Problem von Julian - 20 Jahre

Fehlende(s) Selbstvertrauen / Lebensfreude

Hallo liebes Kummerkastenteam,

ich habe schon seit mehreren Jahren große Probleme mit mir selbst und meinem Leben.
Es fing in der Schule an, ich wurde immer demotivierter, bekam schlechtere Noten, hatte immer weniger Freunde. Seit 2003 bin ich aus der Schule raus, habe bis heute keinen Ausbildungsplatz, habe dies und das ausprobiert, angefangen und wieder abgebrochen. Ich weiß auch bis heute nicht, in welcher Richtung ich arbeiten möchte. Da ich damals nach der Schule von meinem Vater zu meiner Mutter gezogen bin, weil ich es nicht mehr bei ihm ausgehalten hab, sind auch meine (ohnehin sehr raren) Kontakte zu "Freunden" abgebrochen. Hier habe ich zwar meine Geschwister, 2 Halbbrüder und meine große Schwester kommt auch manchmal vorbei. Aber was mir nun wirklich fehlt sind Freunde - und eine Ausbildung. Das Problem ist aber, dass ich nicht an mich glaube und sehr demotiviert bin, irgendetwas in meine berufliche Zukunft zu investieren, obwohl es mir andererseits sehr wichtig ist, eine Aufgabe zu haben. Ich habe bis Ende Juni zwar meinen Zivildienst geleistet, aber seit Juli bin ich halt arbeitslos und mittlerweile kann ich es auch nicht mehr wirklich genießen, ausschlafen zu können, da ich mich sehr schlecht damit fühle, "für nichts gut" zu sein. Ich weiß, das ist alles sehr kompliziert mit mir, aber genau deshalb schreibe ich euch ja...Ich fühle mich unnütz, weiß nicht welcher Weg für mich der richtige ist, hab keine Ahnung wie ich mit meiner Schüchternheit und meinem schwachen Auftreten Freunde finden bzw. beruflich endlich weiter kommen soll. Das einzige was mir Halt und Lebensfreude gibt, ist meine tolle Freundin, Elena, mit der ich seit dem 4. August sehr glücklich zusammen bin. Wenn ich bei ihr bin, fühle ich mich immer sehr wohl und geborgen, wir lieben uns sehr und versuchen so oft wie möglich beieinander zu sein. Sie macht zur Zeit ein FSJ als Altenpflegerin, wozu ich sagen muss, dass ich da sehr stolz auf sie bin, denn es ist sicher nicht leicht mit Demenzerkrankten zu arbeiten. Mit ihrer Familie verstehe ich mich auch gut. Alle sind sehr nett zu mir. Jedoch fühle ich mich wie gesagt (ich glaube ich wiederhole mich) immer mehr wie ein "Loser". Ich möchte wieder einen Status haben, nicht mehr arbeitslos sein...ich möchte Geld verdienen, meinen Führerschein machen, meiner Freundin etwas bieten können, ich will soziale Anerkennung. Ich will wieder etwas wert sein und vor allem meine Lebensfreude zurückgewinne, die bei mir seit langer Zeit auf Eis gelegt ist. Es fällt mir eigentlich so gut wie immer schwer, meine Gefühle nach aussenhin zu zeigen und ich rede auch nicht gerne über meine Probleme, außer mit Elena. Gleichzeitig will ich aber gerade sie auch nicht damit belasten. Ich will beweisen, dass ich auch was drauf habe. Ich weiß, dass ich nicht "auf den Mund gefallen" bin (oder wie sagt man?!). Was mich auch sehr beschäftigt sind meine ungewollten negativen Gedanken, besonders wenn ich alleine bin, schwirren mir diese wie Sand am Meer im Kopf herum. Ich sehe dann automatisch alles schwarz, wirklich alles, obwohl ich das Gegenteil will und pausenlos versuche, dagegen anzukämpfen und die schönen Dinge im Leben zu sehen....bei mir kommt einfach alles zusammen irgendwie....ich weiß nicht, was ich tun soll, ich fühle mich gleichzeitig unter- und überfordert vom Leben. Ich hab zwar schon 'ne Menge geschrieben jetzt, könnte aber noch bestimmt viel mehr schreiben, aber ich würde jetzt gerne einfach mal hören, was ihr dazu sagt....ich hoffe sehr, dass ihr mir irgendwie helfen könnt!

Vielen Dank im Vorraus!

Mit freundlichen Grüßen,

Julian

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Julian!

Die Lösung könnte so nah liegen: ein Job, ein Praktikum, eine Ausbildung - damit bekommst Du automatisch den Status, die soziale Anerkennung. All das, was Du so gern hättest, hängt genau davon ab. Kann es eine größere Motivation geben, Arbeit / Ausbildung zu suchen? Und kann sich diese Motivation, der Wunsch nicht auch in Deinem Auftreten wiederspiegeln? Was kann sich ein Arbeitgeber mehr wünschen, als einen jungen Mann, der diesen Job will und der sich so Mühe geben wird, weil viel mehr als "Ausbildung machen" daran hängt.

Was Dir noch im Wege steht, ist die die Angst, es nicht zu schaffen. Aber die wird bleiben, wenn Du es nicht anpackst. Ich fürchte sogar, sie wird noch wachsen. Denn je länger man sich selbst im Nichtstun und geschehen-lassen ausruht, desto schwieriger wird es auch, den Faden wieder aufzunehmen. Und was wir schaffen können, wissen wir alle erst im Nachhinein. Pack es an. Wiegt die Angst wirklich mehr als all die anderen Wünsche? Willst Du zulassen, dass diese Angst Dir weiterhin so im Wege steht?

Alles Gute!
Dana