Problem von Anonym -

Keine Freunde

Hallo,
ich habe lange überlegt, ob ich euch überhaupt schreiben soll.
Mein Problem ist, daß ich keine Freunde habe. Ich verstehe selbst nicht so ganz warum. Es ist so paradox, einerseits finde ich Menschen unheimlich anstrengend und flüchte oft vor jeder Begegnung oder Gesellschaft, z.B. wenn ich jemanden auf der Straße sehe, den ich kenne, wechsle ich spontan, also ohne zu überlegen die Straßenseite. Aber andererseits leide ich unter meiner Isolation, an der ich ja selbst schuld bin und ärgere mich, daß ich immer nur vor allem davonlaufe. Wie kann es sein, daß ich weder die Gesellschaft von anderen (lange) ertrage, noch meine Einsamkeit?
Wenn ich versuche Freundschaften zu schließen, bin ich immer sehr schnell frustriert und breche den Kontakt spätestens nach einem halben Jahr wieder ab, weil ich statt Spaß nur Anstrengung und Einengung fühle.
Dann ist da noch das Problem, daß es schwierig ist ehrlich zu anderen zu sein, denn weil ich mich schäme, keine Freunde zu haben, versuche ich es zu verheimlichen. Wenn eine der seltenen neuen Bekannschaften fragt, na, was hast du denn am Wochenende gemacht, was unternimmst du denn mit deinen Freunden, dann lüge ich immer und fühle mich so mies dabei. Ich erfinde Erlebnisse und erfinde einen Freundeskreis, nur um nicht schief angeguckt zu werden. Kurz, ich hab den Eindruck, daß man, wenn man einemal draußen ist, nicht wieder reinkommt, daß man schon Freunde haben muß, um weitere dazu zu gewinnen. Wer will schon eine Sozialphobikerin oder eine Lügnerin zur Freundin haben?
Ich weiß wirklich nicht, was ich noch machen soll und verstehe mich selbst nicht.
In Kindergarten und Schule hatte ich noch Freunde, wenn auch nicht viele. Doch im Nachhinein habe ich begriffen, daß ich nicht selbst aktiv die Freundschaften gepflegt habe, sondern daß das automatische tägliche Zusammensein es mir so leicht gemacht hat. Heute bin ich Studentin im Massenbetrieb einer Uni und gehe völlig unter.
Vielleicht könnt ihr mir irgendwie helfen,
vielen lieben Dank schon im Voraus!!!

Anwort von Sabine

Hallo!
Mir scheint, dass Du niemanden an Dich heranlassen möchtest und das das eine ziemlich tiefgründige Ursache haben kann. Vielleicht bist Du aber auch ein absoluter Singel-Typ, der alleine besser zurecht kommt. Du weichst den Menschen aus und ärgerst Dich aber im nachhinein darüber. Es ist komisch und läßt Fragen aufkommen. Eigentlich würde ich Dir jetzt raten, bewußt einmal dagegen anzukämpfen und einmal auf eine Zeilperson zuzugehen und die Initative etwas zu unternehmen von Dir ausgehen zu lassen. Nur um zu erfahren, wie es sich anfühlt. Solltes Du diese Problem aber schon über Jahre mit Dir herumschleppen und es Dich so sehr belasten, dann würde ich sagen, dass Du einmal mit einer Psychologin darüber sprechen solltest, denn sie kennen solche Probleme und können die Verhaltensweise viel besser interpretieren. Der Schritt zum Psychologen kostet zwar immer ein wenig Überwindung, aber manchmal ist es die bessere Lösung, wenn man dahinterkommen möchte und dieses Problem endlich besiegen möchte, denn Du sagst, dass es Dich belastet. Anschriften für diese Hilfe bekommst Du in Deiner Stadt entweder vom Hausarzt oder eine Infostelle bei der Stadt.
Alles Gute.