Problem von Anonym - 20 Jahre

Ich kann den Freund meiner Mutter nicht ausstehen

Hallo, nach langem überlegen habe ichmich nun entschieden euch eine Mail zu schreiben. Ich hole mal etwas aus um meine Situation verständlich zu machen. Meine Eltern sind seit 4 Jahren geschieden, ich bin darüber sehr glücklich denn die letzten Jahre waren die Hölle für mich. Mein Vater ist Alkoholiker war gewalttätig und hat meine Mutter mit einer Pistole bedroht und sich versucht das Leben zu nehmen. Er hat viele Schulden hinterlassen und bereut nichts, aber das ist vorerst nicht so wichtig. Wichtiger ist das nachdem mein Vater in die Psychatrie kam meine Mutter mir ganz "sensibel" ihren neuen vorgestellt hat, zu beginn fand ich ihn sehr nett. Wir unternamen viel und ich bekam das Gefühl nun endlich eine Familie zu haben. Na ja leider war es nicht so. Er ist ein Mensch wie soll ich sagen, der ziemlich Egoistisch ist und uns gegeneinander aufhetzt. Man kann es auch so verdeutlichen er hält meine Mutter wie einen Hund an der Leine sobald er Ihr etwas Freiraum lässt , zieht er sie wieder an sich heran und sie gehorcht Ihrem Herrchen weiterhin. Das eigentliche Problem ist die Beziehung zu meiner Mutter und mir durch Ihn. Er hat sehr viel Geld hat sich jedoch mal von meiner Mutter getrennt und sich beschwert das er ihr mal ein Eis oder so ausgegeben hat. Sie fahren öfters in den Urlaub haben mich noch nie mitgenommen, obwohl ich Urlaub sehr gut vertragen könnte. Einaml musste ich vor Ihnen weinen, meine Mutter hat mich an nächstem Tag angeschrien was ich mir erlaube schließlich sei es sein Geld. Weiteres Bsp. jeden tag kommt sie angepisst von der Arbeit, schnauzt mich nur an, sobald sie mit ihm kommt total friedlich kocht mir was usw. Wenn sie mit Ihm Telefoniert darf man ja nicht stören aber wenn ich was mache und sie will das ich komme muss das sofort sein. Wir reden auch gar nicht miteinander oder eher kaumweil wenn sie alleine kommt geht sie in Ihr Zimmer schlafen wenn er da ist ein wenig. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr ich den Typen hasse, ich hatte nach der Trennung die Hoffnung eine Familie zu haben doch stattdessen hat sich nicht viel geändert. Meine Mutter und er unternehmen sehr viel ich würde auch gern mit, aber wenn ic Zeit hab frägt man mich meist nicht und wenn ich keine Zeit hab dann schon. Als ich für Prüfungen lernen musste frägt er mich tatsächlich ob ich mit Ihnen in die Alpen zu siener Ferienwohnung will, wohlwissend das ich nicht kann. Oder sie bereiten eine Fahrradtour vor und fragen mich wenn sie schon aus der Haustür raus gehen. Ich mache meiner Mutter indirekt keinen Vorwurf, denn sie hat nie gelernt Ihre Meinung zu sagen. Mich mcht das sehr traurig. Es gibt noch etliche Bsp. aber ich habe erst mal die wichtigsten aufgezählt. Sagen kann ich ihr die Meinung auch nicht, sobald ich was gegen den "Kaiser" was sage schreit sie mich an das stimmt nicht und wass ich mir erlaube und das ich schließlich bei ihr wohne. Vielleicht habt Ihr einen Tipp, würde mich freuen.......

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Fremde,

Du bist da wirklich in einer Situation, wie ich sie mir komplizierter kaum vorstellen kann.
Dabei kannst Du sicher sein, dass weder Deine Mutter noch deren Freund es böse mit Dir meint.
Das Leben steckt uns ab und zu in Rollen, die schwer zu verstehen sind, wenn man es nur aus seinem eigenen Blickwinkel betrachtet.
Unsere eigenen Vorbehalte und Wünsche lassen es oft nicht zu, es anders zu sehen.
Fangen wir bei Dir an:
Dein Vater war für Dich in einer Zeit als Du eine intakte Familie am meisten brauchtest nicht gerade ein Vorbild oder eine Stütze. Wenn er Euch mit Schulden zurückgelassen hat, blieben wahrscheinlich auch viele Wünsche von Dir offen. Den Vater, den ein Mädchen sich wünscht (den Tochter um den Finger wickelt) hast Du nicht kennenlernen dürfen. Der Freund Deiner Mutter schien zuerst alle Voraussetzungen dafür mitzubringen, enttäuscht Dich aber auch.
Nun zu Deiner Mutter:
Sie hat für Euch beide zuerst Deinen Vater ertragen, Dich vor seinen Agressionen beschützt, bildlich sogar "die Zielscheibe" für die Agressionen Deines Vaters abgegeben. Sie hat das auszubaden, was Dein Vater an Schulden hinterlässt und bei Dir an Wünschen offen bleibt.
Deine Mutter hat ein Recht darauf, auch einmal geliebt zu werden. Und nichts was Du schreibst spricht dagegen, dass ihr Freund sie wirklich liebt. Und dieses Gefühl will sich Deine Mutter für sich erhalten. Zu Recht!
Aber hier fangen auch die Rollenspiele an, die Komplikationen:
Deine Mutter will sich selbst und ihrem Freund beweisen, dass er von ihr um seiner selbst und nicht wegen seines Geldes geliebt wird. Sie muß sich selbst beweisen, dass sie geliebt und nicht "gekauft" wird!

In welcher Rolle ist nun der Freund Deiner Mutter befangen?
Ich gehe fest davon aus, dass er sie wirklich liebt. Wenn er genug Geld hat, hat er es mit Sicherheit in seinem Leben schon mal erlebt, dass sein Geld auch Freunde anzieht, die nur sein "Bestes" wollten.
Auch er will sich in dem Gefühl sicher sein können, seiner selbst wegen geliebt zu werden. Er will die Gefühle Deiner Mutter nicht kaufen!
Und wenn er sensibel genug ist, erkennt er auch, dass Du mit 20 Jahren kein kleines Mädchen bist, dem man unbefangen väterliche Gefühle vermitteln kann. Du bist eine junge Frau und er muß Deiner Mutter durch sein Tun auch beweisen, dass Du keine Konkurenz für sie bist.

In meiner Beschreibung der Rollen mag es einige Nuancen geben, aber im Ganzen bin ich davon überzeugt, dass das Leben uns solche und ähnliche Zwänge aus gegenseitiger Rücksichtnahme auferlegt.

Du siehst, keiner will Dir etwas Böses. Versuche doch, wenn Du Euch in meiner Darstellung Eurer Rollen auch nur einigermaßen wiederfindest, einmal mit Deiner Mutter darüber zu reden. Frage sie, was ich an Aspekten vergessen habe. Versuche, Deine Mutter zu verstehen. Sie hat es verdient. Und ich bin überzeugt davon, dass das auch der Weg zu einem gemeinsam unverkrampfteren Umgang mit dem Freund Deiner Mutter sein kann, sobald er erkennt, dass Deine Mutter sich seiner Liebe bewußt ist und Dich nicht als Konkurenz betrachtet.

Ich wünsche Deiner Mutter und Dir von Herzen eine glückliche Zukunft.

Liebe Grüße, Bernd