Problem von anonym - 26 Jahre

selbsthass wegen herkunft

hallo,
diese problem, welches ich habe, verfolgt mich schon seit meiner kindheit und eigentlich ist es auch zu komplex, um es in einer mail zu beschreiben, ich versuche es aber dennoch:
zuersteinmal etwas , was ich seit ich denken kann, vertusche, weil ich mich unendlich dafür schäme: mein vater ist in einem südosteuropäischen land geboren und mit seinen eltern als kind nach deutschland ausgewandert. meine mutter ist gebürtige deutsche ( mal abgesehen von den hugenottischen vorfahren meiner großmutter und dem ein oder anderen schweden in der großväterlichen linie). von anfang an wurde mir das gefühl gegeben, ich sei anders, gehöre nirgendwo dazu, und ich habe mich deswegen schlecht gefühlt . ich war ein dickes hässliches kind und mir wurde immer eingeredet ich sei keine deutsche. ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht als arisch aussehen ( wie meine mutter) und als ich in der jugendzeit aus den geschihctsbüchern in der shcule erfuhr, dass es eine zeit in deuztschland gab, in der menschen, die nicht einem nordischen idealbild entsprachen, getötet wurden, da brach für mich eine welt zusammen, denn nun wusse ich , dass ich als "untermensch" wertlos bin. von da an begann ich alles schlecte in mir auf meine unreine abstammung zu schieben und meinen vater abgrundtierf zu hassen. hinzukommt nioch, dass ich ihn wahrsch auch so gehasst hätte, denn er war ein arschloch und hat sprichwörtlich die sscheisse aus meiner mutter und uns kindern geprügelt. erst spät begriff ich , dass das mitr einem schlechten charakter und nicht mit seinen schwarzen haaren, den brauen augen, und der gebräunten haut zu tun hatte. dennoch, ich hasse mich bis heute. ich denke , alles schlechte in mir und an mir habe ich diesen ausländischen genen zu verdanken ( wenn ich als kind böse war, hat meine mutter auch immer gesagt, dass ich wie meine vater sei und das wären meine ... gene). allerings hat sie auf die frage, ob sie nicht lieber blonde kinder will, stets geantwortet, das sei ok so , wie es ist.
ich weiss bis heute nicht nur nicht, wo ich hingehöre, sondern will gar kein kanake sein, ich will deutsche sein und wenn irgendjemand mich fragt, wo ich herkomme , fühle ich mich jedesmal völlig am boden, weil ich mich frage, woran die das erkennen. seit frühster jugend arbeite ich an meinem aussehen. da meine abstammung mir dunkelbraune ,fast schwarze haare beschert hat(was ja aber auch bei vielen rein deutschen der fall ist! meine oma, mein onkel und zwei meiner urgroßeltern haben bzw hatten so dunkle haare), nebenbei noch grüne augen mit ein bisschen braun drin, die ich auch immer schön mit komplimentärfarbem schminke, damit auch der dümmste idiot kapiert, dass sie grün ( grün ist näher an blau) und nicht braun sind. jetzt kommen wir zum allergrößten problem meines aussehens: meiner haut. meine mutter sagt zwar immer ich wäre zu blass, aber ich arbeite hart an meiner hautfarbe und wenn ich sie nicht dem licht oder der sonne aussetzt, wie früher völlig ungedacht als kind, dann bleibt sie auch weiss. nur denke ich, dass sie nicht weiss genug ist, da ich gerne die weisse haut der rothaarigen hätte, die niemals bräunt.
durch diese haare-haut-augen-kombi ( die meisten erkennen das grün nicht) werde ich nun immer wieder gefragt, ob ich ein adoptiertes kind aus asien sei( wie dumm kann man eigentlich sein?!) die leute sollen hier mal runterkommen, von ihrem hohen ross der herrenrasse und leute nicht mehr nach ihren aussehen beurteilen.
seit meiner jugend setze ich mich intensiv mit gothic auseinander, um eine identität haben zu können, die a) nicht durch meine herkunft bestimmt ist und b) nicht von den jugendlichen mit migrationshintergrund gewählt wird , damit ich klar machen kann, dass ich deutsch sein will und kein ungebildeter hip hop kanake in billiger bazaar-kleidung. allerdings fühle ich mich da bis heute nicht zugehörig, weil die ja alle schwarzgefärbte haare haben und aufgrund der hellen haare eine schweine rose haut und typische graublaue mitteleuropäische augen. ich denke ich habe mit meiner zwar hellen, aber nicht rosigen oder ganz weissen haut und mit meinen natürlicher aussehenden haaren kein recht dort zu sein und kriege gesagt, ich soll mich zu meinesgleichen trollen. ich weiss zum beispiel gar nicht , ob ich mich bspw. mit nordischer mythologie beschäftigen darf oder ob das nur blonden zusteht. ich habe abitur gemacht, studiert ( jetzt zweitstudium) und mich immer mit intelligenten dingen beschäftigt ( mit keinem der väterlichen seite konnte ich je ein gespräch führen, weil die alle ganz anders drauf sind ich ich denen wahrsch. eh zu deutsch bin ) und fühle mich bis heute ständig in der rechtfertigungsposition weil ich denke, das mir als kanake höchstens ein hauptschulabschluss , eine zwangsheirat und billige tussiklamotten zustehen.ich habe angst, dass mir meine herkunft vorschreibt, dass ich meinen polnischen freund oder sogar einen reindeutschen oder einen skandinavischen mann nicht verdiene, weil ich mich endlich zu meiner herkunft bekennen muss und dass die ausländische seite stärker ist als die deutsche. die angst, dass mich so ein mann nur als exotisches betthäschen, aber nicht als gleichwertige partnerin sieht ( eine art positiver rassismus , denk ich ist das dann ). mein freund ist gottseidank nicht so.
meine haut ist das einzige was mich ein bisschen näher an die arische rasse ranbringt und immer wenn ich versage, egal in was, denke ich, meine herkunft sei schuld. ich verletzte mich selbst,ritze mich, ich schlage mir den kopf gegen die wand , damit ich endlich so dumm werde wie ich es verdiene als ausländer und die wertvollen deutschen nicht mit meiner überlegenheit verhöhne *ironie und hohn aus* ich hasse die ausländer und noch mehr die deustchen, denn : was zur hölle bin ich ???
dazu kommt noch, dass ich immer nur von kanaken sexuell belästigt werde, ich wiull einfach in ruhe gelassen werden. ich möchte , dass mir irgendso ein rassenfanatiker sagt, dass ich gar nich so wertlos bin und außerdem, wie können sich menschen überhaupt anmaßen, menschen nach ihrem äußeren zu beurteilen, denn das ist ja rassismus und nichts anderes, das ist so traurig und ich habe es satt ein spielball all dieser dinge zu sein. als kind war ich der spielnball zwischen meinen eltern, deren multikultiehe nich funktiniert hat.
das hier ist nur ein bruchteil meiner probleme ( hinzu kommen hass auf den körper wegen unattraktiv -> die ausländischen gene, paranoia, soziale phobienb, zwänge, unkomtrollierter (selbst) hass. eine ehemalige therapeutin hat immer zu mir gesagt, dass ich das akzeptieren soll, dass ich nicht rein deutsch bin, weil mich das sonst irgendwann kaputt macht.
ich würde mir wünsche, dass die leute mich als mensche sehen und nicht als "mischmasch", dass mir ein nazi, der nur auf blondieen und rothharige steht, sagt , dass ich hübsch bin und ich möchte nicth mehr als "nicht-ganz-so-deutsche" stigamatisiert und beleidigt werden. wenn einer mich schon übers aussehen beurteilt, dass soll nichrt immer die erste frage sein, woher ich kommen, denn ich bin doch ein eigener mensch, eine eigene persönlichkeit und jeder sieht doch individuell aus und nicht wie ein land, auch wenn er mal ein bischen in der sonne war. ich wasche mir immer die bräune ( ich wüste gern wie krass meine wahrnehmungsstörung ist und ob ich eine gesunde helle! haut mit bräune verwechsele) mit zitronensaft runter und das tut scheisse weh. ich willl dass das aufhört und ich frieden finde.
bitte ernst nehmen, das ist keine verarsche !!!!!!!!!

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte,

ich habe dein Problem aufmerksam gelesen und denke auch nicht an Verarsche.
Dennoch bin ich sehr nachdenklich geworden, als mir bewusst wurde, was da in dir vorgeht. Ich fasse für mich erstmal ein paar Dinge zusammen, damit ich besser durchsteige:

Du bist ein entwurzelter Mensch.

Allerdings hast du dir selbst alle Wurzeln heraus gerissen, die dich irgendwie hätten halten können und nun schwimmst du im Leben umher, ohne Halt und ohne einen roten Faden, an dem du dich entlang hangeln kannst. Zerrissen schon durch die verschiedenen Kulturen, geplagt von einem gewalttätigen Vater, verängstigt durch deutsche Vergangenheit und die Vorurteile, die es Ausländern gegenüber gibt, hast du dich von ziemlich allem losgesagt.

Du bist ein intelligenter Mensch.

Du hast Abi und ein Studium gemacht, du bist in der Lage, Zusammenhänge zu erkennen und du scheinst Erfolge zu erzielen.

Du bist ein hasserfüllter Mensch.

Um dich herum gibt es viele Ziele, die deinen Hass abbekommen, viele Dinge, viele Menschen, die dein Hass erreicht...nicht zuletzt du selbst.

Du bist ein sehnsüchtiger Mensch.

Du sehnst dich nach anderen Wurzeln, nach einer anderen Geschichte deines Lebens, nach einem anderen Aussehen, nach einer Identität.

Du bist ein sehr angsterfüllter Mensch.

Du hast Panik, nicht anerkannt zu sein, nicht geliebt zu sein, nicht geachtet zu sein, du hast Angst vor den Vorurteilen, vor dem Urteil der "Dummheit" und des "Kanakentums"...

Das ist mal so die Kurzfassung deiner Gedanken, die ein großes Problem ergeben.

Wenn du mal meine "Erkenntnisse" zusammenfasst, wirst du merken, dass immer eine Sache übrigbleibt:

Du bist ein Mensch.

Und eigentlich, liebe Unbekannte, ist das aber genau der Kern, der zählt.
Du bist ein Mensch.
Jeder ist ein Mensch.
Und jeder ist anders.

Ich kenne einige Menschen, die einen Hass auf ihr Ursprungsland haben. Ein Freund von mir ist Grieche und würde das am liebsten überall verleugnen. Die Frage ist nur: warum?
Du gibst dir die Antwort schon selbst in deinem Fall: diese Seite ist für dich geprägt von Gewalt und "Dummheit". Du hast von deiner Vaterseite sehr viel Schlechtes erlebt, aber wie kannst du zulassen, dass dich genau diese Seite so kontrolliert? Im Prinzip presst dich diese Herkunftsseite in Ketten und in Klemmen. Du bist so ein Sklave dieser Zwänge, bloß nichts mit diesem Teil in dir zu tun zu haben, dass du kaum andere Seiten wahrnimmst. Du bist so damit beschäftigt, alles auszuschalten, dass du andere Dinge an dir und in dir nichtmal einschalten kannst.

Kann es das wirklich sein?
Kann es wirklich sein, dass du den ganzen Tag nur überlegst, wie du äußerlich anders werden kannst?
Kann es das wirklich sein, dass du versuchst, dir mit Goth eine eigene Identität zu erschaffen, obwohl in dir eine steckt, die entdeckt werden möchte?

Wenn ich deinen Text lese, dann geht alles um deine Augen, deine Haut, deine Haare...aber es geht kaum um dein eigentliches "Ich". Du willst so mit Macht anders werden, dass du all das, was du wirklich bist, komplett ignorierst, nicht erkennst oder sogar mit Füßen trittst. Würde ein gebürtiger Deutscher so reden wie du, würde er von jedem als Nazi verschrieen. Als Rassist und als Ausländerfeind. Und das zu Recht. Du stellst die Deutschen als "erhabene Rasse" dar und die Ausländer als Dreck, dumme Idioten, die nichtmal Hauptschule verdient haben.

Ich persönlich kenne mehrere Ausländer (Türken, Griechen, Perser etcpp), die intelligent sind, die gute Schulausbildungen haben, die unglaublich interessante Persönlichkeiten sind...und die vor allem NICHT aufgrund ihrer Herkunft beurteilt werden sondern für das, was sie sind.

Du fragst zu Recht: was zur Hölle bin ich???
Genauso frage ich das auch. Was zur Hölle bist du eigentlich??

Bist du mehr als eine Hülle, die unbedingt anders werden will?
Gibt es in dir mehr als diesen äußerlichen Hass auf alles, was nicht deutsch ist?
Gibt es in dir drin mehr als Verleugnung all dessen, was du bist und werden kannst?

Die meisten intelligenten Menschen sind in der Lage, einen anderen Menschen von seiner Ganzheit zu beurteilen. Allerdings findet man bei dir da recht wenig. Du scheinst nur aus diesen Punkten, die ich oben genannt habe, zu bestehen, dein Charakter, deine Intelligenz, dein sonstiger Weg...das alles scheint völlig hinten an zu stehen und nicht wichtig zu sein.

Sicherlich gibt es Idioten unter den Ausländern. Aber weißt du, wie viele Idioten es unter den Deutschen gibt? Uijee, das sind auch viele. Aber deine ausländische Seite nur auf alles Negative zu reduzieren, wird dem nicht gerecht. Das einzige, was passiert, ist, dass die Gewalt, die du früher erlebt hast und all das Schlechte, was du auf das Ausländersein projezierst, dich weiterhin regiert und herunter drückt. So sehr, dass du kaum ein normales Leben führen kannst.

Und davon kannst du dich frei machen. Dein Text an uns ist der erste Schritt dazu gewesen.

Du schreibst selbst: ich bin nicht wertlos!
Exakt. Genau das ist der Ansatzpunkt.

Nur weil du Schlechtes erlebt hast und es Vollpfosten im Ausländeranteil gibt, muss das nicht heißen, dass du dadurch einen fetten roten Stempel auf der Stirn hast. Den setzt du dir selbst auf! Du strahlst das aus, was du denkst, das du bist. Und solange du denkst, dass du wertlos bist und immer das Negative erwartest, wird auch genau das passieren. Wenn du Negativerwartungen hast, werden die sich immer erfüllen, weil du deren Erfüllung suchst. Das passiert unbewusst, aber es geschieht.

Du bist ein Mensch mit hohem Potential. Und das solltest du erforschen.
Du musst dringend lernen, dich selbst zu mögen, dich selbst zu lieben, auf das stolz zu sein, was du kannst und was du bist. Du bist nicht dein Vater. Du bist nicht "die". Du bist das, was du sein willst. Der Lebensinn, den du dir selbst geben willst, wird deiner sein, nicht einer, den du aufgedrückt bekommen hast. Du selbst hast dein Leben in deinen Händen, sonst keiner. Lass nicht zu, dass irgendjemand dein Leben beeinflusst, dessen Beeinflussung du nicht willst. Wenn dir dein Umfeld nicht gefällt, verlass es und suche dir ein neues.

Aber dafür gehört noch eine ganze Portion Mut. Die Selbstverletzung ist auch ein Ventil. Du richtest die Aggressionen, die du in dir trägst, nicht nach außen sondern gegen dich. Du siehst dich als Wurzel allen Übels, obwohl das auf keinen Fall so ist.

Schau, ich bin keine Fachfrau, aber ich sehe hier einen klugen Menschen mit einer hohen Menge an Problemen, die ihn am richtigen und glücklichen Leben hindern. Ich kann dir nur raten, dich mit einer Fachfrau in Verbindung zu setzen. Es wäre wichtig, dass du intensiv daran arbeitest, du selbst zu sein und darauf stolz zu sein. Es wäre immens wichtig, dass dir da jemand zur Seite steht, der sich damit auskennt. Alleine kommt man da eigentlich komplett überhaupt nicht weiter, das merkst du ja selbst. Eine Fachperson kennt die Materie, da ist es auch weder peinlich noch voll demütigend, da diese Person schon viele Fälle dieser Art behandelt hat. Es wäre für dich wirklich sehr wichtig, mal bei Google einfach zu schauen, welche Psychotherapeuten in deiner Gegend arbeiten und da einfach mal einen/eine rauszupicken und hin zu gehen. Du hast schon hier hingeschrieben, du warst ehrlich zu dir selbst und ehrlich zu uns. Geh genau da weiter. Hab den Mut, dich in professionelle Hände zu begeben, die aus dir das Beste heraus kitzeln und dir zeigen, was du für ein toller Mensch bist.

Ich kann dich nicht zwingen, aber ich möchte es dir sehr dringend empfehlen. Du brauchst Hilfe, das siehst du selbst, sonst hättest du an uns nicht geschrieben. Ich kann dir das Problem aber nur aufzeigen, Hilfe musst du dir bei den entsprechenden Helfern vor Ort suchen. Und die Hilfe wirst du dort auch bekommen. Vielleicht hilft es auch, mit jemandem zusammen dorthin zu gehen, der dich unterstützt, so wie dein Freund oder vielleicht ein Familienmitglied, dem du vertraust.

Du BIST liebenswert. Und das wirst du selbst auch wieder erkennen lernen. Und das, ohne dir die Haut vom Leib zu reißen oder die Haare hellblond zu färben. Du hast einen ausländischen Anteil in dir. Der gehört zu dir und hat NICHTS mit deinem Vater zu tun. Er hat nur mit dir zu tun. So, wie du handelst, wie du dich gibst, so bist du. Du wirst sehen, dass dich niemand auf deinen Ausländerteil reduzieren wird. Du bist so viel mehr. Vertraue darauf.

Ich wünsche dir viel Erfolg und von ganzem Herzen alles Gute!

Liebe Grüße,

Dana