Problem von Kirschman - 15 Jahre

Ich will nicht mehr !

Ich hab echt kein bock mehr zu leben, meine freundin hat vorkurzem schluss gemacht meine beiden eltern sind gestorben ich kackgrad voll in der schule ab meine freunde grenzen mich aus ich spiele jetzt schon sehr ernst mit einem Selbstmord gedanken denn ich habe nix mehr für das es sich zu leben lohnt ausser vlt. meinen kleinen neffen doch der wird sich bestimmt auch irgendwann abwenden und das verkrafte ich dann nicht so ist es vlt. besser wenn die welt einen verlierer weniger hatt

ich glaube es ist wirklich der letzte ausweg ich hab schon alles versucht doch nix half bevor ich jetzt in die ewigen jagdgründe gehe wollte ich wissen ob ihr noch eine Idee habt die mir helfen könnte

Dana Anwort von Dana

Hi, Kirschman!

Und genau, WEIL du hier schreibst, sollten wir den Selbstmordgedanken weit nach hinten schieben. Du willst eigentlich nicht sterben. Sterben ist was für Feiglinge, die vor dem Leben flüchten.

Doch du tust gerade das Gegenteil: du fasst Mut und bittest um Hilfe. Somit unterscheidest du dich von Selbstmördern, die alles hinter sich lassen, keine Probleme lösen und dafür ne Menge Schaden anrichten.

Du bist anders. Und das ist gut so. Ein Verlierer sieht anders aus.

Ich bin froh, dass du schreibst, ich denke, wir finden gemeinsam eine Lösung. Solltest du mit dieser einen Antwort noch nicht genug Hilfe haben, darfst du auch jederzeit nochmal schreiben, du wirst dann von uns aus den Briefen "rausgefischt" und bekommst schnell Antwort. Schreibe dann bitte unter "Feedback", damit wir das einordnen können.

So, gehen wir es an.

Du betitelst dich als Verlierer, merkst aber selbst, dass du das eigentlich gar nicht sein willst. Als Selbstmörder wärst du der Oberverlierer. Als Hilfesuchender bist du eigentlich schon auf dem Weg zum Gewinn. Gewinn an Sicherheit, Gewinn an Selbstwert und Gewinn an LEBEN. Und das ist das wichtigste. Du hast ohne uns, völlig alleine, also schon eigentlich die richtige Entscheidung gefällt. Jetzt gilt es zu schauen, wie man dein Leben wieder so hinkriegen kann, dass du gar nicht mehr darüber nachdenkst, wie es wäre, es zu beenden.

Leben verläuft manchmal leider nicht nach Wunsch, das kenne ich selbst, aber interessanterweise kommen immer wieder Punkte, die doch positiv sind. Zum Beispiel dein kleiner Neffe.

Um nun aus dem Tief rauszukommen, sind zwei Sachen notwendig.

1. du musst es wollen und darfst nicht immer allen Leuten schlechtes unterstellen.

Du hast zB jetzt schon gesagt, dass dein Neffe sich sicher abwenden wird, wenn er groß ist. Aber das kannst du gar nicht wissen. Vielleicht bist gerade DU der Mensch, mit dem er am besten kann? Vielleicht ist er dir ähnlich und fühlt sich gerade bei dir verstanden? Wenn ihr beide jetzt schon einen guten Draht habt, wo er noch sehr klein ist, kann das sich noch intensivieren. Das wird es aber bestimmt nicht, wenn du jetzt schon von ihm denkst, dass er dich irgendwann schlecht behandelt. Das ist kein Weg. Damit tust du dir ja mehr weh als es real nötig wäre. Wer von der Welt nur Schlechtes erwartet, hat ein großes Schild "ich erwarte nur Schlechtes!!" auf der Stirn. Das ist wirklich so. Und damit werden viele Chancen gar nicht erst wahrgenommen.

Genieße die Zeit mit deinem Neffen, sei für ihn da. Und er wird dich lieben und bei dir sein wollen. Du wirst ihn aufwachsen sehen und vielleicht später ein guter Ratgeber für ihn sein können.

2. du musst REDEN.

Momentan klingt es für mich so, als würdest du dir das alles denken, alles in dich hineinfressen und nach außen nicht wirklich Signale senden, wie schlecht es dir geht.

Du hast doch Hilfe verdient. Du hast verdient, dass man sich um dich kümmert. Dass du keine Eltern mehr hast, tut mir sehr leid. Aber einen Bruder/eine Schwester hast du, wenn du einen Neffen hast. Und deine Freunde.

Ich denke, sie grenzen dich aus, weil sie nicht in dich hinein sehen können. Sie merken, dass du anders wirst, ernster, nicht mehr die Späße mitmachst...ja, wie denn auch, dir geht's scheiße. Völlig normal also, aber SIE können das so einfach nicht wissen. Bzw wenn sie es wissen, dass es dir schlecht geht, könnte es auch mit Überforderung zusammen hängen. Freunde sind nicht vom Fach, seelische Probleme übersteigen schnell ihre Fähigkeiten und sie suchen den Abstand.

Nimm es ihnen nicht übel.

Ich würde dir empfehlen zu reden. Rede darüber, dass es dir verdammt schlecht geht und dass du das gerne abstellen würdest. Vertraue dich Menschen an. Deinem Bruder/deiner Schwester, deinen Freunden. Sei ehrlich.

Warum?
Weil es dir eine Last nehmen wird. Du wirst dich freier fühlen, der Strudel nach unten wird gehemmt. Er wird nicht gelöscht, aber es zieht nicht mehr so nach unten. Alleine das Gefühl, mit dem ganzen Mist nicht mehr alleine zu sein, hilft ungemein. Klar, es ist eine Überwindung, aber du hast HIER schon Mut bewiesen, es völlig Fremden zu erzählen. Trau dich bei den Leuten, die du kennst und von denen du weißt, dass sie dich eigentlich mögen, den Mund aufzumachen. Mit dem Verständnis, das sie dann für deine Situation haben werden, lassen sich wieder ganz andere Möglichkeiten erschließen.

Es hängt nämlich alles bei dir zusammen. Das schlechte Lebensgefühl, das Gefühl, nicht gemocht zu sein, die schlechten Leistungen in der Schule...vielleicht sogar das Schlussmachen, das weiß ich aber nicht genau.

Du hast momentan das Gefühl, dass die ganze Welt gegen dich ist und dich abgeschrieben hat. Das ist aber nicht so. Deine Freundin mag sich für einen anderen Weg entschieden haben, aber nicht die ganze Welt. Und es kann doch nicht sein, dass ein einzelner Mensch so viel Einfluss auf dich hat, dass du deshalb dein Leben beendest.

Du bist doch genauso ein wertvoller Mensch.

Mein Tipp also: rede. Erkläre dich. Bitte um Hilfe.

Am allerbesten würde das natürlich in einer Therapie fruchten. Schrei nicht gleich: auf keinen Fall!!!, sondern hör erstmal zu. Ein Therapeut kann, wenn man hingeht (was man übrigens einfach so kann, es kostet nichts), fachlich auf den Punkt helfen. Er hört zu, er gibt Rat, er besorgt Hilfe. Wir hier sind auch nichts anderes als Therapeuten, die Problemen zuhören und Hilfestellung leisten.

Viele Leute wollen das nicht, sie stemmen sich dagegen. Aber diese Leute wollen auch nicht geholfen kriegen. Du schon, wie man an deinem Brief hier ja merkt. Du hoffst, dass wir eine Idee haben, wie wir dich vom Tod bewahren können.

Und diese Idee gibt es.

Nicht schlecht von allem denken, anderen Menschen eine Chance geben, sich selbst eine Chance geben, REDEN, sich Hilfe holen, vor allem fachliche.

Dein Leben ist momentan ein Strudel nach unten. Alles ist nur noch negativ. Aber nur, weil die positiven Sachen völlig außen vor bleiben, bzw auch noch negativiert werden, obwohl sie positiv sind.

Jetzt gilt es, Halterungen zu suchen, an denen du dich aus dem Strudel ziehen kannst, was du ja WILLST. Und glaub mir, es sind genug Halter da. Du bist nicht alleine, du musst nur wollen und nicht alles verdammen.

Auch wir bieten dir gerne weiterhin eine Hand. Schreibe gerne weiter mit uns, wir finden gemeinsam auf jeden Fall den Weg, der am Ende LEBEN stehen hat und nicht TOD. Der Spruch: "Tod ist keine Lösung" stimmt einfach... Gib nicht auf, jetzt, wo du den ersten Schritt aus dem Strudel heraus getan hast. Geh genau da weiter. Du kannst jetzt schon stolz auf dich sein und wirst es noch öfter sein können.

Alles Liebe und wie gesagt: brauchst du uns, schreib wieder.

Dana