Problem von Kiara - 17 Jahre

Feedback zu Ritzen

Hallo zusammen,

ich lese hier ziemlich häufig dass Leute sich ritzen, damit aufhören wollen es aber nicht schaffen, da sie in Stress-/Streitsituationen wieder zur Klinge greifen.

Ich spreche selbst aus Erfahrung, mich begleiten seit etwa einem Jahr eine Kreuzförmige Narbe auf dem Handrücken und mehrere braune Narben (war wohl nicht so tief wie ich dachte) auf einer Fläche von 3 cm hinter dem Handgelenk und auf dem Unter- und Oberarm.sowie ein leichtes Rautenmuster auf der Schulter und einige fast unsichtbare senkrechte Striche vom Oberarm zum Ellenbogengelenk.

Zu sagen, "hör auf! Das bringt nichts!" bringt wirklich nichts, da man sich nur noch mehr Unter Druckgesetzt fühlt und sich (vielleicht) schämt, so ging es zumindest mir.
Der Rat den ich euch wirklich ans Herz legen will, findet die Gründe raus warum ihr eucht ritzt. Ich habe in meinem Freundeskreis, der auch im Chat sehr groß ist und mir teils schon über 5 Jahre sehr bekannt ist, auch sowas wie eine KuKa-Funktion, ich helfe meinen Freunden wo ich kann und sie können mich jederzeit mit so ziemlich jedem PRoblem zu mir kommen. Meine eigenen Probleme löse ich aber lieber für mich.
Jedenfalls bin ich durch einige Unverarbeitete Geschichten von der Trennung meiner Eltern, einer Perspektivlosigkeit nach dem Schulabschluss (da ich keinen Ausbild. platz und keinen Schulplatz hatte) und der eigenen Unzufriedenheit gegenüber mir selbst, meinem Leben und vielem mehr da reingeraten.
Um es kurz zu machen, ich war mehrmals davor Schluss zu machen mit dem Leben, da ich meinen Lebensmut verloren hatte.
Dabei war ich nichtmal alleine, so wie viele von euch es sicher auch nicht sind.
Doch ich habe bis heute einen Sturschädel, gegen den ein störrischer Esel alt aussieht und wenn ich ein Problem alleine lösen will, dann mache ich da auch.
Aber das ist der falsche Weg, wenn man Hilfe angeboten bekommt sollte man diese nicht einfach in den Wind pfeffern.
Redet über eure Probleme mit jemandem dem ihr Vertrauen könnt, sogar ich habe jemand gefunden und ich gehöre zu den misstrauischsten Menschen des Planeten, dann findet ihr auch jemand.
Denn manchmal kann ein Gespräch Wunder bewirken weils von der Seele runter ist und man vielleicht ganz neue Gedankenwege durch sein Gegenüber erfahren kann, da dieser ja anders denkt als man selbst.
Ich habe angefangen mich zu ritzen, da ich einfach die Kontrolle verloren habe über mein Leben und ich steuere mein Leben bis heute liber selst.
Ich weiß nicht was ihr für Gründe habt euch zu ritzen, mir sind meine erst spät eingefallen. Einige meiner Freunde haben/tuen sich geritzt/ritzen. Dadurch erfahre ich auch oft ihre Hintergründe und Gründe.

Mrr sind immer besonders häufig folgende Gründe aufgefallen:

- Man braucht den Schmerz um zumindest mal einen Moment klar denken zu können oder um aus dem Gedankenchaos einfach mal auszubrechen.

- Man will über irgendetwas die Kontrolle in seinem Leben haben (wie bei mir) und sei es nur das kontrollierbare Schmerzen zufügen.

- Man traut sich nicht seine Probleme offen zulegen aus welchen Gründen auch immer, und flüchtet sich in seine eigene Welt, und um überhaut irgendwas zu tun, tut man sich weh (auch einer meiner Gründe gewesen)

- Man bestraft sich, da man etwas in den eigenen Augen falsch gemacht hat oder andere nicht mit seinen Problemen belasten will, aber ein Ventil zum "emotionalen Druck" ablassen braucht. (kenne ich auch...)

Ich habe viel darüber nacgedacht und mit meinen Freunden geredet. Einigen ist es gelungen aufzuhören und auch ich habe es geschafft. Ich habe hier ein paar Ratschläge die vielleicht jemandem helfen.

- Wenn du nicht mehr klar denken kannst und den Schmerzimpuls dazu brauchst um mal zumindest einen Momen klar im Kopf zu werden, dann nimm ein Gummiband und schnalze dir damit immer gegens Handgelenk. Oder tritt gegen die Wand (aber nicht versuchen den Fuss zu brechen) oder versuch einfach mal in deinem Chaos-Kopf mal einen Schlater umzulegen und das Nachdenken abzuschalten. Suche dir dazu einen Ort wo du alleine bist und den du magst. Dann geht es leichter. Versuche an nichts zu denken, und wenn dir ein "Problem-"Gedanke in den Kopf kommt, dann würge ihn bewusst ab. Nimm dir auch nicht vor später darüber nachzudenken, denn wenn man zuviel über etwas grübelt kirgt man nur Kopfschmerzen (da bin ich der beste Fall: Seit 6 Jahren Dauermigräne). Denk an was schönes stattdessen und wenn dir nichts einfällt, dann schau dich um oder erinner dich an was schönes aus deiner Vergangenheit (jeder hat schöne Erinnerungen an irgendwas.)

- Wenn du das Gefühl hast die Kontrolle zu verlieren, dann lass mich dir sagen, wenn du erstmal soweit bist dich zu ritzen, dann ist das zwar kontrollierbarer Schmerz, aber er bringt schlichtweg nichts. Kontrolle erhält man durch Ordnung und Ordnung durch Sortierung. Schreibe dir einfach mal alles auf, was dir durch den Kopf geht, wovon du glaubst, dass es ein Grund für dein Problem ist.
Wenn du mal eine Liste hast, ist schonmal eine Ordnung im Ansatz da.
Aber versuche nicht alles auf einmal zu lösen, dann brichst du zusammen.
Hier ist die Politik-der-kleinen-Schritte sehr gut. Eins nach dem anderen. Fang auch nicht erst mit deinem schwersten/kompliziertesten Problem an, sondern versuche ein einfachereres zu finden, dass leichter zu lösen ist. Irgendwo muss du mal anfangen und wenn du erstmal ein Erfolgserlebnis hast, dann kannst du auch die anderen probleme nacheinander angehen. Oft lösen sich auch 2-3 Probleme einfach durch die Lösung eines anderen Problems , also schon mehrere auf einmal weg.

- Flucht ist niemals gut, genauso wie Verdrängen, da sich die probleme sonst nur Aufstapeln. Man soltle Probleme gleich lösen wenn es geht, aber oft hat man schon so einen Berg angehäuft, dass man denkt darunter zusammenzubrechen. Dann rate ich dir eifnach, hol dir Hilfe. Rede mit irgendjemand und sei deine Darstellung auch noch so konfus. Irgendjemand findet sich immer. Sonst gibt es Beratungsstellen, die weiterhelfen können. Dort ist man in guten Händen. Und man muss sich auch nicht schämen, man ist 10000000%-ig nicht der erste der dort ankommt und nicht weiter weiß. Vielleicht hat man sogar ähnliche Probleme. Man sitzt nämlich nie allein in einem Boot. Adressen findest du im Internet.
Der erste Schritt ist immer schwer, aber wenn man den mal geschafft hat, kann man weitergehen und Hindernisse überwinden. Man muss immer erst mal anfangen irgendwo.

- Wenn du denkst, dass du etwas falsch machst, dann mach es das nächste Mal einfach richtg. Denn wenn du merkst dass du etwas falsch machst, weißt du auch wie man es richtig macht, da du sonst nicht wüsstest dass es falsch ist.
Und wenn dus nicht sicher weißt, frag einfach. Fragen kostet nichst und es gibt oft auch interessante Antworten.
Doch wenn du felsenfest davon überzeugt bist, dich selbst für was auch immer bestrafen zu müssen, bedenke ersteinmal dass dein Ritzen, deine Tränen und Gefühle nicht unbeobachtet bleiben. GLaube nicht es ewig kaschieren oder verstecken zu können, Narben bleiben oft ein Lebenlang. Und die Menschen um dich herrum machen sich Gedanken was mit dir los sein könnte und geben vielleicht sich die Schuld weil sie denken etwas falsch gemacht zu haben. Also bestrafst du quasi auch sie, obwohl sie vielleicht nichts falsch gemacht haben. So kommt es zum Teufelskreis.
mach den Mund auf und sprich aus was dir auf der Seele liegt. Dann verstehen auch andere was mit dir los ist und können dir eine helfende Hand reichen.
Denn Gedankenübertragung ist keine gängige Eigenschaft bei Otto-Normal-Mensch.

Ich habe den Absprung auch geschafft, diese Narben werden mich mein Lebenlang daran erinnern, dass man selbst das größte Problem lösen kann. Mit Hilfe, Geduld und dem System nicht alles auf einmal machen zu wollen.
Dnn Probleme lösen sich leider nicht mit der Zeit in Luft auf.

Was nocht ganz wichtig zum Schluss ist, wenn ihr mit einer Geschichte abgeschlossen habt, so wie ich mit der Trennung meiner Eltern, dann gebt anderen die mit euch darüber reden wollen und somi vielleicht grade erst heilende Wunden unbeabsichtigt aufreißen könnten, zu verstehen, dass ihr damit abgeschlossen habt. Vertretet dabei klipp und klar euren Standpunkt.
Mit mir wollten auch ständig Leute darüber reden, trösten etc. War ja nett gemeint, aber es schadet mehr als es nutzt. Gebt den Leuten zu verstehen, dass es euch freut das Angebot zu kriegen, aber du es nicht brauchst.
Wenn man dir dann aber anbietet doch mal drüber reden zu wollen, wenn du es magst, behalte das mal im Hinterkopf. Einen Gesprächspartner der so freundlich ist seine Hilfe anzubieten kann man irgendwann sicher brauchen.

Also Kopf hoch, Klingen weg und mit neuen Schritten in die Zukunft.

Eure Kiara

Anwort von Diana

Hi Kiara,

vielen Dank für Dein Feedback.
Sich selbst zu zerstümmeln durch sogenanntes "Ritzen" ist wirklich eine sehr schlimme, psychische Störung.
Doch meistens schafft man eine komplette Heilung nur durch professionelle Hilfe und den Rückhalt von Menschen aus der Familie und/oder Freundeskreis.

Alles Gute,
Diana vom KuKa-Team!