Problem von Anonym - 18 Jahre

Kinderwunsch

Zuerst einmal möchte ich sagen, das mich in meinem Umfeld kaum jemand verstehen kann, was auch nachvollziehbar ist, wenn man die Sache realistisch und rational betrachtet.
Ich bin 17 Jahre alt, ich liebe Kinder, das wurde mir früh klar. Ich habe bisher auch nur positives Feedback bekommen, was meinen Berufswahl (die Arbeit mit Menschen/Kindern) angeht.
Und seit etwa einem halben Jahr verspüre ich einen übermäßig großen Kinderwunsch. Ich fühle mich oft unglaublich leer und matt, schwach, als würde mir etwas fehlen. Und dass, obwohl es privat und \"beruflich\" (durch mein Praktikum und meinen Job) gerade sehr gut läuft. Ich kann mich nicht beklagen und doch fühle ich mich so unvollkommen. Ich habe in dem vergangenem Jahr herausgefunden, was es ist, das mir fehlt: Ein Kind.
Ich bin unglaublich sensibel geworden, mir kommen sehr schnell die Tränen, wenn ich Mütter und Väter mit ihren Kindern sehe, ich phantasiere herum, schmiede unsinnige und dumme Pläne, werde verrückt, schließe mich zuhause ein, weil ich das Gefühl habe, dass mich niemand versteht. Natürlich ist das auch ein Thema, über das man nicht mit jedem redet. Die Reaktionen sind immer gleich (und eben auch verständlich): \"Du musst erstmal finaziell abgesichert sein!\", \"Du hast doch nichtmal einen Vater für das Kind\", \"Mach doch erstmal dein Studium, dann kannste immer noch an Kinder denken!\"
In meinem Alter denken die wenigsten Frauen oder Männer an Kinder, sondern eher an die eigene Zukunft.
Ich habe das Gefühl, als würde niemand diese Leere in mir sehen und spüren können, wie ich es tue. Schrecklich.
Habt ihr irgendwelche Ideen, wie ich mit diesen Gefühlen umgehen kann, obwohl ich täglich von Kindern umgeben bin? Ich liebe meine Arbeit, doch sie macht mich gleichzeitig auch irgendwie traurig. Teufelskreis.-

Sandra Anwort von Sandra

Hallo liebe Unbekannte,

vielen Dank für dein Vertrauen in uns.

Kinder sind etwas wunderbares, auch ich arbeite mit Kindern in meinem täglichen Leben. Und das Gefühl irgendwann einmal selber Kinder zu haben, jagd mir immer ein wohliges Kribbeln über den Rücken.

Ich kann dich verstehen. Wirklich. Als ich ungefähr in deinem Alter war, wollte ich auch gerne ein Kind haben. Ich hatte einen tollen Freund, Abi fast in der Tasche und ja, der Gedanke an ein Kind war "verlockend".

Du siehst das aber schon sehr realistisch. Gut so. Ein Kind in deinem Alter zu kriegen, wäre kein Drama, es gibt noch viel jüngere Mütter. Aber du weißt innerlich ja selber, was gut für ein Kind ist. Und da ist finanzielle Absicherung und eine Zukunftsperspektive schonmal nicht schlecht. Es ist nicht alles, aber es ist schon wichtig.

Dir fehlt kein Kind. Ganz sicher nicht. Niemand braucht ein Kind um vollkommen zu sein. Diese Leere in dir kannst nur du selbst ausfüllen. Es hat etwas mit dir zu tun. Etwas mit deinem Leben und ein Kind wäre nicht die Lösung. Bestimmt nicht.
Was könnte also deine Leere ausmachen? Denke mal nicht an ein Kind, was könnte es sonst sein? Unerfüllte (nicht mit Kindern zusammenhängende) Wünsche? Unzufriedenheit? Irgendetwas anderes?
Dann frage dich auch: was willst du noch alles erreichen in deinem Leben? Mehr sehen von der Welt? Vielleicht wirklich studieren? Erfolg im Job? All das geht sicherlich auch mit Kind, aber eben schwerer.

Bei mir ist der Wunsch irgendwann kleiner geworden im Laufe der Zeit. Vielleicht ist auch bei dir Zeit das Schlüsselwort. Gib dir Zeit. In jeder Hinsicht. Zeit für dich. Um dich weiterzuentwickeln. Man ist noch selbst so unfertig, die eigene Richtung meist noch gar nicht klar. Du wirst sehen, welche Vorteile es haben wird, noch mit dem Kinder kriegen zu warten.

Und versuch vielleicht alles aus einer anderen Perspektive zu sehen: weine nicht, weil du noch kein Kind hast, sondern freue dich darauf, dass irgendwann der Moment kommen wird. Und dieser liegt bestimmt in nicht allzu ferner Zukunft!

Alles Liebe!

Sandra