Problem von Julia - 15 Jahre

Ich hasse meinen Stiefvater

Liebes KuKa-Team,
ich bin 15 Jahre alt und wohne bei meiner Mutter und meinem Stiefvater, weil meine Eltern sich getrennt haben als ich 4 war. ich glaube ich habe die Trennung nie richtig verkraftet und ich leide heute noch darunter. Aber das wahre Problem ist mein Stiefvater. Ich hasse ihn mehr als alles andere auf der Welt, am liebsten würde ich hin rausschmeißen. Er mischt sich immer in alles ein z.b. wenn ich mich mal mit meiner mutter streite mischt er sich und lässt so blöde Kommentare los. Genau diese Kommentare machen mich total wütend und provozieren mich, und das weis er auch. Aber wenn ich dann mit meiner Mutter darüber rede heißt es immer ich habe keinen Grund mich schlecht zu fühlen, dass sich alles auf gegenseitigkeit beruht und dass die Kommentare berechtigt sind, Ich kann aber irgendwann nicht mehr, ich muss die Wut dann immer runterschlucken und irgendwann gibt es einen Wutausbruch, das will ich nicht. Meistens rufe ich meinen Vater an und heule mich aus, ich kann aber leider nicht zu ihm fahren weil er in einer anderen Stadt wohnt, wir mussten wegen meinem Stiefvater umziehen. Ich hab das Gefühl ich bin allein und dass mich keiner versteht, Früher war alles besser wo meine Mutter und ich allein waren. Ich weis einfach nicht was ich noch tun soll, ich kann einfach irgendwann nicht mehr. Bitte helft mir.

Danke im vorraus Julia

Dana Anwort von Dana

Liebe Julia!

Dein Problem haben viele Trennungs"kinder". "Kinder" deshalb in Gänsefüßchen, weil du kein Kind mehr bist, sonder schon eine Jugendliche.

Die Eltern trennen sich, es kommt eine neue Partnerin, ein neuer Partner hinzu, der nicht Vater, die nicht Mutter ist...das ist immer schwierig und in den seltensten Fällen läuft sowas reibungslos ab.

Dein Stiefvater macht dich also mit seinen Kommentaren wahnsinnig.

Ein möglicher Ansatz dafür wäre, dass es auch für ihn sehr schwierig ist, mit der Situation umzugehen, dass er nicht weiß, wie er in Beziehung zu dir treten soll und es auf seine Weise versucht, die anscheinend aber nach hinten losgeht.

Hass und tiefe Aversion sind immer ein schlechter Ratgeber, denn der Stiefvater ist nunmal da, deine Mutter liebt ihn (und sie liebt dich!) und ist dadurch auch in einem großen Dilemma. Allen geht es also schlecht.

Es gibt da so einen doofen Omaspruch, der aber viel Wahrheit birgt: "Man kann andere nicht ändern, nur sich selbst". Und das fordert viel Kraft. Um das Problem in deiner Familie ansatzweise zu lösen, sind ein paar Schritte notwendig. Lies es dir mal durch, was mir so dazu einfällt, vielleicht wäre das ja was.

1. denk daran, dass dein Stiefvater auch nur ein Mensch ist. Vielleicht ist er sogar sehr unsicher, würde gerne mehr Kontakt mit dir haben, weil du da ja wohnst, aber weiß nicht, wie er es anpacken soll. Somit macht er Fehler und ist sicher selbst mit der Situation nicht glücklich. Somit vergib ihm das, hasse ihn nicht dafür. Keiner ist vollkommen.

2. such dir einen entspannten Moment aus, in dem es dir und deiner Familie gerade ganz gut geht. Dann such das Gespräch. Bitte deine Eltern um ein offenes Wort. Du könntest damit beginnen, dass du von deiner Seite aus versuchen wirst, entspannter im Familienleben zu sein, du aber eben ein Problem hast, das du gerne ganz erwachsen ansprechen und auch lösen möchtest. Deine Mutter und dein Stiefvater werden dir sicher zuhören.

Beschreibe ruhig und sachlich, wie das für dich ist, wenn diese Provokationen kommen, erkläre, dass es ein Teufelskreis ist, der dich immer weiter in den Abstand zur Familie treibt und du das gerne ändern möchtest. Versuche, mit den beiden auf einen Nenner zu kommen. zB dass du versprichst, bei Provokationen nicht auszurasten, sondern ruhig drauf hinzuweisen, dass das wieder sowas ist, mit dem du nicht kannst und dein Stiefvater soll versprechen, die Provokationen zu mindern und auch abzumildern, um DIR entgegen zu kommen.

3. Testphase zu Hause, ob es funktioniert.

Wichtig ist halt, dass du nicht wie ein schmollendes Kind rumzickst, sondern dein Problem absolut offen, aber erwachsen und sachlich rüberbringst. Nicht "du hast das und das gemacht, du bist blöd!!! Ich hasse dich!!!"...damit können sie absolut nichts anfangen und der geistige Rolladen wird runterrasseln. Versuche ihnen zu erklären, wie es DIR geht. Wie DU dich fühlst. Versuche Vorwürfe zu vermeiden sondern wirklich aktiv nach einer Lösung suchen zu wollen.

Klar, durch die ganzen Emotionen wird das schwer sein...aber du wirst merken, wenn du das schaffst, dass dir zugehört wird.

Was auch geht, wenn du dich das Reden nicht traust: schreib einen Brief. An BEIDE adressiert, nicht nur an deine Mum. Versuche auch da sehr sachlich und ohne große Vorwürfe dein Gefühlsleben aufzuschreiben. Auch das kann klappen, ich ziehe aber immer ein persönliches Gespräch dem Brief vor, weil man immer reagieren kann und schriftlich gerne Dinge missverstanden werden.

Viel Erfolg! Lass den Kopf nicht hängen.

Dana