Problem von Anonym - 15 Jahre

Freude und Trauer

Ich hatte schon öfter geschrieben, aber keine Antworten bekommen. Ich verstehe das auch, da ich nicht die einzige bin, die gerne mal Hilfe bekommen möchte und so, vielleicht sind meine Probleme auch nur zu "dämlich".
Also eigentlich habe ich kein bestimmtes Problem,ich wollte nur mal ein bisschen aus meinem Leben erzählen, da ich mich zur Zeit ziemlich oft schlecht fühle. Es gibt Tage, an denen ich echt glücklich bin und mit einem Lächeln auf den Lippen einschlafe - diese sind aber eher seltener. Mir ging es bis ich auf die weiterführende Schule kam immer gut. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern, einen schönen Freundeskreis und 2 beste Freundinnen. Die eine kenne ich schon meine Leben lang. Wir waren unzertrennlich und haben fast jeden Tag zusammen was unternommen. Dann kamen wir in die Grundschule, wo icerh meine 2. beste Freundin kennengelernt habe. Da wir beide umgezogen sind, wohnten wir auch nicht mehr im selben Ort. Insgesamt wohnen wir aber nur um die 20 Minuten voneinander entfernt. Dadurch, dass ich in der Grundschule die "andere" beste Freundin kennen gelernt habe, war ich manchmal (ich weiß selber nicht wieso) zickig und unfair zu meiner Kindergartenfreundin. Sie fand eine neue beste Freundin und ich hatte immer noch das Mädchen aus der Schule,mit welcher ich eine wundervolle Zeit hatte. Ich war jeden Tag unterwegs und meine Lebensfreude war einfach riesengroß. Als ich auf die weiterführende Schule kam, sahen wir uns nicht mehr so oft und auch meine "beste Freundin" fand eine noch bessere Freundin als mich. Mittlerweile habe ich schon seit langer Zeit keine beste Freundin mehr und ich fühle mich ziemlich benutzt. Ich denke oft darüber nach, was an mir so schlecht ist, dass meine Freundinnen irgendwann nicht mehr so viel mit mir zu tun haben wollen. Ich fühle mich oft ziemlich einsam ,da ich nachmittags auch nicht mehr so viel unternehme. Außerdem hatte ich noch nie einen Freund. Ich weiß, dass es kein Muss ist, mit 15 schon einmal einen Freund gehabt zu haben, aber es gibt trotzdem sehr viele ,die glücklich in einer Beziehung sind. Wenn ich mich "verliebe" dann auch eher in Leute, die ich nur flüchtig oder gar nicht kenne. Ich versteh das selber nicht, wahrscheinlich einfach, weil sie auf den ersten Blick ziemlich perfekt in meinen Augen wirken. Ich bin sehr, sehr schüchtern. Manchmal glaube ich, dass es schüchterne Personen als mich gar nicht gibt. Ich möchte gerne reden ,aber es geht einfach nicht. Ich zittere und bekomme dann auf Fragen nur ein gequältes "Ja" oder "Nein" raus. Ich bewundere und beneide so ziemlich jeden, da sich jeder normal mit anderen Personen unterhalten kann. Ich habe totale Angst alleine irgendwo lang zu laufen, da ich das Gefühl habe, als Außenseiter oder "Opfer" angesehen , oder ausgelacht werde. Ja, ich habe panische Angst davor, dass mich mal ein Junge anspricht. Komplimente finde ich eher peinlich. Viele Menschen haben mir gesagt,dass ich hübsch bin,aber ich sehe das nicht so. Ich finde mein Leben ziemlich trist und es ist nicht wirklich wertvoll. Während andere Jugendliche feiern gehen, sitze ich (meist) alleine zu Hause rum und weiß mit meiner Zeit nichts anzufangen. Ich habe schon Freunden, wenn man das so nennen kann. Auf Geburstagsfeiern werde ich immer eingeladen , jedoch fühle ich mich trotzdem ziemlich fehl am Platz. Oft sehe ich in meinem Leben keinen Sinn, da ich weder eine beste Freundin , noch einen Freund oder Zukunftspläne habe.Ich weiß schon gar nicht mehr wie es ist, wirklich glücklich zu sein. Meine kleine Schwester (9 Jahre) ist jeden Tag weg und nicht schüchtern, so wie ich damals. Ich bin manchmal eifersüchtig auf sie. Meine kleinen Geschwister werden sowieso von meiner Mutter bevorzugt. Ich habe Angst vor der Zukunft, weil ich befürchte, dass ich später einsam sein werde , ein richtig unglücklicher Mensch. Oft wenn ich in der Schule über mich nachdenke, muss ich meine Tränen unterdrücken. Es gibt keinen Menschen, dem ich so sehr vertraue,dass ich ihm über meine Gefühle erzählen könnte. Niemand scheint zu merken, dass es mir innerlich nicht gut geht.Ab und zu kommt ein "alles okay?" von meinen Freunden ,oder von meiner Familie, aber merken, dass nicht alles okay ist, tun sie nicht. Es gibt mittlerweile keine Personen mehr zu denen ich ein gutes Verhältnis habe, ich entferne mich immer weiter von allen, obwohl ich das nicht will. Für andere gelte ich immer nur als süßes, schüchternes Mädchen . Ich soll immer da sein, wenn andere Probleme habe,aber ich kann niemanden was erzählen. Entweder nehmen sie es nicht ernst, oder hören gar nicht zu. Ich bin außerdem ein wenig anders im Gegensatz zu anderen Jugendlichen. Ich trinke keinen Alkohol, rauche nicht und hasse Partys. Ja das klingt dumm, aber ich kann sowas einfach nicht ab. Ich meine, es ist schön für andere, dass sie sich dort amüsieren, aber ich tanze nicht gerne und von Drogen wie Alkohol und Zigaretten halte ich sowieso gar nichts. Einerseits möchte ich zu den Leute gehören und mit ihnen zusammen etwas unternehmen, aber andererseits sind sie mir zu verschieden und ich würde mich nicht gut mit ihnen fühlen. Diese Menschen, die so sind wie ich und mich verstehen, habe ich noch nicht gefunden und werde es wahrscheinlich auch nie. Ich möchte gerne wieder ein Leben haben, in dem ich mich wohlfühle mit Menschen , die mich lieben und akzeptieren.
Tut mir Leid ,dass ich jetzt so viel geschrieben habe. Wahrscheinlich interessiert das hier sowieso niemanden.

Marie Anwort von Marie

Du hast ein Feedback bekommen, schau mal hier: http://mein-kummerkasten.de/266234/Feedback-zu-Freude-und-Trauer.html

LG, Marie


Antwort von Jeanett:

Hallo,

es interessiert niemanden? Das glaub ich nicht, zumindest mich interessieren deine Probleme. Dein Problem wäre normalerweise schon längst gelöscht worden, denn alle unbearbeiteten Probleme werden nach einem Monat automatisch gelsöcht. Ich aber hatte mir dein Problem zur Bearbeitung reserviert. Bis heute bin ich jedoch noch nicht dazu gekommen, es ausführlich zu beantworten. Dennd as, was du schreibst, erfordert schon eine sehr ausführliche Antwort. Also, du siehst, es gibt noch jemanden, der sich für deine Probleme interessiert. Ich kann dich sehr gut verstehen, denn ich habe mich mit 15 auch manchmal so gefühlt wie du.

Also zuerst mal zu deinem Problem mit deinen besten Freundinnen:

Es besteht überhaupt kein Grund, dir Sorgen zu machen, dass es deine Schuld ist. Es ist völlig normal, wenn man an unterschiedliche Schulen geht, dass man dort wieder andere, neue Freunde findet und die ehemals beste Freundin in den Hintergrund rückt. Ihr habt ja nun auch weniger Gemeinsamkeiten. Dadurch gibt es weniger Themen, die euch beide beschäftigen. Die Freundschaft muss darunter nicht leiden, aber es ist eben nicht mehr die beste Freundin.
Wenn man an eine weiterführende Schule wechselt, sind die Chancen, wieder eine allerbeste Freundin zu haben, eigentlich sehr gering. Der Grund dafür ist, dass die meisten jetzt andere Ansprüche an Freundschaftetn haben. Je älter du wirst, desto besser ist es, sich nicht mehr so intensiv an eine Freundin zu klammern. In der Grundschulzeit war das okay, da braucht man das auch. Aber später ist es besser, möglichst viele Freundschaften zu pflegen. Meine Tochter hatte zB eine beste Freundin in der Grundschule, die wohnte nur ein paar Meter von uns entfernt. Aber als beide dann auf andere Schulen gegangen sind, haben sie sich kaum noch gesehen, obwohl sie so nahe zueinander gewohnt haben. Trotzdem hält die Freundschaft immer noch, aber jede von ihnen hat inzwischen eine Menge anderer Freundinnen, mit denen sie viel öfter zusammen sind. Du siehst also,das alles hat mir dir als Person überhaupt nichts zu tun.
Versuch also, auf deiner neuen Schule auch wieder Freundschaften zu schließen, vielleicht eher lockere, dafür aber mehrere. Davon scheinst du ja auch schon ein paar zu haben. Das ist gut, und du solltest soclhe Freundschaften auch nicht unterschätzen, weil sie nicht weniger wertvoll sind als die beste Freundin aus der Grundschulzeit.

Du hattest noch nie einen Freund?

Na und? Was meinst du, wie vielen Mädchen das genauso geht? Es redet nur keine davon groß darüber, weil es für alle anderen 15Jährigen eben dasselbe Problem ist. Der einzige, aber beste Rat, den ich dir dazu geben kann, ist: Sei einfach du selbst! Steh dazu, dass du ein eher ruhiger Mensch bist, dich nicht in der Vordergrund schiebst. Das ist völlig in Ordnung. Nur musst du dich eben selbst auch so akzeptieren. Verstell dich niemals, versuch nie, jemand anderer zu sein. Sonst wirkst du unglaubwürdig. Sei so wie du bist. Wirklich glücklich kannst du in einer Beziehung auch nur werden, wenn du jemanden findest, der dich eben genauso mag wie du bist! Jeder Mensch ist auf seine Art reizvoll, auch du! Und der zweite Rat dazu ist: Hör auf, UNBEDINGT einen Freund zu wollen. Das funktioniert meistens nicht. Lass es einfach auf dich zukommen. Dann fällt es dir auch leichter, ungezwungen mit jemandem zu plaudern. Dieses dumme Gefühl, das Zittern, die Unsicherheit - das alles kommt nur, wenn du einen Jungen unbedingt beeindrucken willst. Versuch einfach mal, dieses Gedanken, ob derjenige, der dir gerade gegenüber steht, dein Freund werden könnte, sofort zu verdrängen. Stell dir lieber vor, du siehst ihn nur dieses eine Mal und dann nie wieder. Dann gelibngt es dir bestimmt auch viel besser, etwas ungezwungener zu sein. Und dann bist du auch in der Lage, locker zu plaudern.

Du hast Freunde, die dich fragen, ob alles okay ist. Also hast du auch Freunde. Geh mit ihnen aus, frag sie, was sie nachmittags so tun und schließ dich ihnen an. Unternimm ganz viel mit deinen freunden, schau, was es für AGs in deiner Schule gibt, ob es Sportgemeinschaften oder Tanzschulen gibt, denen du dich anschließen kannst.

Dass andere deine Probleme nicht ernst nehmen, liegt wahrscheinlich daran, dass sie gar nicht merken, dass du Probleme hast. Keiner sieht dir das an. Das zu begreifen kann wirklich lange dauern, ich kenn das Problem. Wenn du Probleme hast, dann sprich darüber. Wenn du das nicht tust, dann kann auch keiner etwas davon wissen. Keiner wird dich ansprechen, weil du ein trauriges Gesicht machst.

Du musst nicht auf Partys gehen, um jemand zu sein. Du bist bereits jemand, näümlich jemand, der nichts von Partys hält. Das ist völlig okay, aber du musst es eben für dich selbst akzeptieren. Du bist eben so. Und wer das nicht akzeptiert, der ist eben einfach anders als du, hat andere Interessen und kann deswegen nicht zu einem deiner engsten Freunde werden. Und es gibt ganz sicher sehr viele Menschen, die dieselben Interessen haben wie du. Das garantiere ich dir. Man findet sie nur nicht so leicht, weil sie eben nicht so im Mittelpunkt stehen. Du musst schon etwas genauer hinschauen. Schau dich mal in deinem Bekanntenkreis etwas um und stell dir die Frage, wer wohl so ähnlich sein könnte wie du. Sei aber dabei objektiv und mach dich nicht schlechter als du bist.

Ich hoffe, ich konnte dir ein paar kleine Denkanstöße geben, die dir weiterhelfen? Wenn du noch mehr Fragen hast, kannst du gern wieder schreiben. Bezieh dich dann auf genau diese Problem hier und füge es als Link ein.

Kopf hoch, meine Liebe! Ich wünsch dir alles Gute,
liebe Grüße
Jeanett