Problem von Anonym - 19 Jahre

Ich habe Probleme mich zu öffnen

Liebes KuKa-Team.

Ich habe schon einige Berichte bzgl Verschlossenheit gelesen, jedoch ging es immer nur darum, wie man mit einem sehr zurückhaltendem Partner umgeht.
Die andere Seite ist auch nicht leicht.
Ich kann mich nicht beschweren wenn es um meine Kindheit geht. Ich glaube nicht, dass meine Eltern irgendwas hätten besser machen können.
Manchmal denke ich, sie hätten strenger sein sollen. Ich "dürfte immer alles" solange ich verantwortungsbewusst damit umgehe (zB seit meinem 10. Lebensjahr schlafen gehen wann ich will solange ich morgens nicht verschlafe).
So habe ich natürlich immer alles ausprobiert und zwar gelernt, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen treffen (ohne vorher auszuprobieren) kann ich jedoch nicht.

Ich bin sehr ruhig. Als Kind war ich nicht so. Jetzt brauche ich viel Zeit alleine. Probleme mache ich nur mit mir selbst aus. Wenn ich rede, dann nur mit meinem besten Freund. Selbst ihm gegenüber kann ich nicht offen sein.
Ich weiß, dass ich sehr sensibel bin, auch bzgl Gerüchen und der Lautstärke etc. Aber es wird immer mehr, immer 'schlimmer'. Ich brauche immer mehr Zeit für mich, ziehe mich zurück, niemand kennt MICH wirklich, nicht einmal ich eigentlich. Eine Beziehung ist so schon lange nicht mehr möglich.
Selbst auf Toilette gehen, wenn ich zb. bei jemandem zuhause bin, den ich noch nicht sehr gut kenne, fällt mir schwer. Als sei es 'peinlich' ein Mensch zu sein.
Ich habe lange Leistungssport betrieben, hatte aber nie Druck von Trainern oder meinen Eltern, nur von mir! Nach einer sehr schwierigen Zeit habe ich jetzt schließlich aufgehört, da ich fand, dass die viele harte Arbeit es nicht wert sei, an einem Wettkampf, einem kleinen Fehler, den man macht, zunichte zu gehen.
Ich frage mich nur, warum ich so bin? Und wie ich selbst wieder herausfinden kann, wer ich eigentlich bin?
Warum kann ich niemandem vertrauen? Warum bin ich so verschlossen?
Ich denke schon sehr lange darüber nach. Ich war immer Sportler und weiß jetzt nicht so genau, was ich jetzt eigentlich sein soll. Ich schreibe und male und denke nach und denke nach.. aber ich komme da nicht weiter.
Ich weiß, mit gerade 19 versucht wohl jeder irgendwie herauszufinden wer er eigentlich ist.
Ich glaube aber, dass das bei mir weiter geht, als es sollte. Es stimmt mich depressiv, mit mir selbst nicht im Reinen zu sein. Ich bin nicht Magersüchtig, nicht so richtig jedenfalls, aber ich sehe klar die Gefahr, ein ernsthaftes Essproblem zu haben (ich habe mich bereits zwei/drei mal übergeben, nur wenn es 'ganz schlimm' ist) und manchmal fühle ich mich einfach sehr einsam und frage mich, wieso alles denn so kompliziert sein muss?
Andere haben doch auch nicht solche Probleme damit, darüber zu reden, wie es ihnen geht, darüber zu reden, wieviel sie wiegen, was sie gerade so machen, was sie bewegt, haben mehr Selbstbewusstsein und kennen sich.
Ich irgendwie nicht...
Mit meinem besten Freund zum Beispiel kann ich so gar nicht reden. Wir schreiben viel. Er kennt mich so gut, dass ich ihm nicht diese 'falsche Fassade' vorspielen könnte, was mir erst in den letzten Wochen klargeworden ist. Mit ihm kann ich nicht einmal über das Wetter oder Fernsehen reden, gar nicht im Prinzip, weil mir die Auseinandersetzung mit meinem wirklichen Ich so schwer fällt. Ich weiß irgendwie nicht mehr weiter..

Vielleicht könnt ihr mich in meinen Überlegungen voranbringen..

Anwort von Sylvia

Grüß dich,

irgendwie kommt es mir so vor, als wenn du Dir viel zu viele Sorgen über viel zu viele Sachen machst. Kommt mir sehr bekannt vor. Solange du dich immer mehr zurück ziehst, wird sich da wahrscheinlich auch nicht sehr viel ändern. Was hindert dich denn daran, mal über deine Gefühle zu reden, auch wenn es sehr schwer fällt? Was verbietet Dir z.B. mit deinem besten Freund mal darüber zu reden, dass du so verschlossen bist. Es ist die einzige Möglichkeit die mir neben einer Therapie einfällt.

Liebe Grüße
Sylvia