Problem von Mela - 24 Jahre

Mein Freund hasst meinen besten Freund

Hallo, findet sich hier jemand der den selben Irrsinn mitmacht wie ich gerade?
Ich muss ein wenig ausholen. Ich hatte in meiner Ausbildungszeit (2000) einen Verkehrsunfall mit meinem Auto. Mein Beifahrer, bis dahin ein Kollege von mir, und ich wurden lebensgefährlich verletzt, er aber viel schwerer und mit lebenslangen Folgen. Ich hatte wohl schuld, weiß aber absolut immer noch nichts von dem Unfall (Blackout). Gott sei dank haben mir seine Eltern nicht den Hals umgedreht, sondern haben mich genauso unterstützt wie ihn. Wir kamen zusammen als er seine Ausbildung wieder aufgenommen hat, weil ich für ihn dasein wollte und diejenige war, die ihn und seinen Zustand von allen dort am besten kannte. 2 Jahre waren wir zusammen. Als unser beider Selbstvertrauen wieder hergestellt war, trennten wir uns freundschaftlich. Das war von vornherein nichts für immer, aber wir brauchten uns. In diesen zwei Jahren haben wir unsere "eigene Sprache" entwickelt, eine ganz besondere (alberene aber erleichternde) Form miteinander umzugehen, die uns beide immer noch verbindet.
Jetzt kommt das Problem. 1 Jahr nachdem wir uns getrennt haben, kam ich Knall auf Fall mit einem Bekannten aus seiner derzeitigen Ausbildung zusammen. Er ist zwar 4 Jahre jünger als ich, aber ich schwöre: Das hätte ich nie gedacht! Tut vielleicht auch nichts zur Sache. Jedenfalls fing er nach ein paar Monaten (2 o 3) diesen meinen Unfall-Freund zu hassen. Das hat 2 Gründe: Anfangs war ich naiv und dachte, dass er es akzeptieren könnte, wenn ich immer noch was mit meinem Unfall-Freund unternehme. Das hatten wir geklärt, ich sah es halbwegs ein. Ein zweiter Grund war, dass er einen Eifersuchtsanfall bekommen hat, als ich mich eines abends mit ihm bei meinem Unfall-Freund verabredet hatte, wir aber die Klingel (durch Trocknergeräusche und laute Musik) überhört haben müssen. Nun denkt er, ich hab ihn betrogen, aber mehr als schwören, dass da nichts war, kann ich nicht. Ein dritter Grund ist, dass mein Unfall-Freund der intelligenteste Mensch ist, den ich kenne, zumindest auf technischer Ebene. So machte ich es am Anfang und auch jetzt teilweise noch so, dass ich oft ihn als zweiten Ratgeber hinzuzog, wenn ich ein technisches Problem hatte. Naja - meine Fehler ganz offensichtlich. Aber egal was ich versuche (Kontaktabbruch, o. Einschränkung), ich treffe meinen Unfall-Freund doch immer mal wieder auf der Straße oder er ruft mich ziemlich oft an ohne Hintergedanken, einfach weil wir total gut klarkommen. Ich kann mit ihm auch gut feiern, mit meinem Ferund dagegen weniger, weil er doch sehr zurückhaltend ist. Trotzdem liebe ich ihn und mit meinem Unfall-Freund wird nie wieder was laufen, von uns beiden aus nicht. Jetzt ist es so weit, dass ich beide in diesem Punkt gegen mich habe. Er wirft meinem Unfall-Freund arroganz vor und ist in meinen Augen aber selbst total intolerant ihm gegenüber. Mir wirft er vor, mich nur mit ihm amüsieren zu können und mich total zu verändern, wenn ich mit ihm telefoniere bzw. immer nur ihn um Hilfe zu fragen. Das stimmt nur so weit, wie sein eifersüchtiger Verstand es gern wahrnehmen möchte, denn ich versuche wirklich alles, um Frieden zu stiften. Jetzt wirft mein Unfall-Freund mir sogar schon vor, dass mein Niveau gesunken ist, weil ich mich total verändert habe. Ich traue mich nicht mehr, mit ihm zu feiern, weil mein Freund immer Stress macht anschließend. Und mein Unfall-Freund hasst auch bereits meinen Freund. Tja, ich steh dazwischen, fühle mich total unterdrückt und weiß nicht, was ich verlangen kann, oder was ich aufgeben muss oder was ich mir gefallen lassen muss. Mein Freund versteht einfach nicht, dass es mit mir und meinem Unfall-Freund einfach etwas besonderes ist - er ist nicht mein "Ex-Freund" im herkömmlichen Sinn. Uns hat was ganz anderes verbunden, nämlich der Unfall und die Folgen. Ich will keinen von beiden für den anderen aufgeben, weil ich der Meinung bin, dass es sich arrangieren lässt mit einem bisschen guten Willen. Ich muss dazu sagen, mein Freund ist nicht sehr redegeil, das heißt mit ihm reden ist ein Krampf. Außerdem tun wir es ständig ohne Ergebnis. Gibt es eine Alternative zu Schreiben und Weglaufen? Ich will nicht weiter unter dem Druck stehen, ständig jemandem auf die Füße zu treten und an allem Schuld zu sein.
Ich studiere übrigens Kommunikations- und Erziehungswissenschaft, das heißt, ich bin auch für völlig abstruse Erklärungstheorien und waghalsige Alternativen zu haben. Wenn mir nur jemand helfen kann bzw. aus eigenen Erfahrungen berichten kann. Tut mir leid, wenn das jetzt zu ausführlich war (Obwohl es garantiert nicht alles war, wenn man einen Haarspalter als Freund hat)
Verzweifelte Grüße, Mela

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Mela!
Ja, diesen Wahnsinn kenne ich mehr als genug. Allerdings in abgeschwächter Form und inzwischen ist es inzwischen Vergangenheit. Mein Freund war damals, als ich mich in ihn verliebte, felsenfest davon überzeugt, dass ich eine Beziehung mit meinem besten Freund habe. Irgendwie war er mit nix vom Gegenteil zu überzeugen. Was bei uns geholfen hat, waren gemeinsame Unternehmungen, damit jeder genau sieht, wie die anderen miteinander umgehen.
Das ist kein abtruser Weg, aber der gerade. Sind die Fronten inzwischen tatsächlich so verhärtet, dass das nicht mehr möglich ist? Es ist ja nicht so, dass Dir nur was an den beiden liegt, sondern ihnen liegt auch viel an Dir. Da können sie sich doch eigentlich mal ein bißchen Mühe geben, miteinander auszukommen.
Niemand kann und darf von seinem Partner verlangen, dass er wegen ihm eine langjährige Freundschaft aufgibt. Das ist meine Meinung. Er muss diese besondere Beziehung zwischen Dir und Deinem Unfall-Freund ja nicht verstehen, er muss sie nur akzeptieren. Ihm muss irgendwie klar werden, dass es keinen Grund zur Eifersucht gibt. Manchmal helfen da alle guten Worte nichts. Er muss es einfach sehen. Dein Freund muss aufhören, sich da in etwas hineinzusteigern, was es einfach nicht gibt. Wenn man ein Problem hat, fragt man nun mal den, der sich damit am besten auskennt. Und wenn man mit jedem Freund, den man um einen Gefallen bittet, gleich ein Verhältnis hätte, dann hätte ich ja alle Hände voll zu tun:).
Ist die Szene, als ihr die Türklingel nicht gehört habt, denn immer noch ein Thema oder inzwischen abgeschlossen? Wenn nicht, würde ich Dir fast raten, sie nachzustellen. Lass ihn, genau wie Euch beide, die Klingel mal nicht wahrnehemen. Sowas kann bei lauter Musik, Gesprächen und Nebengeräuschen schon mal passieren.
Trefft Euch zu Dritt (oder am besten noch mit ein paar anderen Leuten) mit der klaren Regel: Keinen Streit, keine Vorwürfe, einfach Spaß. Dir zuliebe. Vielleicht machen sie da ja mit?
Verbieg Dich für Deine Beziehung nicht zu sehr, verzichte nicht auf Dinge, die gut für Dich sind. Das kann man einfach nicht verlangen. Aber lass ihn teilhaben. Nur wenn er keinen Gedankenfreiraum mehr hat, was die Freundschaft zu Deinem Unfall-Freund angeht, kann er seine Eifersucht in den Griff bekommen.
Ich weiß, Du hast schon alles mögliche getan, um Frieden zwischen den beiden zu stiften und um keinen von beiden zu verlieren. Ist es jetzt nicht ein wenig bei ihnen, etwas zu tun, um Dich nicht zu verlieren?
Alles Gute!