Problem von Anonym - 17 Jahre

Berufsschule, Ausbildung, fühle mich nicht wohl, was kann ich tun?

Hallo Kummerkasten-Team!
Ich bin 17 Jahre alt und besuche momentan die 11. Klasse einer Berufsschule. Dort mache ich die Hochschulreife mit einer Ausbildung zur Erzieherin. Bis zur 10. Klasse war ich auf einer Realschule und hatte dort ganz gute Noten. Zu Beginn der 10. Klasse hatte ich zwar zunächst etwas schlechtere Noten, doch im 2. Halbjahr hab ich mich noch einmal zusammen gerissen und meine Quali bekommen. Ich hätte auf jede Schule gehen können, doch habe ich mich entschieden, auf eine Berufsschule zu gehen, da ich begeistert war von dem Konzept, dass ich mein Abitur machen könnte und gleichzeitig eine Ausbildung zur Erzieherin. Erzieherin war zwar nie mein Traumberuf, aber ganz schlecht fand ich diesen nicht. Mir war wichtig, dass ich nach diesem Abschluss alles studieren könnte und nicht nur auf eine Richtung festgelegt sein würde. Ich habe mich informiert und war, wie gesagt, begeistert von dieser Schule. Ich habe mich dort angemeldet und auch bald eine Zusage bekommen. Auf meine Eltern, meine Schwester und älteren Freunde habe ich nicht gehört, als diese mir sagten, für mich wäre es am besten auf eine Gesamtschule oder ein Gymnasium zu gehen. Ich war fest davon überzeugt, dass ich dies nicht wollen würde und habe mich auf keiner weiteren Schule angemeldet. Dann fing auch schon das neue Schuljahr an und ich bekam sofort in der ersten Woche Zweifel an meiner Entscheidung. Ich habe mich von Anfang an nicht wohl gefühlt, da alles so neu und anders war, doch ich habe mir gedacht, dies würde sich noch legen. Wir sind in der ersten Woche auf eine "Kennenlern-Klassenfahrt" gefahren und es war ganz ok dort. Eine sehr gute Freundin aus meiner Realschule war zum Glück auch dort in meiner Klasse und wir freundeten uns mit einem anderen Mädchen an. Seitdem sind die beiden meine kleine Gruppe in der Klasse, bei denen ich mich wohl fühle. Mit den anderen habe ich mich nie wirklich angefreundet, da ich zuvor ganz andere Menschen gekannt hatte. Ich bin eher ein lustiger Typ und mache gerne Blödsinn, meine neue Klasse hingegen, welche nur 4 Jungen hatte, war eher spießig, langweilig und "erwachsen", da auch viele Ältere in einer Berufsschulklasse sind. In den ersten Wochen dieser Schulzeit hat sich mein ungutes Gefühl nicht gelegt. Der Unterrichtsstoff gefiel mir nicht, da sich viel zu viel um das Thema "Erziehung" drehte, ich wusste zwar, dass ich in diese Richtung gehen würde, doch war ich nicht darauf vorbereitet, dass ALLES darum gehen würde. Ich konnte mir zu dieser Zeit nicht vorstellen, wie ich ein normales Abitur schaffen sollte, wenn ich keinen normalen Unterricht hatte. Dazu kam noch, dass ich meine Klasse immer weniger mochte, ich war gelangweilt von allen, allem und das Schulsystem gefiel mir auch nicht. Wir waren sehr auf uns alleine gestellt und ich war völlig überfordert und wusste mir nicht selber zu helfen. Dann wurde ich unmotiviert, lernte sehr wenig, machte meine Hausaufgaben nicht regelmäßig, da diese nie kontrolliert wurden, und beteiligte mich am Unterricht sehr wenig bis gar nicht. Das war für mich selber sehr neu, denn ich war zuvor immer eine offene und normale Schülerin gewesen, doch auf dieser Schule entwickelte sich eine Blockade in mir, die ich nicht zu lösen wusste. Irgendwann im Herbst wurde mir dann alles zu viel und ich sprach mit meinen Eltern zum ersten Mal dadrüber. Zuvor hatte ich einen Schulwechsel nicht in Erwegung gezogen, da ich davon ausging, dass ich mich erst einmal an die neue Schule gewöhnen müsste und alles würde dann besser werden. Zusammen entschieden wir, dass ich an Schulen nachfragen sollte, ob ich zum 2. Halbjahr wechseln könnte. Dies machte ich auch, doch die 11. Klassen waren völlig überfüllt und ich wollte nicht auf irgendeine Schule gehen, wo es womöglich wieder nicht gut laufen würde. Ich fragte also auf 3, 4 Schulen und wurde nicht angenommen. Dann entschied ich mich dafür, mich im Februar für das nächste Schuljahr anzumelden, die 11. Klasse also zu wiederholen. An einigen Schulen habe ich mich angemeldet, diese lehnten mich jedoch ab, da es sehr viele Bewerbungen gab. An einer Schule unterhielt ich mich mit dem Lehrer für die Anmeldungen und dieser sagte mir, dass ich wohl nicht angenommen werden könnte, weil ich schon auf einer weiterführenden Schule sei und wenn sie mich annehmen würden, würde ich den Schülern den Platz wegnehmen, die noch keine Schule haben. Dies kann ich eigentlich auch verstehen, aber ich möchte trotzdem auf eine andere Schule! Es kann doch nicht sein, dass mich keine Schule deswegen annimmt. Also bin ich jetzt immernoch auf der Berufsschule. Das erste Zeugnis dieser Schule ist sehr schlecht ausgefallen und am liebsten hätte ich alles hingeschmissen. Meine Eltern waren sehr enttäuscht von mir, welches mich noch mehr deprimierte. Doch sie gaben mir Kraft, dass es besser werden würde. Und tatsächlich wurde ich, meiner Meinung nach, besser in der Schule. Ich war gedanklich anwesender im Unterricht, lernte mehr und schrieb gute Klausuren. Als dann vor einigen Wochen die mündlichen Quartalsnoten genannt wurden, wurde ich jedoch stark enttäuscht. Die Lehrer hatten meine Anstrengungen nur schwach bemerkt und mir die gleichen Noten oder nur eine leichte Verbesserung gegeben. Meine Motivation war nun in dem Keller meines Kellers. Besser wurde dies nicht, als kurz dannach mein jetziges Praktikum anfing. Im ersten Halbjahr hatten wir ein 3-Wöchiges Praktikum im Kindergarten, welches mir gut gefiehl und welches einer der Gründe war, warum ich mich zusammenriss und die Schule schaffen wollte. Das jetzige Praktikum findet im selben Kindergarten statt und dauert 5 Wochen. Wir wurden bombadiert mit Aufgaben, welche ich momentan nicht verstehe. Da meine Motivation auch wieder schön verschwunden ist, habe ich in den vergangenen 4 Wochen auch nicht wirklich viel dafür gemacht. Ich habe jetzt noch eine Woche Zeit, habe viel zu Schreiben und zu Planen, und der Hass auf diesen Beruf wächst immer mehr. Ich kann dagegen nichts machen. Ich möchte einfach nur alles schmeißen. Eine Freundin von mir hat eine Ausbildungsstelle bekommen und verlässt die Klasse jetzt. Ich würde auch so gerne sofort abbrechen, doch ich möchte keine Ausbildung machen! Ich habe das Gefühl, dass die Lehrer und die Schüler mich nicht akzeptieren und mögen und ich fühle mich schrecklich, schrecklich unwohl. Ich weiß, dass es nicht das schlimmste der Welt ist, doch ich möchte nicht in einer Berufsausbildung enden, die mir mittlerweile garnicht mehr gefällt. Ich kann aber anscheinend nicht mehr raus, ich fühle mich so gefangen auf der Schule! Was kann ich denn jetzt noch machen? Ich möchte mich im Sommer noch einmal anmelden auf einigen Schulen, vielleicht sind ja einige Schüler abgesprungen... Ich hoffe es so sehr, doch sicher bin ich mir keineswegs, dass dies klappen wird. Ich habe das Gefühl, dass dies keinen Ausweg mehr für mich hat. Ich möchte meine Eltern nicht enttäuschen, aber vorallem möchte ich MICH nicht enttäschen, ich möchte wieder eine fröhliche und gute Schülerin werden, die nicht ständig von ihrer alten Schulzeit schwärmt, sondern die neue genießen kann... Also hoffe ich, dass ihr mir sagen könnt, was ich noch machen kann? Ich glaube nämlich, dass ich alles schon versucht habe, doch vielleicht habe ich doch etwas ausgelassen und ihr könnt mir so helfen. Ich hoffe, dass ihr Zeit findet, um mir zu helfen, denn viel Zeit habe ich ja nicht mehr bis zum Schuljahresende...
Liebe Grüße!
Und Danke im Vorraus!

Nele Anwort von Nele

Hallo du Liebe! - Also erst einmal muss ich dich loben, denn ich habe selten jemanden in deinem Alter so reflektiert über sich selbst & seine Situation nachdenken hören! (Dass mag teilweise auch sicher schon an deiner Erziehung-Ausbildung liegen, denn dort muss man ja auch ständig alles reflektieren, gell?) *schmunzel*) Du hast ja alles irgendwie - in dem ganzen Hin & her - im Überblick behalten & denkst an die Zukunft! *lob*

Ich kann deine Unsicherheiten & Ängste auch sehr gut nachvollziehen & verstehen, denn eine Ausbildung; ein Beruf in dem man sich wohlfühlt ist wirklich LEBENSwichtig! Schließlich willst du ja damit Geld verdienen & schön leben; doch wenn dir dein Job keinen Spaß macht, tust du dir damit ja auch keinen Gefallen )=

Das wohl einschneidenste Erlebnis für dich war wohl der Wechsel von deiner Schule auf eine BERUFSschule, wo wirklich alles krass anders ist. Wie du schon selbst schriebst, geht es dort "ernster" & "erwachsener" zu. Das du immer noch von deiner alten schönen Schulzeit schwärmst, macht es da nicht leichter, dass du dich nun mit dem Neuen besser anfreunden kannst.

Immer wieder hast du aber dem Neuen auch eine Chance gegeben! Ich habe es an mehreren Stellen gelesen & mich sehr gefreut für dich! So wie ich es verstanden habe, fühltest du dich aber schlussendlich doch immer ZU unwohl, nicht genug akzeptiert um weiter zu machen mit dem "Dem neuen Berufsschul-Alltag" eine Chance zu geben!

- Mein erster & eindringlichster Rat ist, dass du mit einem Lehrer redest den du magst (oder zumindestens irgendwie vertraust, nett findest). Bitte ihn um ein paar ungestörte Minuten Redezeit. Vielleicht traust du dich & du sprichst auch gleich den Lehrer an, von dem du das Gefühl hast, dass er dich nicht akzeptiert. Erzähle ihm, wie schwer dir der Wechsel auf die Berufsschule fiel UND immer noch fällt! Das du das Gefühl hast, er würde dich nicht akzeptieren/nicht mögen & du Angst hast das alles nicht zu schaffen; dass das alles NICHT dein Weg ist & du seinen Rat - SEINE Gefühle dazu hören möchtest! (Lehrer sind ja, auch wenn man das oft vergisst, auch nur Menschen, die leider auch nicht in die Köpfe ihrer Schüler hereinsehen können. Gib auch ihm eine Chance!)

- Und sprich auch UNBDEDINGT mit der Frau im Kindergarten, die für dich zuständig ist! Oder mit deinen Kolleginnen! Vielleicht ist letzteren das auch alles zuviel! Bitte deine "Vorgesetzte" um etwas mehr Tipps oder andersweitige Hilfe! Fragen zu stellen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Lernbereitschaft!!

Auch mit Mitschülern und oder Kollegen zu reden, sich auszutauschen hilft. Wem geht es ähnlich? - Hat man einen oder mehrere gefunden, schließt man sich zu einer Lerngruppe zusammen & hilft sich gegenseitig!

******Ganz sicher wird es übrigens auch, nicht ewig so weitergehen, dass nur das Thema "Erziehung" durchgewälzt wird! (Und wenn du das geschafft hast, kannst du ja immer noch alles studieren was du willst, oder?) Immerhin warst du ja einmal von dieser Berufsschule richtig begeistert! - Ist es jetzt vielleicht zum Teil auch so, dass du dich immer wieder vor deiner eigenen Courage, deinem eigenen erwachsenen Mut fürchtest? Geht es dir vielleicht zu schnell alles, um es zu verarbeiten? Was erhoffst du dir genau von einer Wiederholung der 11 Klasse? Bist du vielleicht noch nicht richtig aufs Berufsleben/deine Möglichkeiten vorbereitet/informiert worden? Ging es dir alles zu schnell? ^^^^^^(Überlege das alles einmal mit deinen Eltern und oder deiner Freundin zusammen!) *drück* ^^^^^^^^

Übrigens glaube ich auch nicht dass deine Eltern enttäuscht von dir sind. Wenn Eltern betroffen gucken, liegt das meistens daran, dass sie sich große Sorgen um ihre Kinder machen. Auch Eltern wünschen sich für ihr eigenes Kind einen best möglichsten Start ins (Berufs,-)Leben, deine auch! Aber wenn du dir auch da nicht so sicher bist, sprich mit ihnen! Kommunikation ist eines der BESTEN Lösungen & Mittel um Unsicherheiten & Probleme aufzuklären. (Das sieht man ja auch daran, dass du uns angeschrieben hast - dich mitgeteilt hast *anlach & herz*).

Für die Berufsschule & die Weiterführung sprechen ja auch ein paar Punkte. Zum Beispiel ist es (leider) so, dass in fast jedem Beruf es mindestens eine Sache gibt die man total doof findet oder sogar hasst. Echt, frag nur mal einen einzigen Lehrer wie gern er Hausaufgaben korrigiert! Lieber würde ein Lehrer alleine ein fremdes Haus anstreichen, als 30 Klausuren zu korregieren! Bäcker hassen z.B. nach Jahren immer noch dass ihre Nacht gegen 3 Uhr aufhört, Tierpfleger stört der ganze Mist auf dem Boden ...du weißt was ich meine, mhm?!! (= *drück*

Vielleicht steckst du also "nur" in der (aber doch sehr krassen) Umgewöhnungsphase, vom "Kind-sein" ins "Erwchasenen - Leben". (So wie du schreibst warst du ja nachhaltig erschrocken wie "ernst & erwachsen" es auf der Berufsschule zugeht ...)

Aber wenn das schlechte Bauchgefühl bleibt: Höre darauf! Nur du kannst wissen was du willst; was dir gut tut! Vielleicht brauchst du ja noch 1 Jahr um dich zu orientieren, um dich umzuhören was du willst, was du machen kannst oder um "erwachsener" zu werden, *das sehr lieb mein*. Mit 17 ist man halt irgendwie beides noch & erwachsen werden endet auch irgendwie nie ...weil man immer dazu lernt. Vielleicht wäre ein soziales Jahr etwas für dich. Macht sich im Lebenslauf gut & hilft der Seele einen Weg zu finden... Erkundige dich da einmal! Aber gib noch nicht so schnell auf! Denn es gab ja auch immer wieder Zeiten in denen dir der Berufsschul-Alltag Spaß machte & du motiviert warst! Irgendeine Blockade wird es also noch geben, dazu gehe einmal mit Menschen deines Vertrauens & die die dich gut kennen den Fragenblock durch, (siehe Mitte dieser Email)!

Ich hoffe & denke aber auch, dass du deinen Weg findest mit dem du dich dann wohlfühlst! <3 Nele