Problem von Anonym - 17 Jahre

Kinderwunsch trotz Homosexualität?

Hey, liebes Kummerkastenteam.

Ich habe ein kleines Problem, dass mich seid einiger Zeit beschäftigt.
Ich hätte gern ein Baby - natürlich noch nicht jetzt, Gott bewahre! - aber später einmal, wenn ich ein geregeltes Leben habe, sicheres Einkommen, eine eigene Wohnung, einen Partner, mit dem ich das Baby aufziehen könnte und sicher sein kann, das mein Kind ein behütetes und schönes Leben hat.

Das Problem ist nur - ich habe vor ungefähr 2 Jahren entdeckt, dass ich lesbisch bin. Es hat etliche Monate gedauert, bis ich es mir überhaupt eingestehen konnte, da ich damals in einer Beziehung mit einem Jungen steckte. Aber es ließ sich nicht verdrängen. Nun, inzwischen habe ich das akzeptiert, was ich bin und habe mich auch bereits in ein Mädchen verliebt.
Trotzdem ist der Kinderwunsch geblieben. Wenn ich später eine Partnerin habe, hätte ich gern ein Baby - aber keines von einem Spender, sondern eines mit der Person, die ich liebe - aber wie soll das funktionieren? Eine Frau kann von einer Frau nicht schwanger werden.
Das macht mich sehr traurig - zu wissen, dass ich nur durch den Umstand, dass ich lesbisch bin, nie ein Baby haben kann, dass mich und meine Partnerin als wirkliche Eltern haben wird.
(Ich dachte erst eine Weile, dass ich bi bin - da wäre es noch möglich gewesen, ein Baby zu bekommen. Aber es hat genug Anzeichen gegeben, dass ich und das männliche Geschlecht höchstens Freunde sein können.)

Die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung finde ich nicht besonders schön - irgendwie habe ich das Gefühl, dass diejenige, die nicht schwanger wird, sich nicht mit dem Kind verbunden fühlen wird.
Aber wenn es doch irgendwann dazu kommen sollte - d.h. wenn irgendwann der Wunsch von mir und meiner Partnerin so groß ist, dass es nicht anders geht - kann ich das verantworten?
Kann ein Kind, dass zwei Mütter hat, richtig aufwachsen? Wird es nicht gehänselt? Wird es sich nicht anders entwickeln? Ist eine lesbische Liebe das richtige Umfeld für ein Kind, um aufzuwachsen? Wird es nicht irgendwann nach seinem richtigen Vater fragen?
Ich mache mir auch darüber große Sorgen, selbst, wenn das noch weit in der Zukunft liegen sollte.
Ich würde meinem Kind nur das Beste bieten wollen und ich weiß, dass ein Kind einen Vater braucht - aber den könnte ich dem Kind nicht geben.
Aber ich meine, es würde mit zwei Müttern doch nicht weniger Liebe bekommen als mit einer Mutter und einem Vater. Es wäre nur eben...anders. Ist anders denn immer so falsch?
(Und wer bestimmt überhaupt, was normal ist? Das ist doch unfair - Heterosexuelle sind die Norm, und wir Homosexuellen sind nur \"akzeptiert\", aber irgendwie trotzdem...anders.)

Ich hoffe, ihr denkt nicht von mir, dass ich total versessen darauf bin, ein Kind zu bekommen.
Ich mache mir nur eben ab und zu Gedanken darüber.

Ich hoffe, ihr könnt mir ein wenig helfen.

mit lieben Grüßen

Ich :)

Dana Anwort von Dana

Liebe...Ich. :D

Ich kann dich absolut verstehen und auch absolut beruhigen. :)

Ein Kinderwunsch ist normal und inzwischen gibt es auch viele Möglichkeiten, Kinder in einer homosexuellen Beziehung zu haben. Klar, dass zwei Frauen auf natürlichem Weg miteinander ein Kind haben, das ist halt einfach unmöglich. Aber ist das denn auch SO wichtig?

Ich habe eine Bekannte, die bisexuell ist und seit zehn Jahren glücklich mit einer Frau zusammen lebt. Die beiden haben ein schwules Pärchen im Freundeskreis, von denen einer als "Papa" fungiert hat - sie haben zwei Kinder, zwei Mädels. Die Mädchen sagen, dass sie zwei Mamis und zwei Papis haben. Bei den Mamis leben sie, die Papis holen sie alle paar Wochen mal für einen Tag ab, verbringen Zeit mit ihnen und sind auch sonst immer mal bei den beiden Frauen. Die Freundschaft hat gehalten und sich auch intensiviert.

So ist es natürlich ein Idealfall, die Mädels sind gut eingebettet. Es gibt aber auch viele lesbische Paare, die auf die Weise "künstliche Befruchtung" Kinder bekommen haben. Auch gibt es die Möglichkeit, sich künstlich von einem Freund befruchten zu lassen, einfach, dass es vielleicht trotz allem eine Vaterfigur gibt. Das bleibt aber euch überlassen. Auch wenn du das eigentlich nicht so schön findest, sollte es eine Möglichkeit im Hinterkopf bleiben.

Aus der Erfahrung mit meiner Bekannten weiß ich, dass sich ihre Partnerin absolut als die Mama der beiden Kinder betrachtet, auch wenn meine Bekannte beide Male die Kinder bekommen hat und ihre Partnerin mit den Kindern biologisch nichts zu tun hat. Die Familie ist echt total niedlich, die Kinder hängen an beiden Mamis sehr. An den Vätern nicht so, die betrachten sie eher so als Freunde als als Papis. Aber das ist ja auch ok so.

Richtiger Sex mit einem Mann kommt ja für dich dann wahrscheinlich nicht in Frage. Also gehen nur die "künstlichen" Wege...und da muss man sich dann halt überlegen, was wichtiger ist. Die Abneigung gegen dieses Künstliche oder der Wille, ein Kind groß zu ziehen mit einer Partnerin, die man liebt.

Für mich persönlich würde nur das Ergebnis zählen, denke ich, aber das sieht sicher jeder anders.

In der Schule haben die beiden Kinder keine Probleme, soweit ich weiß. Inzwischen gibt es so viele verschiedene Konstellationen, dass "zwei Mamis" gar nicht groß auffällt. Die Kinder sind von Anfang an sehr offen erzogen worden, sie haben auch erklärt bekommen, dass es ein Ausnahmefall ist und viele vielleicht nachfragen werden. Sie erklären es ohne mit der Wimper zu zucken, wenn jemand fragt. Ich denke, da kann man gut vorbereiten.

Lass die Zeit kommen, entspanne dich erstmal. Und wenn du jemanden hast, mit dem du denkst, das könnte die Partnerin fürs Leben sein, kannst du das Thema ja mal erneut aufrollen.

Die Chancen gibt es.

Wenn du möchtest, schreib nochmal eine kurze Bestätigung mit deiner Haupt-Email-adresse, ich rede mal mit meiner Bekannten, ob ich dir ihre Email-Adresse weiter geben darf...da hättest du dann Rat von erster Hand. Ich stelle den Kontakt dann her, sobald ich weiß, dass du das möchtest. Gib die Bestätigung bitte im Bereich FEEDBACK mit dem Link zu diesem Problem und meinem Namen hier ein. Dann können auch die anderen Mitarbeiter es mir zuordnen und ich bekomme die Meldung darüber.

Liebe Grüße,

Dana