Problem von anonym (w) - 19 Jahre

Furchtbares Leben (Brutalität, Fett, Liebeskummer,...)

Ich bin 19 Jahre jung und habe in meinem bisherigen kurzen Leben sehr viel erlebt. Nach der Trennung meiner Eltern (als ich 7 Jahre alt war), wurde meine Mutter drogenabhängig und begann mich auch zu schlagen. Sie schleppte mich auf Techno-Drogenpartys. Sie hatte viele verschiedene Typen dann und na ja.. ich bekam das schon alles als junges Ding mit. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch guten Kontakt zu meinem Vater, da es gerichtlich geregelt war, wann ich ihn sehen durfte. Mit 10 oder 11 Jahren schleppte mich meine Mama mit nach Indien. Ich wolle da nie hin. Sie wollte mit mir abhauen und eigentlich für immer dort bleiben. Zum Glück waren es dann doch nur 2 Monate, aber 2 Monate indem ich das menschliche Leiden hautnah mitbekam. Kinder wurden auf der Straße verprügelt, Frauen wurden geschädigt...überall Armut. Auch meine Mama hat dort geschlagen, da es alle Mütter dort getan haben. Sie rutschte in eine Sekte und ich wurde auch automatisch mit reingezogen, da man als Kind noch die Lebensweise der Eltern lebt. Es waren dunkle Zeiten und so kam es auch, dass ich mit Hilfe meines Vaters meine Mutter verklagte (Körperverletzung...). Doch ich zog es zurück, nachdem ich mit der Richterin gesprcohen hatte und merkte, dass das der falsche Weg war.. Ich wusste ,dass es die Drogen waren, die meine Mutter so handeln ließen und so kam es nur zu einer Ermahnung. Meine Mutter änderte sich. Zwar rutschte sie von Sekte zu Sekte, aber die körperlichen Verletzungen blieben aus. Es gab nur noch Psychterror, aber keine körperliche Gewalt mehr. Auch meine Eltern bekriegten sich weiter. Mein Vater hatte auch inzwischen eine neue Freundin. Ich sah ihn dann nur noch alle zwei Wochen für 2 Tage. Ich hatte keine Freunde Ich war damals unerträglich. Suchte Aufmerksamkeit, die die ich so sehr vermisste. Aber das machte mich unbeliebt. Ich wurde gemobbt (Flachbrett etc.) und auch auf der damaligen Klassenfahrt wurde ich von den Jungs mit Kienäppeln beworfen. So fand ich in der Schokolade meinen Trost. Ich blieb dünn, da ich mitten im Wachstum war.
Ich hatte immer Komplexe, da ich mit 13 noch keinen Busen hatte, so wie meine ganzen Klassenkameradinnen. (ich kam erst mit Ende 14 in die Pubertät). Ich aß weiter Schokolade. Als ich dann aufs Gymnasium kam, ging der Stress weiter. Meine Mutter war immer noch sehr esoterisch und zog mich in ihrer anderen Lebensweise mit hinein. Mein Vater hatte inzwischen eine neue Familie. Meine Halbschwester wurde geboren. Meine Eltern bekriegten sich immer noch. Es gab Telefonverbot für meinen Vater und und und. Ich drufte ihn auch ein ganzes jahr nicht sehen...solche Sachen halt.
Ich aß weiter Schokolade und merkte dabei nicht, wie ich allmählich in die Breite ging. Mein Leben war zu diesem Zeitpunkt einfach nur noch ein Haufen Schrott. Die Jungs wollten nie etwas von mir wissen, da ich ein Flachbrett war und ne Zahnspange trug. Ich bin nicht sonderlich hübsch und zu Hause wartete eine esoterische Mutter, die mich zu diesem Zeitpunkt damit in den Wahnsinn trieb. Ich musste mich immer für jede Kleinigkeit entschuldigen, meine Mutter morgens wecken usw.
Ich hatte keine Mutter die für ihr Kind da war, Mittagessen kochte, die Tochter morgens weckte. Das war ich aber schon gewohnt.
Als ich 16 war bekam ich Bulimie. Ich kotzte mir förmlich mein ganzes Leid aus dem Körper. Meine Zähne litten drunter ( 7 Löcher) und auch mein Magen schmerzte. Ich war ein frustrierter Pummel. Ich hatte inzwischen Freunde, aber ich konzentrierte mich eher auf die Schule. Meine Zukunft war noch das einzige, was ich in der Hand hatte. Zwischenzeitlich heirateten mein Vater und seine Freundin (ich war nicht zur Hochzeit eingeladen..nur meine Halbschwester, Papa und seine schwangere Freundin...wie eine richtige Familie...ohne mich...). Meine zweite Halbschwester kam auf die Welt. Nun war ich entgültig abgeschrieben.
Ich fraß und kotzte, fraß und kotzte. Mein Vater zog dann in die Wohnung, wo einst meine Mom, mein Vater und ich früher gelebt hatten. Es war für mich ein riesiger Schock. So fraß ich weiter und kotzte.
Ich war mehrmals unglücklich verliebt. Erst in eine Lehrerin, dann später (als ich in der 11. Klasse war) in einen Kurskameraden. Doch er wollte nichts von mir wissen. Ich bin halt das kleine hässliche Pummelchen. Ein Streber, ein Mauerblümchen, ein wertlosen Etwas. Inzwischen bin ich 19. Mein Vater hat seine eigene Familie, ich bin unglücklich verliebt, r****, kotze, fresse.
Nur noch die Musik gibt mir halt, aber hier auch wieder der Druck, da ich erst mit 17 Klavierspielen angefangen habe, aber Musik studieren möchte und dafür die Aufnahmeprüfung schaffen muss. Dennoch ist es das einzige das mich hält. Ich stand schon mehrmals kurz davor mich umzubringen. Doch jedes Mal hat mich die Hoffnung auf ein HappyEnd davor abgehalten. Inzwischen ist meine Mutter christlich. Ich verstehe mich gut mit ihr. Ihr Christensein ist etwas merkwürdig. Sie besucht freie evangelische Gemeinden, schmeißt dauernd Sachen weg, die etwas mit Esoterik zu tun haben (und wenn es nur ein Stuhl ist, auf den sie gesessen hat, als sie noch an Sai Baba glaubte usw.).
Dennoch, ich verstehe mich mir ihr viel besser.
Die Typen wollen nach wie vor nichts von mir wissen. Ich bin halt ein hässliches Entlein, mit Übergewicht und Minibusen und einer erneut festen Zahnspange. (1,65m und 57 kg)
Mein fett schwabbelt nur an mir...ich sehe jeden Tag mein ganzen Frust an mir runterhängen. Ist ja klar, dass mein Schwarm nichts von mir will. Ich kann mich nicht richtig öffnen. Hatte zwar zwischenzeitlich meinen 1. Freund, aber nach 1 Monat war Schluss, da ich nicht mit ihm zusammen sein konnte. Die Gefühle für ihn waren schlagartig weg. Stattdessen hegte ich wieder Gefühle für meinen Kurskameraden.
Ich weiß aber, dass ich nie eine Beziehung führen könnte. Ich bin dafür nicht geschaffen. Ich denke, das habe ich von meiner Mutter.
Naja, jedenfalls bin ich noch Jungfrau. Es ist mir irgendwo peinlich. All meine Freunde sind so erfahren. Na ja, wer will schon mit einer fetten Kuh zusammen sein??? Und dann auch noch eine, die ne Zahnspange trägt???
Meine Bulimie habe ich heute mehr im Griff. Ich habe eigentlich keine Bulimie mehr... ich kotze nur noch 1 mal im Monat oder so.
Tagsüber kann ich meine Trauer gut verstecken, aber nachts weine ich immer. Ich halte diesen Seeleschmerz nicht mehr aus. Aber ich habe keinen Mumm mich umzubringen, da ich Angst vor dem Schmerz habe, wobei ich glaube, dass der körperliche Schmerz nur halb so schlimm sein wird, wie der seelische Schmerz, der in mir steckt, was ich ja immer beim Ritzen merke.. Was soll ich tun???
Vielleicht ist es ja doch besser, aber wie???
Ich will keine Therapie machen. Das würde mir den Rest geben. Ich würde mich wie n kranker Irrer fühlen, das kann ich nicht gebrauchen. Alle die mich sehen, sehen ein fleißiges Mädchen: Gut in der Schule, mit beiden Beinen auf dem Boden, da ich ein festes Zile habe- Ich weiß, was ich werden will. Nur die wenigsten wissen, wie es wirklich in mir ausschaut.

Vielleicht habt ihr einen Rat für mich....vielleicht schreibt jemand ein Feedback, der ein ähnliches Schicksal erlebt hat.

Danke dafür, dass ich hier schreiben durfte! Danke für die Zeit,die ihr euch für mich nehmt!

LG, Anonym

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Menschen, die eine Therapie machen, sind kranke Irre? Ist das Deine Meinung? Menschen die Hilfe brauchen und annehmen, sind irre? Warum ist es krank, die Vergangenheit bewältigen zu wollen, mehr festen Boden unter den Füßen spüren zu wollen und freier leben zu wollen? Es ist weder irre, noch krank. Es ist in meinen Augen genau der richtige Weg.

Du hast die Wahl: Weiterhin schauspielern und weiter versuchen, alles mit Dir selbst auszumachen - oder aber den Schritt in die Therapie gehen, um die Dinge wirklich zu verarbeiten und so auch hinter Dir lassen zu können. Die Zukunft, die Du so klar vor Augen hast, kannst Du dann frei genießen und mehr bei Dir selbst sein.

Du bist nicht fett - Du bist größer als ich, mit fast dem gleichen Gewicht. Wenn Du also fett bist, an Dir alles schwabbelt, dann muss es bei mir auch so sein. Ist es aber nicht. Ich denke, Du hast ein sehr ungenaues, von Kummer belastetes Bild von Deinem Körper. Auch etwas, was Du dringend in einer Therpie aufarbeiten solltest.

Alles Gute!
Dana