Problem von Anonym - 17 Jahre

Unzufrieden in der Ausbildung

Hallo liebes Kummerkastenteam!

ich habe ein problem das mich seelisch sehr belastet..seit dem 1. august mache ich eine ausbildung zur rechtsanwalts und notarfachangestellten und habe das gefühl schon damit überfordert zu sein. ich komme mir total dumm vor, mache verdammt viele fehler & lerne gar nichts. naja das ich nichts neues dazu lerne hab ich mir wohl selbst zu verdanken, weil ich selbst bei den einfachen aufgaben fehler mache:( keiner nimmt mich wirklich ernst, ich werde iimmer nur als das dummchen dargestellt. deshalb trau ich mich auch nicht das thema anzusprechen.auch mit den kollegen versteh ich mich nur so lala, da ich einmal mitbekommen habe wie sie über mich gelästert haben, fühle ich mich mit ihnen nicht so richtig wohl..
ich bin so unglücklich seitdem ich dort arbeite und würde am liebsten abbrechen, aber natürllich weiß ich auch das ich mir so die zukunft verbauen würde..
auch in der berufsschule hab ich meine probleme, ich bin nicht sehr beliebt und hab auch nur eine richtige freundin in der klasse, die die ausbildung aber leider abbrechen möchte, das heißt ich steh bald allein da.
aber was fast noch schlimmer ist, ist das ich in dem fach bürokommunikation ( das für renos ja sehr wichtig ist) sehr schlecht bin. ich lerne es einfach nicht mit 10 fingern zu tippen, bin fast die einzige die in der 1. arbeit eine 6 bekommen hat, was mich ganz schön runterzieht..wenn ich nur an dieses fach denke wir mir schon schlecht..:(

ich weiß einfach nicht mehr weiter...:(
ich wäre sehr dankbar wenn ihr einen guten ratschlag für mich hättet..

liebe grüße

Anwort von Sabine

Hallo!

Es gibt zwei Möglichkeiten: a) Du hast den falschen Beruf gewählt oder b) Du hast gerade einen Durchhänger, da sehr viel Neues auf Dich zugekommen ist.

Du weißt, dass ich Dir die Wahl nicht abnehmen kann, welches der richtige Beruf für Dich ist, aber die Lehrzeit bzw. Ausbildungszeit ist eine sehr anstrengende Zeit. Es sind sehr viele neue Dinge, die auf Dich zukommen. Dein Tagesablauf ist ein anderer und jeden Tag kommt eine Neuigkeit, die Du aufnehmen sollst und die Du lernen kannst. Fehler sind keine Schande. Aus Fehlern lernt man. Außerdem ist es auch der regelmäßige Ablauf, aus dem man lernt. Genauso ist es beim Maschineschreiben. Sicherlich ist eine 6 frustrierend und man fühlt sich schlecht und denkt schnell ?ich kann das nicht oder ich lerne das nie?. Falsch. Du wirst es lernen können. Hast Du schon mal jemanden gesehen, der in die Ausbildung gegangen ist und gleich alles konnte? Ich nicht. Sicherlich möchte man alles können und den anderen Kollegen zeigen, dass man es kann, aber bedenke, dass auch die einmal ganz unten angefangen haben und man auch ihnen immer und immer wieder alles erklären musste. Ich mache heute auch noch Fehler in meinem Beruf. Aus diesen Fehlern lerne ich heute aber auch noch. Mein Chef hält mich nicht für super doof, wenn ich mal einen Fehler gemacht habe. Nein, er kommt zu mir (mal so gelaunt und mal so gelaunt) und sagt es mir. Mal bin ich traurig über meine eigenen Fehler und mal sage ich mir ?beim nächsten Mal besser aufpassen?. Es hat auch sehr viel mit der Einstellung zu tun. Sicherlich ist es nicht leicht, wenn man oft zu hören bekommt, dass irgendwas falsch gelaufen ist, aber im Grunde solltest Du Dich glücklich schätzen, dass Menschen da sind, die Dir sagen, wie es richtig sein soll.
Das Schreiben an der Maschine ist gewiss nicht leicht, wenn man zuvor nie etwas damit zu tun hatte. Vielleicht hilft es Dir, wenn Du neben dem Schulunterricht einen Abendkursus besuchst. Diese Kurse finden oftmals einmal in der Woche statt und Du kannst zusätzlich lernen. Dann solltest Du Dir auch zuhause hin und wieder Texte vornehmen, die Du einfach blind versuchst abzuschreiben.
Nobody is perfect und es ist auch noch kein Meister vom Himmel gefallen. Alle fangen mal an und müssen es sich erklären lassen. In zwei oder drei Jahren wirst Du den nächsten Auzubis erklären müssen, wie der Ablauf in eurer Kanzlei funktioniert. So gibt jeder sein Wissen immer weiter. Erwarte keine 100 % Leistung von Dir, wenn Du mit der Materie gar nicht vertraut bist. Höre zu und lerne, was Deine Kollegen Dir zeigen und sagen. Niemand mag Dich weniger, nur weil Du unwissend in einen Beruf gehst. Fast alle sind unwissend angefangen und daher heißt es ja auch Lehrzeit und nicht Ich-kann-alles-Zeit. Das darfst Du nie vergessen und deswegen gleich den Kopf in den Sand stecken.
Ich weiß, dass die Lehrzeit eine schwere Zeit ist, aber vielleicht versuchst Du es mal mit dem Führerschein und der Fahrschule (kürzere Zeit) zu vergleichen. Das wirkliche Autofahren und richtige Verhalten im Straßenverkehr lernt man erst, wenn man den Führerschein hat. Wir alle lernen heute noch in unserem Beruf dazu. Täglich kommen neue Dinge, da es Änderungen gegeben hat. Es wäre ja auch schlimm, wenn es tagtäglich das Gleiche wäre. Ich denke, dann hätte mal schnell keine Lust mehr am Beruf.
Meine Lehrzeit war damals ebenso anstrengend und an manchen Tagen so frustrierend, wie Du es beschrieben hast. Ich bin oft morgens aufgestanden und habe mir gedacht ?da gehst du nie wieder hin?. Heute bin ich froh, dass ich trotzdem immer wieder hingegangen bin, denn die Situation zu erleben, wie die Kollegen und Kameraden auf mich reagiert hätten, wenn ich als ?Schwänzer? zurückgekehrt wäre, hätte ich nie erleben wollen. Manchmal muss man die Zähne zusammenbeißen, damit es anschließend leichter wird.
Ich glaube, solche Situationen begegnen einem ein paar Mal im Leben.
Halt die Ohren steif und kämpfe um das, was Du Dir vorgenommen hast.

LG, Sabine