Problem von Anonym - 15 Jahre

Angst zu sterben und die Folgen

Hallo liebes kuka-team
Ich finde diese Seite echt toll...J

Nun zu meinem Problem:
Als ich 11jahre alt war, ist mein Nachbar in der Nacht an einem Herzinfarkt gestorben...obwohl er schon 55Jahre alt war, hatte ich einen schock, den ich mochte ihn sehr gerne...
Seit diesem Tag hatte ich ein halbes Jahr lang Probleme mit schlafen...
Ich hatte eine höllische Angst, dass ich am nächsten Tag nicht mehr leben werde, schliesslich ist der Nachbar in der Nacht gestorben...ich sah immer einen Sarg auf dem Boden!!!
ich tat dann immer so, als hätte ich heftige Bauchschmerzen und so blieb meine Mutter noch eine Weile im Zimmer...doch ich hatte jeden Abend diese Bauchschmerzen vorgetäuscht, ich weinte auch jedes Mal...
Ich bereitete mich schon jeden Abend darauf vor, das ich am nächsten Tag nicht mehr leben werde...ich hatte einfach höllische Angst und schlief meistens durch das weinen ein...
Warum hatte ich damals eine solche Angst vor dem sterben?

Danach mit 12 Jahren hatte ich auf einmal Magersucht... ich konnte mir dies selber nicht erklären...
Ich musste in eine Therapie gehen...wir wollten herausfinden, warum ich Magersucht bekam...ich konnte mir bis heute selber nicht erklären wieso... ich hatte einfach nie richtig in die Vergangenheit geschaut...

Diese Woche hatte ich sehr viel Zeit für mich und darum ging ich in den Gedanken mein ganzes Leben durch... ich merkte, dass ich diesen Abschnitt immer vergessen hatte...obwohl es das schlimmste halbe Jahr war, dachte ich nicht mehr an diese Angst vor dem sterben...
Habe ich etwa darum Magersucht bekommen?
Wie konnte ich das Jahrelang vergessen haben, nicht einmal durch die Therapie habe ich es herausgefunden...
Wie kann man ein solch schlimmes Erlebnis einfach vergessen...

Kann es deswegen zu der Magersucht geführt haben? Ich möchte das jetzt gerne noch rausfinden, denn seit dieser Krankheit esse ich am Tisch immer noch wenig, aber zwischendurch viel zu viel... kann man das jetzt noch irgendwie rausfinden, oder ist es schon zu spät?

Ich bitte um eure Hilfe... hoffentlich kann mir jemand weiterhelfen....

Anwort von Sylvia

Grüß dich,

nein, es ist nicht zu spät das heraus zu finden. Du schreibst, du hast bereits eine Therapie gemacht und dass du aber dieses Thema mit dem Sterben völlig verdrängt hast. Ich geh also davon aus, dass du deinem Therapeuthen auch nichts davon gesagt hast. Ich bin natürlich kein Therapeuth, alles was ich Dir rate oder sage ist nur meine persönliche Meinung.

Als ich 18 war, ist eine Freundin von mir, die auch gerade 18 war, an Herzversagen gestorben. Ohne Vorankündigung. Was meinst du wie mich das belastet hat. Vorher hab ich nie über mein Herz nachgedacht. Es war da, gesund, am schlagen, kein Grund drüber nachzudenken. Nach ihrem Tod fing es an: Herzstolpern, Herzrasen, scheinbar ohne Grund. Ich bin von Arzt zu Arzt, alle haben gesagt, es hat keinen Grund, es gibt halt Leute die haben sowas. Ich hab so eine Angst gehabt, dass mir das selbe passiert. Das war das erste Mal, dass mir klar war, dass man nicht unverletzbar ist, auch nicht wenn man jung ist. Der Tod gehört zum Leben dazu. Aber das zu verstehen, damit zu leben und vor allem zu begreifen: Mir muss nicht das selbe passieren, ich muss keine Angst haben, das ist wichtig. Ich kann absolut verstehen, dass dich das sehr beschäftigt hat, das Thema sterben und die Angst vor dem Tod. Ob sich daraus deine Magersucht entwickelt hat, mag ich nicht beurteilen.

Vielleicht wäre es am Besten du redest nochmal mit deinem Therapeuthen, den die Angst vor dem Tod kann wirklich schlimm sein. Es scheint dich ja immer noch zu belasten, es wird Dir bestimmt helfen darüber mit einem Therapeuthen zu reden.

Ich wollte Dir mit meinem Beispiel nur zeigen, dass es sein kann, dass sich aus einer Angst eine andere entwickelt und das grade die Angst vor dem Tod eine sehr einschnürende sein kann. Aber man kann sie heilen, man kann lernen damit zu leben ohne ständig darüber nachzudenken.

Liebe Grüße
Sylvia