Problem von Inka - 17 Jahre

Die Probleme in meiner Familie haben keinen Ausweg

Hallo erstmal

Das wird jetzt erstmal eine sehr lange Beschreibung meines Problems. Mein eigentliches Problem ist eigentlich, dass ich über die Probleme nicht reden kann, was heißt, ich kann schon darüber reden, aber es bringt mir nichts, weil sie einfach weiter bestehen und dass das einfach ein täglicher Kampf ist und ich weiß einfach nicht, wohin mit meinen Emotionen.

Es geht um meinen Vater.

Ich erläutere gerade mal die Familienverhältnisse untereinander:

Mein Bruder wird von meinem Vater sehr geschätzt, er ist 22 und studiert Physik und Mathematik (wie es mein Vater damals auch tat). Sie verstehen sich prächtig und streiten sich eigentlich nur, wenn es um den Haushalt geht.

Der Streit um den Haushalt hat den Grund, dass es hier einfach oft furchtbar aussieht und meine Eltern ein wenig schlampig sind. Das ist für mich weniger ein Problem, ich bin wahrscheinlich daran gewöhnt, aber mein Bruder findet das nicht in Ordnung und tut als Protestaktion gar nichts, worüber sich dann aber alle beschweren. Wir haben schon öfters darüber geredet, aber es gibt immer einen Grund, warum man sich dann doch streitet. Wenn man zum Beispiel ausversehen etwas wegräumt, was der Andere dann suchen muss. Und jedes Mal stellen wir fest, wenn unser Haus und unser Garten schon fertig wäre (wir leben hier jetzt seit 7 Jahren und das ist immer noch teilweise eine kleine Baustelle), dass wir den Stress nicht hätten, weil wir einfach Platz hätten, die Dinge sinnvoll wegzuräumen...naja, ich bin ein wenig abgewichen.

Ich verstehe mich gut mit meinem Bruder, neuerdings ergreift er halt auch Partei und ich bin froh, dass er die Dinge so sieht wie ich, seitdem ich ihm ein wenig die Augen geöffnet haben (muss dazu erwähnen, dass er vorher sehr verschlossen war. Seitdem er eine Freundin hat, hat sich das geändert).

Mein Bruder versteht sich mit meiner Mutter auch gut, obwohl er lange Zeit gedachte, dass sie ein schwarzes Schaf in der Familie ist und eben mit meiner Aufklärung feststellte, dass das gar nicht so ist. Jetzt wünscht er sich viel mehr Kontakt mit ihr und er macht langsam Fortschritte.

Meine Mutter liebt ihre Kinder. Das merkt man auch.

Und auf die Frage, wie es denn jetzt nun in der Ehe ist, hat sie mir ehrlich geantwortet. Ich hab schon mal früher gefragt, aber ich denke, dass ich da noch zu jung war.
Sie erzählte, dass sie mit der Zeit aufgegeben hat meinen Vater zu ändern. Eigentlich soll man Menschen nicht ändern, aber ehrlich gesagt, hier wäre es nötig. Mein Bruder erwähnte mal, dass mein Vater meinem Opa ähnelt. Er soll irgendwie verbittert gewesen sein. Ich weiß das gar nicht, weil ich noch so klein war. Ich weiß nur, dass er Mädchen nicht sonderlich gemocht hat und das sehr offen gezeigt hat. Auch mir.
Jedenfalls fing sie an, mir die Wahrheit zu sagen.
Sie hat angefangen ihr eigenes Leben aufzubauen. Sie werden sich nicht scheiden lassen. Sie brauchen sich. Aber die Beziehung ist sowas wie..naja, ich kann es nur mit meinem besten Freund vergleichen. Ich kann mit ihm zusammen wohnen. Weil ich mich mit ihm verstehe. So ist es auch mit meinen Eltern. Es ist eine Kompromiss-Ehe. Sie macht den Kompromiss (Obwohl zu einem Kompromiss eigentlich immer zwei dazu gehören).
Sie hat sich Freunde gesucht. Sie hat sich Hobbys gesucht. Sie interessiert sich für soviele Dinge. Auch für ihre Kinder. Und sie befürchtet, dass mein Vater sehr einsam sein wird, sobald er merkt, dass er nie die Zeit genutzt hat. Weil er immer irgendwie an Arbeit dachte und an seine Ideale. Die Familie wollte schon oft was unternehmen. Aber immer wenn man fragt, dann wird gesagt, dass man zu müde ist, man keine Zeit hat oder keine Lust hat. Er wird merken, dass seine Kinder weg sind (Mit denen er schon damals wenig Zeit verbracht hat) und dass seine Frau auch irgendwie ihr eigenes Leben führt. Und ganz ehrlich, mein Vater hat nicht wirklich Freunde. Er pflegt sie nicht. Er kommt nachhause, isst was, setzt sich vor den Fernseher oder vor den Computer und schläft dann. Am Wochenende wird dann am Haus gearbeitet (ich denke, dass ist auch nötig, aber irgendwo muss man doch auch mal Zeit für die Familie haben).
Mitlerweile essen wir abends zusammen. Ich wünschte wir würden es nicht mehr tun. Nicht, weil ich es nicht will, sondern weil dieses Abendessen immer mit Streit ausgeht.
Damit kommen wir auf mich. Ich hab schon früher Stress mit meinem Vater gehabt. Es ist auch oft eskaliert. Mit Gebrülle, Provokation, Geweine und und und und. Irgendwann haben wir uns ausgesprochen und ausgemacht, dass wir uns nicht immer so stark missverstehen sollten und vorallem wollte er mich mehr nunja..respektieren, voll nehmen?! Wie auch immer. Es klappte gut, wir stritten weniger. Dadurch, dass wir jetzt aber wieder soviel Kontakt haben und es finanzielle und stressige Probleme hier direkt gibt, streiten wir uns wieder. Naja, was heißt Probleme. Manchmal streiten wir auch so.

Es ist verdammt schwer. Meine Mutter riet mir, ich solle einfach nur ja und amen sagen...aber ich bin leider nicht der Mensch, der die ungerechte Beschuldigungen einfach runterschluckt. Ich vermeide schon soviel wie Möglich. Ich hab gelernt nicht auch meine Stimme zu heben, wer er mich anmotzt. Aber immer funktioniert das nicht. Vorallem, weil ich eigentlich grundsätzlich sein Ventil bin.

Ich werde zwar mitlerweile ein wenig unterstützt von meinem Bruder und meiner Mutter, aber mein Bruder ist nicht immer da und von meiner Mutter will ich das auch nicht verlangen, weil sie damit nur selber einen Streit riskieren würde.

Es ist wegen jeder Kleinigkeit. Ich werde jetzt einfach mal kleine Beispiele geben.
Ich war krank. Ich wollte ausnahmsweise länger schlafen (Hab damals mit meinem Vater ausgemacht, dass es die Regel ist, egal was ist, wie lange ich weg war, ich muss um 10 Uhr aufstehen. Ansonsten würde ich ein unsolides Leben führen). Aber ich war krank. Gut, Ausnahme. Meine Mutter hatte einen Hexenschuss und musste der Familie Anweisungen geben, was zu tun ist, weil sie es nicht tun kann. Das ist mir schon klar, dass das etwas unfair war, meinen Vater bös anzugucken, weil er mich geweckt hat (ich hasse die Art und Weise, wie er mich weckt; Morgenmuffel halt), wenn er mir sofort gesagt hätte, was los wäre, dann wärs kein Problem. Naja, wie gesagt, wenn nicht das Wörtchen wenn nicht wäre. Ich war schlecht gelaunt, vor allem wegen meiner Krankheit. Aber ich werden doof angemacht, weil ich nicht freudig am Frühstückstisch rumlache. Etwas verständlich, wenn ich krank bin.
Nächster Tag. Mein Vater hat die Angewohnheit etwas immer zuende zu bringen, weil er seine Arbeit nicht unvollständig verlassen kann. Es gab Essen. Er kam wie immer zu spät. Ich gebe zu, ich hätte mehr "Spaß-Ton" benutzen müssen, als ich sagte "Ihr seid zu spät". Sehr neutral. Ich denke, ich kann mir solche Sachen nicht erlauben. Ich komm damit nicht gut an bei meinem Vater...wie üblich hat er mich indirekt darauf angesprochen, dass er draußen gearbeitet hat, IM GEGENSATZ zu Anderen. Ich wusste, dass er mich damit meinte und gab Kontra, weil ich drinnen war und aufgeräumt habe, bedient habe (Arbeiter haben Durst) und schließlich Essen gemacht habe. Ich hatte an dem Tag eigentlich vorgehabt draußen den Arbeitern zu helfen. Aber da ich schon merkte, dass das mit meinem Vater wieder nichts wird, hab ich ihm gleich klar gemacht, dass ich das wohl sein lassen werde.
Gab schon mal so ne Aktion. Ich hab Freunde gefragt, ob sie hier helfen, auf Anweisung von meinem Vater. Sie kamen und er hat sie weggeschickt. Ich fand das etwas doof, weil er sich beschwert, dass mein Bruder nicht hilft, mir nicht bescheid gegeben hat, dass ich denen absagen soll, weil er sie nicht gebrauchen kann und dann sagt er, ich wäre nicht da gewesen (ich war die ganze Zeit da)und dann hab ich ihn gebeten doch wieder auf den Boden zu kommen (schien zu explodieren), dann sagte ich, dass essen bald fertig sein würde und hab unseren Nachbarn, der da auch arbeitete gefragt, ob er mitessen möchte. Mein Vater hat nur mit halben Ohr hingehört, explodierte und schnauzte mich an, dass er auf jeden Fall essen will, was denn diese doofe Frage soll.
Beim Aufräumen habe ich ausversehen eine Unterlage bei meiner Mutter hingeräumt, mein Vater schnauzte mich an, dass er sie erst suchen musste und er patzige Antworten von mir bekommen hat (ich bemerke, ich war gerade bei der Nachfrage am Schlafen und hatte eigentlich keine Ahnung, was für Unterlagen er meint, weil die Unterlage nach einer Modezeitschrift aussah).
Mein Vater steht um 7 Uhr auf. Ich bin extra früher aufgestanden, weil ich duschen wollte. 2 Minuten nach 7 war ich fertig. Später teilte er mir mit, dass er das von mir scheiße fand, dass ich im Bad war, weil er in die Küche nackt gehen musste und ihm kalt war. (Das war übrigens morgens)
Ich hab mir morgens Rührei gemacht, ich leg die Pfanne für wenige Minuten in die Spühle, weil ich noch vor hatte, sie zu spühlen, ich werde angeschnauzt, dass ich sie darin stehen lassen hab, weil er da nicht dran kommt um sich Wasser für Cafe zu holen. Dann schnauzt er mich an, dass ich mein Rührei schon gegessen habe und ich nicht auf ihn gewartet hab. Ich hab ihm gesagt, dass ich mit meiner Mutter aufgestanden bin, weil wir dann und dann losfahren wollten und er nun mal zu spät aufgestanden ist und wir aber diesen Zeitplan einhalten müssen. Naja, darauf meinte er, dass sowieso keiner wegkommt, nicht bevor er das Auto weggefahren hat.
Heute hat er uns erzählt, dass wir 700 Euro Miese haben, es sei mehr geworden. Und dann hat er erzählt, dass das Auto schon wieder zur Reparatur muss. Ich hab vorgeschlagen, dass man sich für die Zukunft überlegen sollte, wenn wir wieder Geld haben, ob wir nicht ein neues kaufen, weil wir mit den Rechnungen der Reparatur ja fast auf ne Summe kommen, womit wir ein neues kaufen könnten. Und ich sag's, das Auto wurde schon sooo oft repariert, weil es irgendwo irgendwelche Macken hat. Ich wurde angemeckt, wie ich auf so eine bescheuerte Idee komme, wenn wir kein Geld haben. Ich wiederhole "wenn wir Geld haben". Ich höre mir an, ich hätte keine Ahnung und ich solle lieber produktive Beiträge dazu geben, wie wir lieber sparen. Spontan sind mir viele Dinge eingefallen, zum Beispiel dass wir eine neue Fernbedienung oder das neue Handy, was mein Vater jetzt hat und eine neue Karte und hier was Neues und da was Neues gar nicht nötig haben und wir da eigentlich recht gut sparen können. Aber ich hab gleich gesagt, dass ich es lieber sein lasse, weil ich weiß, dass es nach seiner Ansicht keine produktiven Beiträge sind. Dann hat er nachgestochert, bis ich gesagt habe, dass er Recht hat, dass ich überhaupt gar keine produktiven Beiträge bringen kann. Eigene Demütigung. Naja, dann hat er sich allgemein darüber aufgeregt und hat mich und meine Mutter angeschnauzt, wir würden nicht sparen, obwohl das nicht stimmt. Seit bestimmt einem halben Jahr kauf ich mir meine Sachen von meinem eigenen Geld, ich bin arbeiten gegangen, ich frag schon nicht mal mehr nach Geld, weil ich weiß, dass wir keins haben (uns ich krieg 40 Euro im Monat, womit ich eigentlich gerade mal meine Beziehung finanzieren kann, komplizierte Geschichte). Meine Mutter geht nur noch in Aldi und sowas einkaufen. Er hat mir nicht geglaubt, weil ich nicht mehr genau wusste, wieviel meine Mutter mir damals dazu gegeben hat, als ich für 22 Euro 3 Kleidungsstücke gekauft habe (Ausverkauf), wahrscheinlich waren es so 5 Euro, der Rest war mein Geld.
Er hat mich auch angeschnauzt, weil Nachts im Haus was umgefallen ist. Ich lag im Bett, hab gemerkt, dass was umgefallen ist und hab nachgeguckt. Anstatt mal nachzufragen, was denn da nachts passiert ist, beschuldigt er mich direkt, dass ich nachts krach gemacht hätte...ich werde eigentlich irgendwie für alles verantwortlich gemacht. Ich ertrage nicht mals 24 Stunden mit ihm, weil er mich schon allgemein irgendwie abfuckt. Selbst wenn der mich neckt, was man ja noch irgendwo als indirekter Liebesbeweis sehen kann, das kotzt mich dermaßen an. Ich möchte hier eigentlich nur weg, obwohl ich weiß, dass das die Probleme nicht lösen wird.
Ich denke selbst dann werde ich weiter fertig gemacht. Ich werde mein Weg nicht so gehen, wir er. Er prädigt immer wieder. Kunst und alles in der RIchtung, damit kann man ja nichts anfangen, Physik wäre das Einzige. Er findet es schwachsinnig, dass ich arbeiten möchte, obwohl ich noch zur Schule gehe, dass ich so früh wie möglich ausziehen möchte.
Mir gefällt das selber nicht, ich weiß, wie stressig mein Leben dann sein wird, aber ich weiß selber, dass ich das kann und dass es andere Menschen auch geschafft haben. Aber mal darüber nachdenken, warum ich das mache, das macht er nicht. Ich möchte nämlich unabhängig sein, ich empfinde mich selbst in diesem Haus für ihn nur wie eine Last, ich koste Geld und wir sind uns nur am streiten, weil wir uns jeden Tag sehen und ertragen müssen. Und nur, weil ich einen anderen Weg gehen werde, werde ich verurteilt zu sowas wie ein schwarzes Schaf. Eine pubertärende Jugendliche, die nur Unsinn und Leichtsinn im Kopf hat und keine Ahnung vom wirklichen Leben hat. Eigentlich sollte man sich ja von seinen Eltern Unterstützung und Lob mal erwarten. Von meinem Vater krieg ich sowas nicht. Und ich bin gut, ich hab schon einiges erreicht und bin ergeizig. Ich bin einfach nicht so wie mein Bruder. Ich bin nicht so, wie er mich will.
Ich saß mal in der Bahn und hab ein Plakat gesehen, wo eine TElefonnummer drauf stand. Wenn man Hilfe in der Familie brauch. Ich hab sie mir aufgeschrieben. Wieder gelöscht. Ich weiß einfach, dass mein Vater das so sehen würde, dass ich übertreibe und nur böses will. Er würde es einfach nicht verstehen.
Ich bin vielleicht einiges, aber ich bin nicht dumm. Ich hab noch viel im Leben zu Lernen, eben die Dinge, die ich noch nicht kenne. Aber dumm?! Ganz ehrlich, ich glaube sogar, dass ich mehr soziales Potenzial besitze, als mein Vater. Oder wieso kommt mein großer Bruder und viele andere Menschen zu mir und suchen bei mir Rat. Stellen immer wieder mit erstaunen fest, dass ich viel reifer wirke, als mein Alter verrät. Ich erzähle das nicht einfach so, um mich zu rechtfertigen. Ich weiß allgemein nicht, was ich jetzt von dieses Mail erwarten soll. Weil ich ja eigentlich weiß, wie es weiter gehen wird und was ich tun muss. Ich muss versuchen nicht zu provozieren und um Streit zu vermeiden einfach akzeptieren..es ist nur so furchtbar schwer, wenn man so ungerecht behandelt wird. Und ich weiß, dass sich nichts ändern wird, es wird immer so sein. Ich hoffe einfach nur, dass ich ihn einfach nur irgendwann in meinem Leben überzeugen kann, dass sein Weg und seine Art nicht das einzige auf der Welt ist. Ihm zeigen, dass ich es geschafft habe, so wie ich es wollte. Ich möchte ihm so gern zeigen, dass er oft im Unrecht ist und mich verletzt hat und es immer wieder tut und dass er damit diese Beziehung kaputt gemacht hat.

Anwort von Sylvia

Grüß dich Inka,

ach wenn du wüsstest, wie gut ich deine Probleme verstehen kann. Aber findest du wirklich, da ist kein Ausweg? Ihr habt schonmal miteinander geredet und es wurde besser, nur sowas dauert meistens länger, ihr seid zwei verschiedene Menschen, ihr werdet euch immer mal wieder in den Haaren haben, nur das heißt noch lange nicht, dass ihr dafür keinen Ausweg finden könnt. Sprich nochmal mit ihm, such öfter das Gespräch mit ihm, ihr scheint euch ganz oft schlichtweg misszuverstehen. Redet nochmal über eure Probleme und wenn es wieder schlimmer wird, redet wieder. Ihr könnt das ganz sicher schaffen. Manchmal in bestimmten Dingen, muss man andere Menschen auch einfach so nehmen wie sie sind. Das gilt nicht nur für dich, sondern auch ganz besonders für deinen Vater.

Liebe Grüße
Sylvia