Problem von Lisa - 14 Jahre

Selbstmord der Freundin - Fühle mich schuldig..

Ich weiß einfach nicht mehr weiter und bin total am ende...
vor inzwischen fast 2 monaten hat eine meiner besten freundinnen selbstmord begangen. sie hat sich die pulsadern aufgeritzt.
ich fühle mich so unglaublich schuldig, ich halte es einfach nicht mehr aus..

meine freundin war immer schon etwas "schwierig".. ihre eltern sind sehr reich, streng und konservativ, aber sie hat immer versucht diesen fesseln zu entkommen.. sie hielt nicht viel von ihren eltern..
schon mehrere monate vor ihrem tod hat sie angefangen, oft über selbstmord zu reden. sie hat plötzlich nur noch schwarze kleider angezogen, depressive musik gehört und hat sich nur noch selten mit uns anderen getroffen.. aber ich habe immer den kontakt zu ihr gehalten, ganz einfach weil sie immer so eine gute freundin von mir war..
ich hatte angst um sie, ich hatte verdammt nochmal eine riesige angst um sie.. heute weiß ich, das ich mit meinen beobachtungen zu einem erwchsenen hätte gehen sollen.. dann hätte das, was passiert ist vielleicht verhindert werden können..
es war ein donnerstag mittag.. ich war seit 2 tagen mit meinem neuen freund zusammen und war total verliebt.. er hat mich angerufen und gefragt ob ich mich mit ihm treffen möchte.. darüber hab ich total vergessen das ich schon seit mehreren tagen mit meiner freundin ausgemacht hatte zu ihr zu kommen.. ich ging also zu meinem freund .. ich wollte in ruhe mit ihm sein, also schaltete ich mein handy aus.. einer der größten fehler meines lebens..
am abend kam ich nichtsahnend nach hause. meine mutter erwartete mich mit geschocktem gesicht an der tür, ich habe sofort gewusstd as etwas passiert war..
der onkel meiner freundin hate angerufen und erzählt, das ihre mutter meine freundin in ihrem zimmer aufgefunden hatte. tot. ich wollte weinen, aber es ging einfach nicht. ich fühlte mich wie ein stein.. gefühlslos..
am nächsten tag dann, ich war nicht in der schule, rief die polizei an. ich müsste zu ihnen kommen, weil ich warscheinlich die einzige war, die etwas über den selbstmord wusste.
man gab mir einen brief. meine freundin hatte ihn geschrieben, mein name stand drauf, und dass nur ich ihn lesen sollte.
später an dem tag überwand ich mich und las ihn.
meine freundin hatte viel geschrieben, über ihr lben, das sie einfach nicht mehr wollte, konnte. doch das schlimmste waren die letzten paar sätze.. sie schienen schnell noch daraufgekritzelt worden zu sein, nicht so sauber und ordentlich wie der rest.
sie schrieb, das sie ewig auf mich gewartet hatte. das ich ihr letztes fünkchen hoffnung gewesen wäre. das sie gehofft hatte, wenn ich noch einmal bei ihr wäre, alles wieder normal werden würde. doch ich war nicht gekommen. ich, sogar ich hatte sie im stich gelassen. das hätte ihr den rest gegeben.

wenn ich sie nicht vergessen hätte, dann könnte sie heute noch leben. dann wären all die schrecklichen bilder nciht in meinem kopf. ich weiß, das sie das nicht gewollt hätte, aber selbst ich habe schon an selbstmord gedacht. es geht einfach nicht mehr.

ich brauchte jemanden, der mir zuhört..

Anwort von Sabine

Hallo Lisa,

danke für deine Mail und dein Vertrauen.

Ja, es ist gut, wenn man jemanden hat, dem man seine Gedanken frei und offen erzählen kann. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es sehr befreiend ist. Leider ist es oftmals aber nicht so leicht die richtige Person dafür zu finden oder auszuwählen, wer der richtige wäre, der einem zuhören mag. Daher danke, dass du dich uns anvertraut hast.

Es tut mir leid zu hören, dass deine Freundin den Freitod gewählt hat. Sie scheint etwas mit sich rumgeschleppt zu haben, was sie sehr belastet hat und sie wohl nie richtig erzählen wollte oder konnte. Es ist oft schwer alleine mit gewissen Problemen fertig zu werden. Weder das Schweigen, noch der Selbstmord sind dann die Lösung. Dieser Schritt ist gewiss nicht leichter als sich jemandem anzuvertrauen.

Wichtig ist für dich vor allem, dass du aufhörst zu denken, dass es deine Schuld ist. Sie hatte diese Probleme und sich niemandem anvertraut. Ehrlich gesagt finde ich es ziemlich unfair von ihr zu schreiben, dass du sie hättest erlösen können oder du diejenigen bist, auf die sie gewartet hat. Du hast keine übersinnlichen Fähigkeiten, die dir sagen, dass dich da gerade jemand braucht und du hast auch ein Recht auf Privatleben. Niemand und wirklich niemand konnte wissen, dass sie dich gerade jetzt am meisten braucht um evtl. zu reden oder bei ihr zu sein. Sich an ihrer Stelle einfach auf das Handy zu berufen und nicht zuhause bei dir anzurufen oder gar loszufahren und dich zu suchen, ist nicht fair. Sie war verzweifelt und wenn ich es richtig verstanden habe, nie richtig bereit über ihre Probleme zu sprechen. Du schreibst, dass sie sich zurückgezogen hat und ihr Äußeres verändert hat. Klingt als hätte sie sich schon in ihre eigene kleine Welt zurückgezogen und die Tür hinter sich zugemacht. Abschließend dann jemand anderem die Schuld an ihrem Tod zu geben, ist wahrlich kein fairer Zug von ihr. Wahrscheinlich hat sie im letzten Moment, als der Entschluss für sie fest stand und sie dann doch Angst bekommen hat, einfach jemanden gebraucht, dem sie die Schuld für ihr Handeln geben konnte, weil sie es sich vielleicht selber gar nicht erklären konnte, warum sie sich jetzt für den Freitod entschieden hat. Für sie war klar, dass sie es tun möchte und dann ganz zum Schluss krickelt sie noch ein paar Zeilen unter den Brief um jemand Schuldigen zu finden. Es war nicht fair und es ist gewiss nicht Deine Schuld. Du hast immer wieder versucht an sie heran zu kommen und für sie da zu sein. Eine Gegenreaktion kam wohl nie so wirklich, wenn ich es richtig verstanden habe. Tu Dir das nicht an und gebe dir die Schuld, auch wenn sie es geschrieben hat. Sie war verzweifelt und gewiss nicht böse mit dir oder dergleichen. Sie hat diese Entscheidung getroffen und war im letzten Moment wahrscheinlich doch ein wenig feige und wollte irgendeinem die Schuld geben. Wahrscheinlich hat sie ihren Eltern auch ein Stück Schuld daran geben um sich selber zu erklären. Das der Fehler jedoch bei ihr gelegen haben könnte, dazu war sie vielleicht nicht bereit es einzusehen.

Liebe Lisa, ich kann nur vermuten was in ihr vorgegangen ist, aber anhand an Deiner Mail und dem, was Du erklärt hast, kann ich es mir nur so erklären und verstehe es so. Du hast mit Sicherheit keine Schuld an der Entscheidung, die sie für sich getroffen hat.

Sprich auch Du mit einer vertrauten Person um Dich herum und schließ Dich nicht mit Deinen Gedanken ein. So wie diese Mail an uns, werden Dir auch die Gespräche gut tun.

LG, Sabine