Problem von Niemand24 - 24 Jahre

Angst vor dem Leben

Hallo!
Ich möchte heute und hier endlich mal alles loswerden und ich hoffe, das es jemand liest und mir helfen kann. Auch wenn der Text evtl. sehr lang wird,
vielleicht gibt es ja jemanden da draußen, den es trotzdem interessiert.
Ich fange ganz am Anfang an, denn da hat es ja begonnen.
Meine Mutter wurde mit mir schwanger, von einem Mann, den sie vermutlich selber nicht kannte. Zu diesem Zeitpunkt, war sie verheiratet und hatte schon 2 Kinder. Ich passte da nicht hinein und sie wollte mich nicht. Sie wurde von ihrem Mann geschlagen und hatte etliche Affären. Dazu muss ich sagen, das sie Alkoholikerin war und auch noch andere Drogen oder Tabletten konsumierte. Auch in der Zeit der Schwangerschaft. Ich kam als Suchtkind zur Welt und als wenn das allein nicht reichte, dachten auch alle das ich das Down-Syndrom hätte. Merkmale waren damals eine lange Zunge etc. Nach etlichen Tests, stellte sich heraus, das ich nicht daran litt. Ich lag 3 Monate im Krankenhaus, ohne das sich jemand um mich kümmerte. Ich wurde einfach an ein Fenster gelegt und lag da diese ganzen 3 Monate, ohne das mal jemand mit mir kuschelte oder mich auf den Arm nahm. Lediglich zum Füttern und saubermachen wurde ich von dem Platz weggenommen. Meine Eltern kamen und adoptierten mich. Daher weiß ich das alles auch. Die Krankenschwestern haben das gegenüber meinen Eltern zugegeben. Die Geschichte meiner leiblichen Mutter, war dem Krankenhaus bekannt und das musste meine Eltern auch darüber informieren. Falls sich jemand fragt, woher ich das alles weiß.

Ich musste sofort eine Wirbelsäulengymsastik für Babys machen, da ich mich an dem Fensterplatz immer dem Licht zugewandt habe und meine Wirbelsäule dadurch gekrümmt war. Das war die Vorgeschichte.
Meine Eltern liebten mich und ich hatte eine wirklich wunderbare kindheit und musste nichts missen. Folgeschäden des Alkohols waren Konzentrationsstörungen und immer das Gefühl zu haben, nicht gewollt zu sein, dazu kommen psychische Störungen, die sich mit "eingebildeten" Schmerzen äußerten. Obwohl meine Eltern mich wirklich liebten und mir das auch immer gezeigt haben, hatte ich trotzdem immer das Gefühl, das sie mich eigentlich gar nicht wollen. Ich bereitete ihnen viele Probleme. Ich konnte mich in der Schule nicht konzentrieren und ich strengte mich bei Fächern die mir keinen Spaß machten auch nicht wirklich an. Aber das war soweit alles okay, damit konnte man leben. Ich glich das in anderen Fächern wieder aus und war recht gut in der Schule. Freundschaften konnte ich nicht knüpfen und ärgerte die anderen lieber. Doch auch das legte sich und ich hatte dann auch Freunde. Doch in der Pubertät änderte sich alles. Ich schwänzte die Schule und machte nur noch Ärger. Meinen Eltern kann man nichts vorwerfen, da sie immer das beste getan haben und sie haben mich nie verstossen (worüber ich mich heute noch wunder und weshalb ich sie über alles liebe). Ich habe auch fachkundige Hilfe in Anspruch genommen. Aber geholfen hat es nicht. Warum ich nicht mehr zur Schule gegangen bin? Ich habe seitdem ich klein bin, immer Durchfall, wenn ich vor irgendetwas Angst habe. Dann habe ich Angst vorm Durchfall bekommen. Ich dachte mir immer, das ich nicht zum Klo darf, wenn ich musste. So bescheuert das auch klingt, das war der Grund warum ich nicht mehr zur Schule gegangen bin. Ich hatte Angst davor wieder schlimme Bauchschmerzen zu bekommen und dann nicht auf Toilette gehen zu dürfen. Bei uns an der Schule durfte man das auch fast nie, erst wenn man fast geheult hat. Niemand hat mein Problem verstanden und so hatte ich beschlossen, nie wieder zur Schule zu gehen. Aus der Angst wurde dann Angst überhaupt irgendwohin zu gehen und es kamen immer neue Ängste dazu. Das ist auch kein Wunder. Wenn man nur noch in der Bude ist, muss man irgendwann bekloppt werden. Ich traute mich kaum noch weg. Mehrere Ärzte haben mich durchgecheckt und es wurde keine körperliche Ursache gefunden. Also psychisch. Damals war ich dann nicht mehr bereit zu einer Therapie. Tja und so habe ich mein Leben lang weitergemacht. Ich hatte nie feste Arbeit und meine Freunde habe ich auch alle verloren. Seitdem ich meinen Führerschein habe, hat diese Angst etwas nachgelassen. Ich ging wieder raus (denn ich konnte ja überall anhalten wenn ich musste). Das geht ja mit den Öffentlichen schlecht, die halten nicht an, wenn man denen das sagt. Was ja auch logisch ist. Aber eine Arbeit anzufangen, traue ich mich trotzdem nicht. Alle denken ich bin zu faul dazu. Aber ich habe Angst. Ich bin seit so langer Zeit weg davon, einer geregelten Tätigkeit nachzugehen, das ich Angst habe, wieder von vorne anzufangen. welcher Arbeitgeber beschäftigt einen Angestellten, der dauernd aufm Klo sitzt? Dazu kommt, das ich keinen Abschluss und keine Ausbildung habe.

Der Auslöser dafür, das ich heute hier meine Geschichte aufgeschreibe war, das ich meine alte Zeugnismappe gefunden habe. Ich war so gut in der Schule, ich hatte Freunde, ich hatte eine tolle Zukunft vor mir und was habe ich daraus gemacht? Ich habe mir mein ganzes Leben versaut! Ich bin arbeitslos und stecke voller Ängste, die ich alleine nicht loswerde und ich schaffe es nicht neu anzufangen. Ich bin so deprimiert, das ich sogar denke, für alle wäre es besser, wenn ich mit meinem Auto und Vollgas gegen eine Mauer fahre. Vielleicht wäre das auch für mich besser und vielleicht würde ich ja in einem anderen gesunden Körper mit einer gesunden Seele wiedergeboren. Das Gefühl, das einen niemand will, das frisst einen auf. Ich habe das jetzt 24 Jahre lang und es bestimmt mein Leben. Es macht mich kaputt und gibt mir immer wieder neue Ängste. Am liebsten würde ich die Zeit zurück drehen und alle meine Fehler ungeschehen machen. Diese Angst gar nicht zulassen und endlich wieder glauben können, das mich wirklich jemand liebt. Ich weiß das meine Eltern das tun, aber es ist als wenn irgendwas in mein Herz sticht und mir zuflüstert, das ich das nicht glauben soll. Die Angst macht sich mittlerweile auch körperlich bemerkbar. Ich bin unausgeglichen,aggressiv und nicht belastbar.
Im Februar habe ich meinen zweiten Therapietermin. Ich hoffe das es was nützt. Wenn es einen Arbeitgeber gäbe, der sich damit abfinden könnte, das seine neue Angestellte die Anfangszeit daurnd auf dem Klo sitzt.....oder wenigstens nichts dazu sagt, das sie öfter rennt als die anderen....das wäre toll. Ich weiß das es sich nach ein paar Wochen legen würde und ich dann wenigstens dabei keine Probleme mehr habe. Aber den gibt es wohl nicht. :´(
Ich weiß auch, das andere Menschen dieses Problem auch haben. Ich bin nicht alleine. Aber bin ich die einzige dabei mit diesem verkorksten Leben?
Bitte lacht nicht über meine Geschichte. Ich wollte mich bloss einmal ausweinen, weil ich total down war.
Wenn ihr bis hier gelesen habt.....danke!
Ein Niemand

Anwort von Sabine

Hallo!
Ich finde, Du unterschätzt Dich. Deine alten Zeugnisse zeigen Dir doch, wieviel in Dir steckt und ich bin davon überzeugt, dass es noch da ist. Die Therapiestunden im Februar werden Dir bestimmt dabei helfen, dieses wiederzufinden. Das Du Hilfe dabei bekommst und vor allem auch in Anspruch nimmst, finde ich super. Sie werden Dir helfen und zeigen, dass das alles noch in Dir steckt und auch wieder hervorgeholt werden kann, wenn vor allem Du es auch zuläßt und lernst mit Deinen Ängsten umzugehen.

Ich wünsche Dir alles Gute für die Zukunft.
Lieben Gruß!