Problem von Anonym - 13 Jahre

Wahnvorstellungen und Stress mit Eltern

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

folgendes:
Seit 2 Jahren leide ich unter Wahnvorstellungen, ich sehe Menschen herumwandern und oft spüre ich Berührungen.
Mir ist im Klarem, dass ich mir das alles nur einbilde und dennoch habe ich schreckliche Angst wenn ich alleine in einem Raum oder ähnliches bin ...
Ich weiß wirklich nicht mehr weiter, ich habe meinen Eltern davon berichtet, aber sie schenken mir nicht wirklich Glauben.
Langsam glaube ich, dass ich verrückt werde ...

Außerdem bin ich überemotional ...
Jede Lapalie ist für mich ein Weltuntergang, deswegen bin ich nur selten gut gelaunt.

Wenn das nicht mein einziges Problem wäre, dann wäre das alles ja nicht einmal so tragisch ...
Nein, ich habe auch noch zusätzlich Stress mit meinen Eltern, besonders mit meinem Vater.
Er ist sehr aggressiv und in letzter Zeit redet er davon, dass er nicht mehr auf der Welt sein will ...
Das tut mir sehr weh, zumal ich ihm helfen will, aber nicht weiß, wie.
Wenn ich ihn darauf anspreche, blockt er nur ab.
Er beschimpft mich auch oft, sagt beispielsweise dass ich nichts richtig machen kann, nichts wert bin und dumm wie Stroh bin ...
Das tut besonders weh, da ich mit 9 Jahren an Borreliose mit darauffolgender Gehirnhautentzündung litt und daran fast starbt.
Es mag sich vielleicht ein wenig weithergeholt anhören, aber seitdem bin ich nicht mehr so koordinierungsfähig wie früher und ich verstehe manche Dinge nicht selten überhaupt nicht ...
Der Chefarzt stellte damals klar, dass das durchaus vorkommt.
Und außerdem haben diese Krankheiten meine Lebenserwartung verkürzt.
Er meinte auch, dass ich nie wieder vollständig gesund werden würde.
Damit hatte er auch Recht, denn ich bin dauernd krank, habe jeden Tag irgendetwas und habe Kreislaufprobleme und kann nicht in die Sonne oder die Sauna, sonst würde ich das Bewusstsein verlieren ...
So viel dazu.
Nun zu meiner Mutter.
Sie ist nie für mich da, sie ist dauernd weg ...
Im Fitnessstudio.
Ihre Figur ist ihr wichtiger als ich ...
Insgesamt sehe ich meine Mutter in der Woche maximal 6 Stunden.

Und in der Schule werde ich fertiggemacht, sogar von meinen Freunden.
Manchmal komme ich nach Hause und kaum ist die Haustür geschlossen, muss ich schrecklich weinen ...

Und meine Großmutter ist krebskrank.
Es ist schwer zu glauben, aber sie hat insgesamt 4 Tumore und das schon mehrere Jahre ...
Da meine Mutter nachts arbeitet, esse ich mittags bei meiner Großmutter.
Aber durch die Chemotherapie sind sehr viele Haare(auch Hundehaare) im Essen und sie ist auch sehr unhygenisch.
Sie lässt den Hund vom Teller fressen und ich kann danach wieder von dem Teller essen ...

Ich weiß einfach nicht mehr weiter, mir wird alles zu viel ... Ich habe mich auch eine Zeit lang geritzt, aber damit habe ich aufgehört, das bringt sowieso nichts.
Ich leide unter schweren Depressionen und ich verbringe fast den ganzen Tag damit, über den Tod, die Zeit und die Vergänglichkeit nachzudenken ...

Was denkt ihr, was kann ich tun, damit ich meine Wahnvorstellungen loswerde?
Und was kann ich tun, dass ich nicht an jeder Lapalie zerbreche?
Und wie soll ich das mit meinen Eltern regeln?
Sie hören mir nicht zu, wenn ich ihnen sage, dass es mir nicht gut geht.
Und wie kann ich meiner Oma klarmachen, dass ich nicht immer die Haare mitessen will und das teilweise unabgespülte Geschirr nicht benutzen will?
Meine Großmutter hat sehr schwache Nerven, was ja auch verständlich ist, deswegen will ich es ihr möglichst schonend beibringen.

Ich weiß, es hört sich alles nicht so schlimm an, aber ich kann so nicht mehr weiterleben ...

Bitte helft mir, ich weiß nicht mehr weiter!
Danke im Voraus.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ob der Wahnvorstellungen und auch wegen der Depressionen solltest Du auf jeden Fall mit einem Arzt sprechen. Was genau dahinter steckt -und damit auch, was Du / ihr dagegen tun könnt- kann nur der Arzt sagen. Wir hier können keine Diagnosen stellen.

Hast Du Deiner Mutter schon einmal gesagt, dass Du gerne mehr Zeit mit ihr verbringen würdest? Weißt Du, Eltern denken oft, dass ihre Kinder das gar nicht wollen - besonders, wenn sie heranwachsen, in die Pubertät kommen und es für die Eltern oft so aussieht, als seien jetzt die Freunde am allerwichtigsten. Frage sie doch einfach mal, ob ihr nicht mehr zusammen machen könnt? Gemeinsame Zeit und Sport könnt ihr ja auch miteinander verbinden. Ich denke nicht, dass ihre Figur wichtiger ist als Du - viel mehr denke ich, dass sie denkt, Dir sei es nicht wichtig. Offene Gespräche über die eigenen Wünsche können kleine Wunter vollbringen.

Genauso mit Deinem Vater. Erzähle ihm, wie sehr Dich diese 'Sprüche' treffen und verletzen; wie tief sie Dich runterziehen.

Du bist 13 Jahre und kannst Deinem Vater die Depressionen (wenn es welche sind) nicht nehmen. Genauso wenig, wie wir es hier können. Wenn er solche Dinge sagt, dann bitte ihn, darüber mit einem Arzt zu sprechen. Und rede mit Deiner Mutter über diese Sorge.

Dass Du von den 'kleinen Dingen' so tief runtergezogen wirst, kann unterschiedliche Ursachen haben. Zum einen, weil es im Moment einfach recht viel ist - dann reicht manchmal die kleinste Begebenheit, die das Fass zum Überlaufen bringt. Oder auch ganz einfach die Pubertät - während dieser Lebensphase sind alle Gefühle oft verstärkt. Die große Liebe und die große Trauer liegen dann sehr nah beieinander. Auch das solltest Du einfach mal beim Arzt ansprechen.

Deine Oma lässt den Hund vom Teller essen und stellt ihn dann für Dich auf den Tisch? Da würde ich deutlich sagen, dass ich das nicht möchte. Und wenn das für Dich zu direkt ist, dann wasche den Teller einfach ab, bevor Du davon isst. "Da ist ein Haar drauf, ich spül den eben noch mal ab" - und schon hast Du einen sauberen Teller.

Alles Gute!
Dana