Problem von Sarah - 15 Jahre

Hat mein Kollege Depressionen? Wenn ja, wie kann ich ihm helfen?

Hallo!
Also ich hab folgendes Problem:
Ich mach mir echt Sorgen um einen guten Freund. Das ganze begann etwa vor einem halben Jahr. Er war gereizt und man konnte nicht wirklich mit ihm reden. Bei der kleinsten Kritik fühlte er sich bereits angegriffen und schrie alle an (das hat ihn wahrscheinlich viele Freunde gekostet). Also, ich hab gedacht, dem liege einfach eine pubertäre Phase zu Grunde (Er ist 18). Aber jetzt hat er sich so verändert, dass ich sogar ein bisschen das Schreien vermisse. Er hat sich bei allen Leuten, die er irgendwie gekränkt hat entschuldigt. Nicht, dass das schlescht wäre, aber vielleicht wäre da noch zu sagen, dass er einer der stolzesten Menschen ist, denen ich jemals begegnet bin; Einer, der sich NIE anmerken lassen würde, dass er etwas bereut was er gesagt ,bzw. getan hat. Gestern war er in einer so merkwürdigen Stimmung, dass ich ihn fast nicht wiedererkannt habe. Endlich hat er mir erzählt, was los ist und er hat mir sein Herz ausgeschüttet. Er erzählte mir, dass es ihm ganz schlecht ginge und das er nicht einmal genau wisse warum. Ein Grund sei sicher seine Ausbildung, denn er leide unter einem enormen Druck. Er fühle sich leer und einsam. Man konnte auch merken, dass er sich ein wenig schämte für seine Worte, denn er betonte immer wieder, dass er wisse, dass das sehr dumm klinge. Ich merke in letzter Zeit auch, dass sehr nachdenklich ist, eine Eigenschaft, die ich noch nie an ihm festgestellt habe. Ich habe das Gefühl, dass er sich wie der letzte Mensch auf der Welt vorkommt, weil er so viele "Sachen getan hat, die nicht gut sind" (Wie er selber sagt) Aus einigen Bemerkungen ziehe ich auch den Schluss, dass sich vielleicht nicht gerade daran denkt, sich selbst umzubringen, aber immehin an seinen Tod denkt oder so (z.B. sagte er "Weisst du, manchmal denke ich, dass es vielleicht besser wäre, wenn alles zu Ende ist." oder "Ich mache mir manchmal so Gedanken, die man sich halt macht, wenn es einem schlecht geht") Er nimmt sich auch zu grosse Vorsätze. Er sagte, er wolle nie wieder irgend jemand verletzen. Das ist
doch einfach menschlich, oder? Dass man Dinge tut, für die man sich später entschuldigen muss. Und es ist auch menschlich, dass man verzeit und vergisst. Ich kenne ihn, als stoltzen, aufrechter Mensch, der alles tun würde für seine Freunde. Er ist auf Ehre angewiesen und wenn er etwas gutes getan hat, sagt er es, damit jeder weiss, dass er es war. Das war vielleicht ein bisschen nervig, aber er war einfach so. Dort war er extrem selbstsicher und jetzt fühlt er sich extrem minderwertig! Als ich diesen zähen jungen Mann, in dieser Verfassung sah, musste ich mich zusammennehmen, damit ich nicht weine. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll! Er hat sich bei mir bedankt, dass ich ihm so lange zugehört habe (etwa 1 Stunde) und gesagt, dass es ihm jetzt gerade viel besser geht, wenn er darüber geredet hat und so. Ich habe das Gefühl, dass er in einer Depression steckt, kann das aber nicht wirklich beurteilen. Er tut mir nur so leid und ich bin so unglücklich, dass es ihm schlecht geht. Ich hab versucht ihn zu trösten, ihm zu sagen, dass ich ihn verstehe und dass ich immer für ihn da bin, wenn er jemand braucht, der ihm zuhört. Aber ich komme gar nicht an ihn heran! Ich bin vielleicht gut im zuhören, aber reden kann ich nicht gut (jedenfalls nichts gescheites). Ich rede normalerweise viel und gerne, aber wenn es um Gefühle oder so geht, komme ich ins stottern. Was kann ich sagen, um ihn zu trösten....Verdammt, es ist so schwierig!....... Vielleicht bin ich da etwas neurotisch (das bin ich sonst nie!), aber er ist halt ein sehr guter Freund!
Ich wäre sehr froh, wenn ihr mir irgend etwas sagt, dass ihm helfen könnte
LG
P.s. Sorry, dass es so lange geworden ist....... wollte mich eigentlich kurz fassen, aber ja...........

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Sarah!

Ich kann Dir leider auch nicht sagen, ob es eine handfeste Depression ist oder einfach eine kleine Phase der Veränderung. Wir sind keine Mediziner und Ferndiagnosen können wir erst recht nicht stellen. Wenn er für sich sieht, dass er allein aus dem Tief nicht herauskommt, kann er sich jederzeit an einen Arzt wenden. Diese Entscheidung wird aber er treffen - nicht Du und nicht der Kummerkasten.

Du möchtest ihm helfen, das ehrt Dich. Denke einmal nach, was Dir hilft, wenn es Dir schlecht geht? Was können Deine Freunde dann für Dich tun? Das erste, was wohl jedem einfällt ist das Zuhören - das hast Du und bist auch weiterhin da. Einem selbst kommt es oft wenig vor, aber ein offenes Ohr zu finden, gibt schon viel Stärke zurück. Fällt Dir noch etwas ein, was Freunde dann für Dich tun können? Mir gerade ehrlich gesagt nicht... wenn Du etwas weißt, dann setze es für ihn um.

Mir scheint, er überdenkt gerade vieles in seinem Leben - und das ist okay. Früher hätte er sich niemals entschuldigt, sagst Du - heute kann er so weit über seinen Schatten springen. Ich sehe also nicht nur negative Veränderungen. Er scheint viel über sich selbst zu grübeln; und manchmal ist das gar nicht so schlecht, damit man den eigenen roten Faden im Leben neu finden kann.

Alles Gute!
Dana