Problem von Nette - 44 Jahre

Mutter-Sohn Haushalt

Hallo liebes Kummekastenteam,
ich habe vor 4 Jahren einen netten Biker (heute 46) kennengelernt und irgendetwas hat mich nicht mehr los gelassen. Ich hatte mich wohl irgendwie in ihn verliebt. Nun pendelten wir seit dieser Zeit am Wochenende immer hin und her, da er nicht im gleichen Ort wohnt. Mit der Zeit ist dieses jedoch auch anstrengend geworden. Mein großes Problem an dieser Beziehung ist, dass er bis dahin noch nie eine Beziehung hatte und bis zum heutigen Tag mit seiner Mutter in einem EFH wohnt. Er hat sein Zimmer und teilt sich Küche und Bad mit ihr. Für mich ist dies sehr schwierig zu verstehen, Ich hatte sehr jung mein Kind und bin mit 20 zu Hause ausgezogen. Zu diesem Problem hab ich ihn vor einem Jahr angesprochen und ihm deutlich gemacht, dass ich nicht mehr jung genug bin um ewig zu warten. Dass ich mit ihm eine eigenständige Beziehung führen möchte, ohne dass seine Mutter stets umher ist. Seine Mutter ist 85 und er könnte sie nicht alleine lassen, war sein Kommentar. Jedoch wohnen im gleichen Ort unweit 2 seiner Schwestern, so dass seine Mutter nicht wirklich "Allein" wäre. Weiter sagte er mir vor einem Jahr, er sitze zwischen zwei Stühlen und wenn ich die Lage nicht akzeptieren kann, müsste ich mir einen anderen suchen. Wir haben uns in den letzten 3 Jahren nur am Wochenende gesehen, d. h. Samstag nachmittag/abend und Sonntag. Wir waren ständig unterwegs und hatten nicht wirklich ein Eigenleben, außer im Urlaub oder wenn er mal bei mir war. Ich habe jedoch andere Vorstellungen von einer Beziehung und möchte mit meinem Partner auch den Alltag erleben. Da ich nicht mehr 20 bin, will ich darauf auch nicht noch Jahre warten und im Anschluss vielleicht nur Mutterersatz für ihn sein! Ich frage mich seit längerem, ob wir überhaupt eine Chance haben, denn bisher war er zu keinem Kompromiss bereit mir gegenüber, obwohl er andererseits ein sehr sehr lieber Mensch ist, stets hilfsbereit und wir auch kaum mal miteinander gestritten haben, denn er will es mir immer nur recht machen, solange wie ich das Thema mit seiner Mutter ruhen lasse. Auch gemeinsame gute Gespräche sind rar geworden, und das bereits nach 3 Jahren. Ich frage mich nun, ob diese Beziehung überhaupt eine Chance hat, denn meine Gefühle ihm gegenüber gehen langsam in den Rückwärtsgang über bzw. in Mitleid. Habt ihr einen Tip oder ist hier wirklich Hopfen und Malz verloren und er eigentlich ein eingeschworener Junggeselle, der sich die Woche über von seiner Mutter pflegen lässt und am Wochenende nur mit mir die Freizeit genießt? Mir reicht das jedenfalls nicht für eine dauerhaft harmonische Beziehung.
Viele Grüße sendet euch Nette

Katharina Anwort von Katharina

Liebe Nette,
du befindest dich in einer ziemlich verzwickten Situation und ich wusste am Anfang gar nicht recht, was ich dir dazu raten soll.
Vor drei Jahren war eben alles noch "rosarot". Man ist verliebt, da sind Fernbeziehungen an sich erst einmal kein Problem. Nach und nach kommt man aber wieder ein Stückchen "auf den Boden der Tatsachen“ zurück. Die Beziehung muss sich mit der Zeit weiter entwickeln, Schritt für Schritt, sich im Alltag bewähren. Da kommt vielleicht das erste gemeinsame Wochenende, die erste Familienfeier zu der man zusammen geht, der erste gemeinsame Urlaub und irgendwann will man einfach mehr miteinander teilen als das alles. Genau da wird es bei euch aber kompliziert.
Du sagst, du kannst nicht verstehen, dass er immer noch bei seiner Mutter wohnt. Nun ja, warum lebt man in diesem Alter immer noch in „Hotel Mama“? Mag es fehlende Motivation, fehlende Notwendigkeit gewesen sein, vielleicht hat es sich einfach nicht ergeben.
Wie ich bereits angesprochen habe, willst du nun den nächsten Schritt gehen. Wie soll der eigentlich aussehen? Soll er mit dir zusammen ziehen, oder soll er sich eine eigene Wohnung suchen? Darüber schreibst du nämlich nicht. Das nur nebenbei.
Ich kann an dieser Stelle sowohl dich und deine Argumente verstehen, als auch seine Denkweise. Du bist einfach nicht mehr zufrieden mit der derzeitigen Situation eurer Beziehung. Ich kann vollkommen nachvollziehen, dass du an eurer Zukunft zweifelst. Ich sehe aber auch die Seite deines Freundes, der, wie du sagst, es dir immer recht machen will. Meinst du nicht, dasselbe gilt auch gegenüber seiner Mutter? Ich kann die Gründe für seine Verweigerung nur vermuten. Nach über vierzig Jahren auszuziehen, würde schon eine immense Veränderung darstellen, er stand eben noch nie richtig „auf eigenen Beinen“, musste sich noch nie ganz allein organisieren. Du stellst ihn vor die Wahl zwischen dir und seiner Mutter. Er macht offenbar keinerlei Anstalten, die für dich logische Entscheidung zu treffen, seine Zukunft mit dir zu planen. Und eben nur mit dir, ohne seine Mutter. Vielleicht fühlt er sich verpflichtet bei ihr zu bleiben, aufgrund ihres Alters, trotz der zwei Schwestern, die in der Nähe wohnen. Vielleicht ist es nur Bequemlichkeit.
Bitte ihn doch noch einmal um ein ausführliches, ruhiges Gespräch. Was bedeutet ihm eure Beziehung? Wie stellt er sich die Zukunft vor? Hör dir seine Sichtweise ohne Urteil an. Verdeutliche du ihm noch einmal deine Situation. Sprich dabei bloß von dir, sag was du willst, ohne ihm Vorwürfe zu machen. Vielleicht könnt ihr euch auf einen Kompromiss einigen, wenn ihr die Dinge ganz sachlich seht, ohne in hitzige Diskussionen zu verfallen, ohne Missverständnisse.
Natürlich kann das auch zu keinem Ergebnis führen. Möglicherweise wäre es gut, erst einmal eine Beziehungspause einzulegen, während der man sich klar werden kann, was man will. Der Abstand, das gegenseitige Vermissen, bringt vielleicht noch einmal eine ganz andere Sichtweise der Dinge.
Ich hoffe sehr, dass ihr eine Lösung findet! Aber ich sage dir auch ganz ehrlich, dass du Konsequenzen ziehen musst, wenn eure Vorstellungen vom Leben einfach zu unterschiedlich sind. Das kann bedeuten, sich mit der Situation abzufinden oder eben getrennte Wege zu gehen.
Ich wünsch dir Alles Gute und einen klaren Kopf!