Problem von Anonym - 19 Jahre

Fall für den Psychiater?

Hallo,

Ich habe in meinem Leben eigentlich keine längere Phase gehabt, in der ich glücklich war. Sicher, es gab zwischendurch Momente, aber tatsächlich nur sehr wenige. Oberflächliche, kurzweilige(früher oft auch durch Drogen beeinflusst) Momente, doch wenn sie vorbei waren bin ich fast immer wie in ein Loch gefallen.

Ich hatte früher hin und wieder Gedanken an Suizid. Meine Tante hat sich umgebracht, meine Oma und meine Mutter haben es versucht. Ich selbst habe darüber nachgedacht, mal intensiver, mal weniger. Doch irgendwann hab ich es schließlich für mich abgelehnt: Was ich anderen damit antun würde war der Hauptgrund.

Dann hatte ich jedoch auch ein paar seltsame Erlebnisse zu diesem Thema. Zum Beispiel, bin ich mal über eine Brücke gegangen und hab einen verdammt großen Drang(nicht rein psychisch, ich hab es fast körperlich gefühlt...) mich hinunterzustürzen. Verbunden mit Angst und hinterher war ich glücklich es nicht getan zu haben. Dasselbe ist mir nochmal im Treppenhaus unserer Schule passiert.
Ausserdem hatte ich auch vor langer Zeit mal Fantasien mir selbst weh zu tun(jedoch immer noch mit dem rationalen "Was soll denn der Scheiß, komm mal bitte klar!" im Hinterkopf)

Dann habe ich einfach starke Entzugserscheinungen von Liebe(ich weiß, dass es dämlich klingt, aber es trifft einfach gut): Ich fühle mich einsam, ungeliebt und wünsche mir ein paar nette Worte und Streicheleinheiten. Ich hab mich sogar einmal selbst gestreichelt!(also wenn es auf sexueller Basis gewesen wäre, kein Problem... Aber das war es halt nicht).

Dann kommt noch etwas dazu: Druck. Agression. Etwas dazwischen. Ich will schreien, um mich schlagen, Sachen kaputt machen, usw. Aber ich tue nichts.

Ausserdem habe ich ein Problem mit Leistung: Ich stehe morgens auf(durch Ferien im Moment natürlich noch ein wenig verzerrter als zu Schulzeiten), weiß genau, dass ich das und das tun muss, tun sollte, oder ähnliches, aber ich fühle mich einfach nicht in der Lage. Meine Schule ist in Gefahr!(Ich mache tatsächlich eigentlich nur mein Abi, weil ich nicht will, dass mein Vater den letzten Rest Achtung vor mir verliert) Und selbst wenn ich mir selbst einrede "Komm, du bist schlecht drauf, dann ist sowieso schwierig, mach halt was, was dich gut drauf macht..." funktioniert das nicht. Ich gehe nicht raus und treff mich mit Freunden. Ich lese nicht ein gutes Buch. Ich schreibe nicht(eigentlich, wenn ich nicht im Moment überzeugt davon wäre niemals etwas auf die Reihe zu kriegen, wäre es mein größter Traum ein Buch zu schreiben). Ich sitze vor dem PC und vertrödel die Zeit. Aber nicht mal unbewusst, sondern völlig bewusst!

Ich hab im Moment echt gar kein Selbstbewusstsein mehr...

Das ganze brachte mich natürlich auch auf den Schluss (und auch eine Freundin riet mir einmal), dass ein Psychologe nicht gerade die falscheste Alternative wäre. Aber ich bezweifle irgendwie, dass mir einer helfen könnte.

Ich würde am Liebsten einfach den Rest der Zeit bis zum Abi durchhalten und dann danach schauen, ob es immer noch nötig ist.

Zwar hab ich keine direkte Frage, aber es wäre mir schon sehr wichtig mal einen neutralen Kommentar zu meiner Situation zu lesen,

liebe Grüße

Anwort von Andrea

Hi du,

ich finde es gut, dass du den ersten Schritt zur Hilfe dir selbst hiermit suchst. Du zeigst damit, dass du gerne etwas ändern möchtest, aber noch nicht weißt, ob es nötig ist und welche Form der Hilfe du wenn in Anspruch nehmen solltest.

In deiner Mail beschreibst du eine Menge Dinge und Gedanken, die dir öfters durch den Kopf gehen und die du nicht als "normal" ansiehst. Ich lese dabei aber auch immer wieder den Wunsch heraus, nicht mehr von solchen Gedanken verfolgt zu werden. Viele dieser Gedanken scheinen dich an einem Leben, wie es die meisten Menschen führen, zu hindern - und deswegen finde ich es gut, dass du fragst, was du tun sollst.

Weißt du, ich denke, klar, du hast Gedanken, die nicht jeder Mensch so extrem hat und musst dich zum Teil bewusst dagegen stellen - warum ich dir aber empfehlen würde, dir einmal fachlich kompetente Hilfe zu suchen ist vielmehr, dass man schauen müsste, was liegt hinter diesen Gedanken, warum hast du diese, warum treten sie immer wieder auf, wie konnte es dazu kommen?

Dies kann nur ein "Fachmann", ein Psychologe oder Psychiater.

Ich lese darüber hinaus viele Emotionen und Gefühle, die unterdrückt werden - positive (Liebe), sowie negative (Ärger, Hass, Wut). Wenn man immer seine Gefühle unterdrückt, sie nie zeigen kann, dann wird es einem irgendwann einmal zu viel und man fühlt sich hilflos. Deswegen fände ic hes wichtig und richtig, dass du dir fachliche Hilfe suchst. Jemanden, der mit dir redet, der für dich da ist und dir da hilft, wo du gerne Hilfe und Unterstützung hättest.

Alles Gute