Problem von Anonym - 45 Jahre

Trennung wegen verbaler Gewalt (4)

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Hallo Kummerkasten,
hallo Alle!

Das Finale:

Ein Ende ist abzusehen. Mehrere Male hatte sie angekündigt, das Feld zu räumen. Jedes Mal hatte sie Ausreden, das zu revidieren. Hoffnung - Enttäuschung - Hoffnung - Enttäuschung - usw. Das macht mürbe! Ich bin knapp an einer Depression vorbeigeschliddert. Irgendwann habe ich die Kurve gekriegt und mich da langsam herausmanövriert. Was will ich? Weg! Sie geht sowieso nicht. Einen juristischen Kampf wollte ich nicht versuchen. Einer hoch entwickelten "asozialen Intelligenz" ist mit normalen Mitteln nicht beizukommen. Das ginge nach hinten los, würde sich in die Länge ziehen, zur ekligen Eskalation führen oder sonstwas.

Einige heftige Auseinandersetzungen gab es noch. Ein mal habe ich die Polizei gerufen. Während die da waren, war sie "ganz vernüntig". Danach hat sie weiter geterrort. Ein paar Tage später hatte ich noch ein Gespräch in der Wache mit dem einen der Beamten alleine. Ich bin extra hingefahren, weil ich nochmal darüber reden wollte. Er meinte, nach allem was er so von mir hört: "Wenn ihnen in so einer Situation die Hand ausrutscht, sind SIE der Böse! Sie müssen dann mit Konsequenzen rechnen.". Richtig! Das habe ich zum Glück nie gemacht, obwohl ich oft knapp davor war. Ein mal hat sie sich in der Hinsicht sogar geäußert. Ihr wäre es lieber, ich würde sie verprügeln als dass sie meine Ablehung spüren müsste. Aha! Egal, mache ich trotzdem nicht.

Schrill war Folgendes: Sie hatte zwischenzeitlich einen neuen Lover (die arme Sau). Ich fand den sympathisch. Der hat mir ja nichts getan. Ich fand das jedoch überaus demütigend, dass ich mich in meiner eigenen Wohnung wie ein Gast fühlen durfte und keinen Einfluß hatte, wer, wann und warum hier ein- und ausgeht. Sie fragte, was mit mir an dem besagten Abend los war. Sie bekam die Antwort. Einige Tage später hat sie mir in einer mehrstündigen Rumpelstielzchen-Nummer einzureden versucht, dass ich eifersüchtig und nicht ehrlich zu mir selbst sei. Meine schlechte Laune hätte nichts mit der Wohnung tun tun, ich würde mich selbst belügen. Währenddessen arbeitete ich, weil etwas fertig werden musste. Gebetsmühlenartig wiederholte ich, dass ich in Ruhe arbeiten möchte und sie doch bitte gehen soll. Sie "tanzte" weiter um mich herum. Danach musste ich über diese absurde Show eine ganze Weile lachen (Diese Fähigkeit, darüber lachen zu können, markiert irgendwie einen kleinen Wendepunkt). Etwas später stand sie heulend vor mir, weil sie mich doch noch so sehr lieben würde. Na dann!? "Ich liebe Dich aber nicht mehr..."

Ich denke nicht, dass sie weiß, was Liebe ist.

Kurz und gut - so ging es nicht weiter! Sie verschwindet einfach nicht, also verschwinde ich. Einfach die Wohnung gekündigt. Ich hatte noch keine neue Wohnung. Das war mir egal. Notlösungen gab es. Die brauchte ich aber nicht, weil das Glück, an das ich gaaaaaanz fest glaubte, mir eine NOCH schönere Wohnung beschert hat. Und jetzt nur für mich! :-)

Nun packe ich meine Sachen und schaffe sie weg. Sie bleibt hier und zieht in eine Wohnung nebenan. Natürlich behindert mich ihr Krempel beim Auszug genauso wie er mich beim Einzug behindert hat. Das ist dann eben so.

Zur Zeit ist es halbwegs ruhig. Ab und an knallt es noch. Macht nichts. Ich versuche den Kontakt zu meiden - sie sucht ihn manchmal auf eine unangebracht freundliche, fast mütterliche Art. Das nervt und ich bin meist reserviert bis abweisend. Das interpretiert sie als "Film". In ihrem Weltbild existiert anscheinend die Möglichkeit nicht, dass man auf sie sauer sein könne oder keinen Kontakt haben will. Das ist bizarr. Vielleicht hat sie nur nie gelernt, wie damit umzugehen ist. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass das ein guter Moment ist, das Weite zu suchen. Sie kann sich ja einreden, dass ich Probleme hätte (ich löse sie gerade). Vielleicht denkt sie, dass, wenn mein "Film" vorbei wäre, "alles wieder gut wird"? Kann sie machen. Nicht mein Problem.

Noch weiß sie nicht, wohin ich ziehe (hoffe ich!). Früher oder später wird sie das irgendwie wissen. Falls sie dann wieder versuchen sollte, den Kontakt aufzunehmen, wird sie Stress bekommen.

Ein paar Wochen später, ich schreibe weiter:

Der Umzug ist abgeschlossen, ich habe endlich ein Nest für mich alleine. Endlich Ruhe! Manchmal kommt ein Anflug von Ärger - nein, eher innerliches Kopfschütteln - hoch. Nach der Trennung hat es immerhin fast ein Jahr gedauert, bis diese unerträgliche Person aus meinem Alltag verschwunden ist. Ein paar kleine Steine hat sie mir noch in den Weg gelegt. Ich war gezwungen, sie noch ein paar mal zu treffen um Formalien zu klären. Sie war einen Tag halbwegs normal ansprechbar, um das abzuschließen. Ansonsten wirkt sie oft seltsam abwesend oder zickt wie gewohnt rum. Keine Ahnung, ob sie etwas nimmt oder diese Gedämpftheit von Innen kommt. Bei ihr bricht gerade einiges zusammen. Nicht mehr mein Problem.

Der von mir befürchtete "apokalyptische Ausraster" ihrerseits (bei meinem Verschwinden) blieb aus. Das war das, wovor ich mich am meisten fürchtete und was mich daran hinderte, den Mut früher zusammenzunehmen und abzuhauen. Einige Freunde hatten mir für den Fall ihre Anwesenheit angeboten. Das war beruhigend.

An sich hatte ich damit gerechnet, dass bei mir einiges Aufgestautes heftig hoch kommt, sobald ich wieder frei atmen kann. Bislang ist das ausgeblieben. So richtig entspannen kann ich momentan noch nicht, doch das hat nicht nur mit dieser verkorksten Beziehung zu tun. Ich habe meine Stimmungsschwankungen - so, wie ich mich kenne. Aha! Immerhin spüre ich mich selbst wieder! Ich muss mich nicht mehr mit ihren Stimmungsschwankungen auseinandersetzen oder einfach nur die Angst vor dem nächsten Ausraster haben.

Ab und an geistert noch etwas anderes durch meinen Kopf: Meine Verzweiflung darüber, dass sie nie wirklich kapiert hat, dass man so nicht mit Menschen umgehen darf. Darunter hatte ich immer gelitten und ich leide jetzt noch ein wenig. Das kann doch nicht sein?! Sie war in der Hinsicht völlig feedback-resistent.

Meine ständig nach außen gerichtete Hypersensibilität nahm mir das Gespür für mich selbst. Nicht gänzlich, doch zu einem ungesund hohen Anteil. Rückblickend habe ich das Gefühl, dass ich eine Weile nicht existierte. Wie ein Koma oder so ähnlich. Jetzt kommt es mir vor, als müsste ich neu lernen, das Leben zu lieben.

Als Gegengewicht zu der Hypersensibilität hatte ich tatsächlich eine Ignoranz entwickelt um das überhaupt aushalten zu können. Das war immer einer ihrer Vorwürfe: die Ignoranz ihr gegenüber. Das hat sie schließlich auch bekommen. Die Ignoranz empfinde ich als eine überzogene Form der Gelassenheit. Nun kann das wieder dahin zurück, wo es hingehört. Das gelingt mir nicht immer und ich werde hektisch und unzufrieden. Naja, das sind dann eben die Stimmungsschwankungen. Zu einem gewissen Grade finde ich das OK und kann das hinnehmen. Das ist ja auch eine Form von Gelassenheit, wenn ich meine Unzufriedenheit akzeptiere - auf einer anderen Ebene.

Genau das war übrigens einer der überaus lästigen Punkte: sie konnte es nicht aushalten, wenn ich schlecht drauf war. Egal, ob das etwas mit "uns" zu tun hatte oder nicht. Sie hat es IMMER persönlich genommen, wenn ich schlechte Laune hatte. Meine Güte! Jeder hat mal einen schlechten Tag. Wenn ich nicht gut drauf war, hatte ich das gesagt und ihr empfohlen, mich in Ruhe zu lassen. Und was hat sie gemacht? Das Gegenteil! Sie hat mich belagert und versucht, meine schlechte Stimmung mit Gewalt wegzumachen. Ebenso hat sie mit Gewalt versucht, eine gute Stimmung festzuhalten. Wie blöde ist das denn?! Das funktioniert so nicht! Es hatte übrigens auch nicht funktioniert, offen und ehrlich über meine Gefühle zu reden. Das hatte sie zu oft zu ewigem Gegrüble gebracht, bis meine Aussagen verzerrt, in ihr Weltbild passend, zum Öffnen eines neuen Fasses führten. Kopfgesteuert! Ätzend! Keine Kleinigkeit wurde je zu einem Abschluß gebracht.

Letztendlich ist sie das "ignorante Ar...". Nach meinem laienhaften Verständnis hat sie eine antisoziale Persönlichkeitsstörung, was man früher Psychopathie nannte. Jedenfalls hat sie mir nach allen Regeln der Kunst ins Gehirn zu scheißen versucht und hat es zeitweilig auch geschafft. Durch Selbstzweifel, Schuldgefühle und Ängste bliebt nicht mehr viel eigene Willenskraft übrig. Sie benutzte mich als Projektionsfläche. Mir fiel irgendwann auf, dass alles, was sie mir vorzuwerfen versuchte, eigentlich auf sie selbst zutrifft. Oft bekam ich selbst nach einigen Tagen aufs Butterbrot geschmiert, was ich ihr zuvor klar machen wollte. Die ersten Male war ich irritiert, später verwundert, dann aufmerksam. Also warf ich ihr vor, dass sie mich als Projektionsfläche missbrauche. Und schwupps! Etwas später bekam ich genau das vorgeworfen: Ich würde sie als Projektionsfläche missbrauchen. Da schließt sich der Kreis! Fast wie ein schlecht programmierter Plaudercomputer. Sie benutzt Worte, ohne den Inhalt und den Bezug zu kapieren.

Das muss ich mir zum Glück nicht mehr antun! Und ich kann endlich wieder ich selbst sein!

Übrigens:
Ich habe sehr viel mit anderen Menschen über meine Situation gesprochen. Manchmal sogar mit Fremden, denen ich zufällig begegnet bin. Ich hatte nicht ein einziges mal das Gefühl, dass ich nicht ernst genommen werde. Woran das liegt, weiß ich nicht genau. Vielleicht hatte ich instinktiv solche Gesprächspartner ausgelassen, bei denen das hätte passieren können. Vielleicht war ich glaubwürdig, weil ich an meinen Darstellungen selbst nie gezweifelt habe. Aber selbst, wenn ich auf Unverständnis gestoßen wäre, hätte mich das wohl nicht ernsthaft zurückwerfen können. Ein solcher Gesprächspartner hätte sich nur selbst disqualifiziert. Was allerdings passierte: Ein Freund unterbrach mein Lamento und bat mich, mal über etwas anderes zu reden. Das war richtig von ihm. Das hatte meinen Fokus verschoben.

Allen Betroffenen wünsche ich die Kraft und die Unterstützung, die sie brauchen um aus so einer Situation heraus zu kommen!

Pflegt Eure Hoffnung wie ein kleines Pflänzchen!

Liebe Grüße!

"Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen." (Erich Kästner)

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Hab Dank, dass Du uns noch einmal vom Lauf der Dinge berichtest und 'Glückwunsch!' zum neuen Leben!

Schon sehr bezeichnend, nicht wahr? Auf der einen Seite möchte man meinen, Du wärst im Ziel angekommen und auf der anderen Seite nimmst Du die Startposition gerade wieder ein. Der Weg ist eben doch das Ziel...

In irgendeiner dieser schwarz/weiß-Komödien, die ich als Kind oft mit meinen Eltern gesehen habe, fällt der Satz:

"Beschert Dir das Leben saure Zitronen, mach süße Limonade draus"

Der Satz hat mir schon damals gefallen - und heute beim Lesen kam er mir wieder in den Sinn.

Alles Gute und weiter so!
Dana