Problem von Anonym - 30 Jahre

Im Kampf mit ihm und mit mir selbst

Er schnarcht, wie immer, wenn er was getrunken hat und ich kann nicht schlafen. Ich bin unglücklich, obwohl das Leben mir immer neue Erlebnisse und Möglichkeiten bereit hält. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, auf Dinge zurück zu blicken, die schöner sind als das, was noch kommen mag. Ich fühle mich an einer Endstation und mauere mich immer mehr zu.

Wir sind erst im Februar zusammen gekommen und bereits im April zusammen gezogen, und schon ist die Beziehug am Ende? Ich kann und will es nicht glauben und weiß nicht, was ich tun soll, um die Beziehung zu retten, weil ich gar nichts mehr fühle.

Dauernd verlangt er irgendwas von mir, dass ich ihm die Füße kratze - während ich mit Regelschmerzen auf dem Sofa liege, ihn massiere, ihm einen blase... Aus Liebe würde ich diese Dinge wohl wirklich tun, mich nicht ärgern. Tatsächlich fühle ich aber nichts mehr für ihn außer Abwehr. Innerlich nörgele ich über alles, ärgere mich über jedes kleine Detail, lege jedes seiner Worte auf die Goldwaage. Ich habe das Gefühl, ständig ein schwarzes Loch zu füttern - für mich tut er nichts dergleichen, auch wenn wir bereits häufig darüber gesprochen haben.

Tatsächlich kenne ich diese Wut aus früheren Beziehungen. Ich kenne meine Vorwürfe an die Männer, ich kenne mein Nörgeln, ich kenne das Gefühl, es mit einem verdammt großen Egoisten zu tun zu haben. Was ist bloß los mit mir? Erwische ich die Falschen, hab ich das falsche Suchbild? Das kann ja wohl nicht sein, was mache ich falsch? Bin nicht ich die Egoistische? Und wie kann ich aus diesem Teufelskreis ausbrechen? Bin ich beziehungsunfähig? Wie kann ich dann gute langjährige Freunde haben, warum geht das gut?

Endlose Diskussionen, dass ich nicht genug aufräume, während ich mich auf einen neuen Job vorbereitete. "Jetzt verdienst Du bald mehr als ich", hat er gesagt. Und erst nach langem Hin und Her hat er ein kleines bisschen eingestanden, dass es okay ist wenn ich drei Stunden aufräume und drei Stunden lerne und mir das so plane, wie ich es möchte. Aber bei ihm ist es völlig in Ordnung, wenn er gar nicht aufräumt, sondern Formel Eins sieht. Hauptsache nach außen hin sieht es sauber aus, die Wohnung ist aufgeräumt - die Seele der Beziehung hingegen ist egal. Investieren bedeutet für ihn, eine Klimaanlage anzuschließen, und danach will er kräftig gelobt und belohnt werden.

Er hat kein wirkliches Verständnis für meine spirituellen und emotionalen Bedürfnisse. Vielmehr weiß ich schon bevor ich etwas in dieser Richtung sage, das er gar nicht versuchen wird, mich zu verstehen. Dann zeigt er sich männlich, saufen, rauchen.

Ich fühle mich auf ein Klischee reduziert, meine Lebensfreude verläßt mich. Kennt jemand das? Weiß jemand eine Lösung - oder muss ich mich lösen?

Anwort von Sabine

Hallo!

Ob Du Dich von ihm lösen mußt, dass kann ich Dir nicht sagen. Doch ich möchte Dir vorweg ein Buch empfehlen, bevor ich es später vergesse zu erwähnen. Es heißt "Männer sind anders, Frauen auch". Vielleicht hast Du schon einmal davon gehört. Wenn Du es gelesen hast, wirst Du einiges vielleicht mit anderen Augen sehen. Wichtig finde ich jedoch, dass es auch der Partner liest. Auch er wird darin vieles entdecken können. Ich hoffe, Du könntest ihn evtl. dazu animieren.
Ich denke, die Situation, in der Du steckst, die kennen sehr viele Menschen und Paar oder Frauen oder Männer. Dieses Gefühl ständig nur zu geben und nie zu bekommen.
Tja, wie verhält man sich richtig. Ich habe das auch alles irgndwo schon miterlebt und diskutiert und diskutiert. Ich bin keine Fachfrau um es zu analysieren, aber ich weiß, dass es immer wichtig ist dem Partner mitzuteilen, wie es in einem aussieht und wie man bestimmt Dinge empfindet. Dieses Verschweigen führt oft dann zu dem Frust, der sich jetzt auch bei Dir breit macht.
Ich denke nicht, dass Du beziehungsunfähig bist, ich denke vielmehr, es war recht schnell, dass ihr zusammengezogen seid. Es kann gut gehen, es kann aber auch schiefgehen. Um sich einigermaßen gut kennenzulernen braucht es eine lange Zeit. Richtig lernt man sich nie kennen. Jeden Tag kommt immer was neues dazu, dass man lieben lernt am Partner oder nicht ausstehen kann. So stutzt man sich halt ein wenig in der Beziehung zusammen, weil man sich im Grunde liebt, wie man ist.
Wichtig ist, dass beide geben und nehmen können. Wenn Dir z.B. nicht danach ist ihm die Füße zu kratzen, weil Dich gerade die Regelschmerzen plagen, dann sage es ihm auch und sage ihm auch, dass es Dir viel leber wäre, wenn er sich vielleicht gerade um Dich kümmert, denn wenn es Dir dann besser geht, dann kannst auch Du ihm was Gutes tun, wenn es von Herzen kommt. Alles, was gegen den Willen geschieht oder man doch so ungerne macht, staut Frust auf. Irgendwann platzt die Bombe dann und es gibt einen riesen Streit und Agressionen kommen raus, die sich angestaut haben. Er wird dann vielleicht nicht verstehen warum und wieso, denn Du warst bisher doch immer so friedlich. Männer brauchen oft klare Ansagen. Sie mögen es oft nicht so gerne, wenn man um die Dinge drumherum redet. Das unterscheidet uns wohl so sehr von den Männern. Zumindest bekomme ich es immer wieder mit und erwische auch mich oft genug dabei. Gelobt zu werden für getane Dinge oder geschaffene Dinge, dass braucht ihr beide. Sowohl er sollte Dich dafür loben, als auch Du ihn. Es tut gut und animiert zum Weitermachen. Schafft man und gestaltet man die ganze Zeit über und bekommt keinerlei Lob, dann mag man irgendwann nicht mehr.
Wichtig ist auch, dass Du danach schaust, was Dir gut tut. Was willst Du und was möchtest Du? Klar, ist er Dein Partner, aber Du hast auch ein eigenes Leben und er sollte es respektieren, wie Du sein Leben respektieren solltest.
Ihr habt euch vor Monaten dazu entschlossen zusammen zu ziehen. Aus ganz bestimmten Gründen. Man sollte sich auch mal wieder daran zurückerinnern und darüber nachdenken, wo es geblieben ist. Ist es fort? Ist es noch da? Nur gerade im Moment verdeckt durch den Frust?
Ich denke schon, dass Du eine Beziehung führen kannst. Du solltest nur auch ehrlich in dieser Beziehung sein. Es ist keine Nörgeln, wenn man es richtig herüberbringt. Es ist ein Mitteilen wie man mag oder nicht mag. So wie er es auch macht auf seine Art und Weise. Wie heißt es so schön: der Ton macht die Musik.

Lieben Gruß.