Problem von Jan - 17 Jahre

Bin ich reif für die Psychatrie?

[Anmerkung]: ENTSCHULDIGUNG, dass ich mein Problem jetzt 2x eingesendet habe, aber ich musste noch einige Änderungen vornehmen, die ich im Nachhinein doch noch als richtig und wichtig erachtet habe! Ich möchte Euch mit Sicherheit nich nocht mehr Arbeit machen, als ihr sowieso schon habt!

Hallo liebes Kummerkastenteam,

ich habe folgendes Problem: Ich bin mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem ich mich ernsthaft frage,
ob eine Einweisung in eine Psychatrie für mich nicht sinnvoll wäre.
Das mag in Anbetracht meiner Umstände vielleicht etwas komisch erscheinen, ich meine ich besuche ein Gymnasium,
bin dort relativ erfolgreich, habe Freunde, meine Eltern sind finanziell abgesichert, ich wurde nie geschlagen oder Ähnliches.
Trotzdem verspüre ich jeden Tag eine unglaublich starke Sehnsucht in mir, aber ich kann nicht sagen wonach.
Materiell gesehen fehlt mir wie oben bereits angedeutet nichts, schulisch könnte ich eigentlich 'zufrieden' sein, kann mich
aber nie so recht über meine Erfolge freuen, und sehe immer nur die negative Seite der Dinge.
Nichtmals über eine 1- in Mathe, wo ich bis vor 2 Jahren noch zwischen 4 und 5 stand, konnte ich mich freuen.
Selbst Kontakte mit meinen Mitmenschen und meinem Umfeld scheinen mich langsam nicht mehr zu interessieren.
Ich bin von Natur aus eher ein Mensch, der lieber einige wenige Menschen, die ich dafür aber intensiver kenne,
um sich hat, deswegen kann ich auch nicht behaupten, dass ich 200 Freunde habe, aber auch meinen Freundeskreis
kann man als 'normal' bezeichnen. Das Problem besteht nun darin, dass mich langsam die Personen mit denen ich
zum Teil tagtäglich zu tun habe 'langweilen'. Das klingt wahrscheinlich schrecklich, werdet ihr denken, "langweilen",
so als ob ich meine Mitmenschen nur als "Objekte" ansehe, deren Zweck es ist, mir Freude und Unterhaltung zu
bringen. Darüber habe ich mir auch schon oft Gedanken gemacht, und das Wort 'langweilen' ist hier wohl auch nicht
ganz optimal gewählt, aber es sieht nunmal so aus, dass ich selbst in zwischenmenschlichen Dingen keine
"Erfüllung" mehr finde. Es sind immer dieselben Gesprächsthemen, immer die selben 'Rollen', immer dieselben
Unterhaltungen, immer dieselben [...] mit denen ich zu tun habe. Wenn ich gefragt werde, ob ich nicht Lust
hätte mich z.B. am Wochenende mit einigen Leuten in einer der ZWEI Kneipen, in die man hier gehen kann
(wohlgemerkt ich lebe in einer Großstadt), zu treffen, antworte ich mittlerweile meistens mit nein, weil ich schlicht
keine "Lust" mehr habe. Dieses lustlose Empfinden breitet sich in den letzten Monaten allerdings, so weit in
meinem Leben aus, dass ich mir langsam Sorgen um mich selbst mache.
Überhaupt scheinen meine Probleme alle nur von mir auszugehen.
Ich habe immer wieder das Gefühl, dass mir etwas fehlt, weiss aber wie gesagt nie was - ist es Wärme?
Ist es der Wunsch nach Zufriedenheit? Ist es der Wunsch nach irgendeiner Art von Erfüllung?
Ist es wohlmöglich GARNICHTS und ich bilde mir alles nur ein?
Die Welt um mich herum scheint so Oberflächlich zu sein, ich habe nichtmals das Gefühl, dass ich zu meinen Eltern
eine intime Beziehung habe. Überhaupt fühle ich mich irgendwie "Alleingelassen".
Im Moment sieht es jedenfalls so aus, dass ich in meinem Leben keinen Sinn erkennen kann.
Dieses fehlen von Sinn habe ich bisher immer dadurch versucht zu 'füllen', indem ich mich in irgendeiner Art und Weise
"gegeißelt" habe, das heisst mich zu irgendwelchen Dingen gezwungen habe, die ich wohl nur aus purem Idealismus
tue, z.B. habe ich mich immer wieder zu extremer Gerechtigkeit gezwungen, selbst wenn ich damit nur mir und meinen
Mitmenschen geschadet habe. Oder ich habe jede Form von 'Egoismus' versucht zu unterdrücken und überall versucht
völlig "selbstlos" aufzutreten. Das hat im Endeffekt nur dazu geführt, dass ich von vielen Leuten ausgenutzt und benutzt
wurde, weswegen es mir heute mehr denn je schwer fällt Vertrauen zu fassen und dazu, dass ich meine eigenen Bedürfnisse
völlig ignoriert habe. Überhaupt bin ich ein Mensch, dem es fast unmöglich scheint Kontakte zu knüpfen und Vertrauen zu fassen.
Manchmal frage ich mich, ob ich nicht schon eine Art Phobie vor emotionaler und sozialer Nähe habe (Stichwort: Soziophobie),
denn bisher war ich immer unfähig auf evtl. "Zukommen" von anderen Menschen zu reagieren und habe sie wohl eher abgewiesen,
wodurch ich mich wohl auch nur mehr "abgesondert" habe. Von mir aus bin ich jedenfalls seit Jahren nicht mehr in der Lage
gewesen auf jemanden zuzugehen. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich mein Äußeres nicht akzeptieren kann.
Man muss dazu sagen, dass ich ca. seit meinem 9. Lebensjahr übergewichtig bin und heute bei einer Körpergröße
von 180cm 119kg wiege (Adipositas II-III).
Meine Eltern merken nichts von meiner Verfassung. Ich verbringe zwar meistens den ganzen Tag in meinem Zimmer
vor dem Computer und versuche meine Gedanken irgendwie mit Computerspielen und Informationsüberfluss
zu betäuben, was mir in letzter Zeit aber immer weniger gelingt. Wenn ich etwas gutes geschafft habe, wie z.B.
meine 1- in Mathe, kommt meistens nur ein gepresstes "super" von ihnen und sie drücken mir einen 5 Euro Schein in die Hand.
Es liegt vielleicht auch daran, dass sie allgemein wenig "Gefühle" zeigen (jedenfalls nicht so sehr nach außen gerichtet).
Sie merken auch nichts von meiner Zukunftsangst, da ich zwar schriftlich in fast allen Schulfächern 3 und besser
stehe, aber mich mündlich nie auch nur ein bisschen Einbringen kann, aus Angst etwas falsches zu sagen und/oder
ein schlechtes Bild bei den anderen abzugeben, und deswegen 5 stehe und in der Obestufe zählen schriftliche und
mündliche Noten immerhin 50:50 und welcher Arbeitgeber möchte heute noch einen "durchschnittlichen" Abiturienten,
der zwar theoretisch gut ist, aber keine sozialen Kompetenzen vorweist (Teamfähigkeit etc.)?
Gerade in meinem Traumjob als (Maschinenbau-)Ingenieur sind diese Kompetenzen Voraussetzung.
Ich möchte nicht einsam, ohne Job, Lebensaussichten, Lebenspartner sterben.
Das belastet mich sehr.
Ich merke gerade, was für einen ellenlangen Text ich bis jetzt geschrieben habe und damit, trotzdem
nicht getroffen habe, was ich eigentlich sagen will. Naja ich bin halt irgendwie mein eigener Feind geworden
und vielleicht Gefangener meiner eigenen Mythologie geworden.
Deswegen breche ich an dieser Stelle ersteinmal ab, da mich meine namenlosen "inneren Dämonen" schonwieder
auf solch blöde Ideen wie Suizid bringen.
Ich weiss, dass das ABSOLUT keine Option ist und ich damit wohl nur das Leben derer zerstören würde, die ich
am wenigsten treffen will, und im Moment sehe ich mich auch noch nicht 'ernsthaft' gefährdet, aber wenn ich mir vorstelle,
dass ich mein Leben noch ein paar Jahrzehnte so weiterleben muss, kann ich mich nicht versichern, dass ich nicht doch
irgendwann einmal abrutsche.

Bis dahin wünsche ich Euch persönlich alles Gute und viel Erfolg bei Eurer Arbeit
Jan

Hilfe! Ich zerbreche noch an mir selbst!!

PS: Ich könnte verstehen, wenn Ihr auf diesen Beitrag nicht antworten werdet, aber ich wäre Euch UNENDLICH dankbar,
wenn ihr es doch tun würdet.

Anwort von Sabine

Hallo Jan!

Du schilderst eine Verzweiflung, die Du hast und auch erkannt hast in vielen Punkten. Jedoch muß ich sagen, dass ich kein Psychologe bin und Dir sagen kann, ob es sinnvoll wäre sich bei diesem Grad Deiner Empfundungen selber einzuweisen. Ich kann es nicht beurteilen und darf es auch gar nicht. Für mich persönlich klingt alles nach einer Phase in die Du Dich verrant hast, aber ich bin auch nur eine Außenstehende und kein Fachmann. Vielleicht, damit Du ruhiger wirst und auch vieles besser verstehst, lässt Du Dir mal ein Beratungsgespräch bei einem Psychologen geben und fragst ihn mal, was er dazu meint. Das kann zum einen über den Hausarzt laufen mit einer Überweisung oder rufst direkt bei einer Praxis eines Psychologen an und lässt Dir einen Termin geben. Ich denke mal, dann bist Du auf jeden Fall auf der sicheren Seite und wirst auch viel mehr Antworten auf Deine Gefühle und vielen Fragen bekommen.

Lieben Gruß
Sabine