nicht immer, aber es gibt Phasen wo ich einige Tage damit zu kämpfen habe, dann bin ich wieder normal, kann auch plätzlich sein... Dann fühle ich mich genau so wie vor 5 Jahren, mir kommen die Tränen einfach fast das ganze Programm.

Davon ab das ich schwul bin, was er auch wusste (der Zivi weiß es auch), habenw ir uns dermaßen gut verstanden, es gab so gut wie kein Streit, wir konnten unter uns über alles reden, haben viel erlebt, er war einfach als bester Freund bestens gemacht. Ok, jetzt kann ich mich auch nicht beklagen aber einen Menschen kann man nie ersetzen, auch wen er auf dem gleichen Stand ist, was es auch wirklich ist. Ermerkt genau, wenn ich an die Situation denke bzw. wenn die mir hochkommt und er ist dann auch direkt für mich da aber ich werd es einfach nicht ganz los. Ich merke dann noch, wie zerrissen mein Herz ist und wie es schmerzt. Es ist zum weinen :(
Könnt Ihr mir helfen?

Marc

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Marc!

Der Tod hinterlässt klaffende Lücken - und sie sind selten ganz und gar zu füllen. Ich möchte Dir keine Angst machen; aber ein wenig wird es immer bleiben. Es gibt MEnschen, die wird man nie vergessen; man will sie auch nicht vergessen. Ein Teil von ihnen bleibt im Herzen. Und damit halten wir auch den Schmerz immer ein Stück fest. Die schönen Erinnerungen wollen wir nicht hergeben; also bleibt auch der Schmerz. Mir selbst sind die wundervollen Erinnerungen den Schmerz wert.

Ich habe einen der tollsten Männer, die ich je treffen durfte durch eine plötzliche Erkrankung an den Tod verloren. Jahre ist es her - und immer wieder rückt es verteufelt nahe. Nich täglich, nicht jede Woche - aber immer, wenn sich sein Geburtstag nähert, wenn das Todesdatum auf dem Kalender mir ins Auge fällt, wenn ich Berichte wie Deine Mail lese.

Ich selbst habe für mich erkannt, dass ich den Schmerz tragen muss, um die schönen Erinnerungen zu halten. Ich kann mich nicht für eines davon entscheiden. Sie gehen inzwischen Hand in Hand.

Der Schmerz bleibt. Er verändert sich, wird leichter, weniger tief - aber er bleibt. Erschreckt Dich das? Ich bin mir gerade sehr unsicher, ob ich das richtige schreibe. Aber ich kann nur sagen, was ich selbst erlebt habe und erlebe.

Der Schmerz wird immer leichter zu ertragen sein. Du merkst heute, dass es anders ist als vor fünf Jahren. Anders als noch vor drei, vor zwei... und so wird es weitergehen. Und noch mit 30, 40, Jahren wirst Du dann und wann an denken. Glaube ich zumindest, denn euch verband (und verbindet irgendwie) eine Menge. Du wirst aber eines Tages mit einem Lächeln an ihn denken - und darin liegt wohl der Trick.

Kein: Er ist weg.
Sondern: Schön, dass er da war...

Wenn Du für Dich siehst, dass Du mit der Trauer, dem Schmerz nicht allein fertig wirst, dass es Dich zu stark einnimmt, sich mehr ändern muss, dann denke darüber nach, das Erlebte zusammen mit einem Therapeuten aufzuarbeiten.

Alles Gute und jede Menge Kraft!
Dana