Problem von sandra - 26 Jahre

mama verunglückt

Hallo.Ich bin aus Zufall auf diese Seite gestoßen da ich online Hilfe suche,oder mich einfach nur austauschen möchte mit Gleichgesinnten.Ich fange einfach direkt an!! Am 29.07.2010 (morgens) rief meine eine Schwester bei mir auf der Arbeit an,wo sie mir mitteilte,dass unsere Mutter nicht mehr Leben würde.Meine Mutter wurde früh morgens beim Zeitungsaustragen auf dem Fahrrad,von einem LKW übersehen,überrolt und getötet.Meine Gedanken/Gefühle als ich das erfahren habe,kann ich garnicht sagen (bzw.beschreiben).Aber ein Gefühl übertraf jeglichen noch so großen Schmerz bei mir....Ich hatte (hab) so eine Wut auf mich, und mein blödes Verhalten meiner Mutter gegenüber!Um dies kurz zu erklären: Das Verhältniss zwischen meiner Mutter und mir,war oft sehr angespannt und schwierig.Oft haben aneinander vorbei geredet und gestritten.Letzendlich habe ich das Jugendamt angerufen mit der Bitte,mich von zu Hause raus zuholen (da war ich 13 Jahre alt).In erster Linie war daran aber nicht meine Mutter Schuld,aber der ständige Ärger mit ihr,war so gesehen das I-Tüpfelchen...Aber jetzt wieder zum eigentlichen Problem von mir...14 Monate vor dem tödlichen Verkehrsunfall von meiner Mutter,haben wir uns mal wieder richtig gestritten.Seit dem habe ich kein Wort mehr mit ihr gesprochen,da mich ihr Verhalten + Aussagen sehr verletzt haben.Auch heute noch bin ich der Meinung,dass das was meine Mutter mir an den Kopf geknallt hat,keine Mutter zu ihrem Kind sagen oder sogar so Denken darf!!Und als sie mir dann noch zum guten Schluss sagte/zeigte: Da ist die Tür\'\' , bin ich damals auch gegangen! Seit damals,haben wir nicht mehr miteinander gesprochen. Jetzt sitze ich hier und denke mir: Hätte ich doch ihre für mich verletzende Aussage runter geschluckt,und wäre wieder auf sie zugegangen.Hätte ich doch einfach nur gedacht: Du kenst deine Mutter Sandra...\'\'.Aber jetzt kann ich nicht mehr mit ihr Reden,oder jemals erfahren,ob sie mich als Tochter immer noch nach dem ganzen Ärger sieht!!!Und jetzt kommt auch noch das mit dem erben auf einen zu....(hab noch 2 weitere Geschwister). Für mich fühlt es sich nicht Richtig an,dass Erbe anzunehem,da meine Mutter und ich so oft Ärger (und vorallem auch so auseinander gegangen sind), anzunehemn!!!Aber alle anderen von der Familie lächeln mich bloss an und sagen zu mir,dass ich nicht so denken brauch, und das meine Mutter gleichberächtigt gehandelt hätte.Meine ganzen Gedanken versuche ich so gut wie möglich nach hinten zu schieben,um derzeit Kraft für meine beiden jüngeren Geschwister zu haben (vorallem für die eine,die noch zu Hause bei meiner Mutter in dem Haus lebt).Jedesmal versuche ich beide abzulenken und zum Lachen zu bringen,obwohl mir nicht zu Lachen zu mute ist!Aber ich muss doch als älteste,die stärkere für meine beiden jüngeren Geschwister sein!!! Aber seit mehreren tagen frage ich mich: WIEVIEL KRAFT MUSS EIN MENSCH HABEN,UM DASS ALLES HINZUKRIEGEN UND ZU ÜBERSTEHEN???!!!! Das meine ich so,wie ich es auch schreibe!!Weiter Gedanken und derzeit vorallem Gebete,werd ich jetzt nicht mehr hier erwähnen (sonst wird der Text noch länger,der ja schon warscheinlich viel viel zu lang ist...).Mir ist klar,dass die Trauer mal mehr und mal weniger ist...aber der Rest meiner Gefühle/Gedanken usw.,kann das auch weniger werden???!!!??? Brauche doch die Kraft unbedingt für meine Geschwister!!!!

Dana Anwort von Dana

Liebe Sandra.

Erstmal herzliches Beileid und Mitgefühl von meiner Seite. Allerdings nicht nur wegen des Todes eurer Mutter, sondern weil du dir das Hirn so zermarterst.

Weißt...der Tod kommt irgendwann. Und dann hat man ein bestimmtes Leben gelebt. Soll man während des ganzen Lebens immer sagen: "nuja, meine Mutter könnte irgendwann mal sterben, also muss ich alles in mich hinein fressen und gute Miene zum bösen Spiel machen."? Das ist doch auch absolut ungesund.

Du hast ein bestimmtes Leben mit deiner Mutter gehabt. Ihr wart euch nicht grün. Sie hat dir fiese Sachen an den Kopf geworfen, du hast dich von ihr distanziert. Du solltest dir jetzt nicht vorwerfen, dies getan zu haben, denn du hast dich damals selbst geschützt. Das Leben damals WAR so wie es war. Aus Angst vor dem Tod dürfte man ja sonst nie wieder streiten oder Dinge, die nicht in Ordnung sind, anprangern. Es könnte ja sein, dass man keine Möglichkeit mehr kriegt, etwas anderes zu tun.

Siehst du? Da frisst man sich ja auf!

Du hast damals den einzigen für dich gangbaren Weg gewählt und der war in Ordnung so. Ich denke nicht, dass deine Mutter dich verleugnet hat. Du bist ihr Kind, ihr kamt halt nur null miteinander klar. Vielleicht hätte es irgendwann eine Versöhnung gegeben, vielleicht wärt ihr auch bis zum natürlichen Tode deiner Mum in dieser Distanz geblieben. Trotzdem denke ich nicht, dass sie dich als Tochter negiert hat. Ein Kind bleibt ein Kind, auch wenn man nicht miteinander auskommt.

Von daher: quäle dich nicht auch noch damit. Ihr habt beide so gehandelt, wie es damals für euch richtig war. Natürlich hättest du früher auf sie zugehen können. Aber du hast nicht so gefühlt. Es fühlte sich für dich nicht richtig an, sonst hättest du es ja getan. Da scheinen einfach die Wunden zu tief gewesen zu sein.

Ansonsten machst du nämlich auch alles richtig. Du tröstest deine Geschwister, bist für sie da. Du hast quasi für sie die Mutterrolle übernommen, bis die größte Trauer vorbei ist. Und DAS hätte deine Mum sicher gewollt. Dass IHR eine Familie seid. Halte daran fest. Teilt das Erbe unter euch auf, du hast genauso deinen Teil verdient - und sei es nur, weil ihr viel gelitten habt. Du unter deiner Mutter und sie unter dir. Man soll mit dem Alten abschließen. Hätte sie dich nicht als Tochter gewollt, hätte sie sicher ein Testament hinterlassen, das dich nicht begünstigt. Aversion ist ein starkes Antriebsmittel, sie hätte es SICHER gemacht. Mit sowas wartet man dann auch nicht.

Was deine Stärke angeht, die du nun brauchst:

Gibt es in deinem Umfeld jemanden, der DEIN Netz sein kann, in das du mal fallen kannst? Wo du dann einfach mal losheulen und dich aussprechen kannst? Sollte das nicht der Fall sein, würde ich dir raten, mal bei dem Bestatter, der deine Mutter bestattet hat, nachzufragen. Der kann dir auf jeden Fall Adressen für Trauerbegleitung nennen. Das sind Menschen, die geschult sind, zB dich während deiner Trauer zu begleiten. Die dir zuhören, die dir helfen, wie du deinen Geschwistern helfen kannst und so weiter.

Du musst das nicht alles alleine tragen, auch wenn du bisher auf dein Verhalten schon stolz sein kannst. Deine Geschwister können sehr froh sein, dich als große Schwester zu haben.

Ich wünsche dir auch weiterhin viel Kraft und Durchhaltevermögen. Du machst das gut. Lass dich nicht entmutigen durch Gedanken, die keinen Platz in deinem Kopf haben sollten.

Liebe Grüße,

Dana