Problem von Franzi - 16 Jahre

Niedriges Selbstwertgefühl & Magersucht

Hallo liebes KuKa-Team,

ich möchte euch erst einmal für die ganze tolle Arbeit, die ihr hier macht, bedanken, ihr habt sicherlich schon so vielen Menschen geholfen!

Um mein Problem zu beschreiben, fange ich am besten mal ganz von vorne an. Ich war nie wirklich dick, fett oder übergewichtig, eher Normalgewicht bis oberes Normalgewicht. Es war zu meiner Grundschulzeit, als ich das erste Mal 'fett' genannt wurde. Ich erzählte dies damals meinen Eltern, doch sie meinten, ich sei völlig normal und deswegen machte ich mir keine weiteren Gedanken mehr und aß einfach nach Lust und Laune. Ich genoss es, zu essen und nahm damals rapide zu. Zwischen der 5. und 7. Jahrgangsstufe auf dem Gymnasium, dass ich nun immer noch besuche, hatte ich meine ersten Versuche, abzunehmen. Diese Versuche konnte man nicht wirklich ernst nehmen. Ich sagte, ich würde eine Diät machen, aber nach nicht mal 3 Tagen war das wieder Vergessen.

Am Ende 2010 nahm ich mir für das kommende Jahr vor, abzunehmen. Und ich schaffte es. Anfangs war alles noch auf die gesunde Art und Weise. Ich machte regelmäßig Sport und ließ viele Süßigkeiten und Fast Food weg. Ich merkte, dass ich mehr abnahm, wenn ich weniger aß und das war die Zeit, wo ich einfach anfing, mein Frühstück und Abendessen wegzulassen und den Sport zu maximieren. Schnell war ich von 64kg runter auf 56kg. Ich fühlte mich schlapp und hatte keine Freude mehr an was auch immer ich tat. Und ich wusste, dass das, was ich machte, total falsch war. Und ich zwang mich, damit zu stoppen. Es gelang mir irgendwie, aber kaum hatte ich 2kg zurück fühlte ich mich wieder schlecht und aß wieder weniger. Ein typischer Jojo-Effekt also. Mittlerweile sind auch noch diese blöden Kalorien dazu gekommen. Nachdem wir das Thema in Biologie besprochen hatten, war ich extrem begeistert, denn ich dachte, es wäre eine gute Möglichkeit, meinen Körper besser zu behandeln. Nun zähle ich also Kalorien und es macht mich wahnsinnig, nicht zu wissen, wie viele sich davon in einem Nahrungsmittel befinden. Wenn ich es nicht weiß, weigere ich mich sogar oft, diese Sachen zu essen.

Wenn ich mich im Spiegel anschaue, finde ich mich nicht hübsch, ich finde mich fett und hässlich. Ich leide sehr darunter, dass die Mädchen in meiner Klasse dünner sind, weniger wiegen, hübscher sind wie ich, obwohl ich mit meinen derzeitigen 57kg bei 1,73m am unteren Normalgewicht bin.

Ich verkrieche mich oft in meinem Zimmer und heule lange, meide es aber, mit anderen darüber zu reden, obwohl ich weiß, dass es notwendig wäre. Wenn ich mit meinen Eltern rede, sagen sie immer, ich sollte mich gehen lassen, einfach essen worauf ich Lust hätte und mir nicht immer so viele Gedanken machen. Ich versuche oft, mit meiner Mama das Thema anzufangen, doch es gelingt mir nicht wirklich. Ich bin unzufrieden mit mir und ich weiß nicht, was ich ändern soll, um zufrieden zu werden. Oft frage ich mich, was der Sinn meines Lebens ist, aber ich komme zu keiner Antwort, was mich nur noch weiter nach unten zieht. Manchmal spiele ich mit dem Gedanken, wieder zu hungern, da ich meinen Körper immer noch nicht akzeptiere, wie er im Moment ist. Dann denke ich mir, es wäre falsch es zu tun. Wenn ich mich dann im Spiegel sehe, bin ich wieder unzufrieden und das ganze geht von vorne los. In meinem Hinterkopf sitzt die Zahl 53 fest. Ich weiß nicht warum, aber insgeheim strebe ich dieses Gewicht an, auch wenn ich sportlich nicht wirklich viel dafür tue, nur wieder extrem auf meine Ernährung achte.

Ich bin mit meinen Gedanken einfach nur noch am Ende, flippe oft aus, werde aggressiv und wütend und lasse es an meinen Mitmenschen aus, obwohl diese so gut wie nie etwas dafür können.

Mein Problem mag im Vergleich zu vielen anderen Dingen, die hier eingesendet werden, wohl klein wirken, aber ich würde mich wirklich freuen, eine Antwort zu bekommen, Ratschläge, was ich machen könnte, Tipps, damit ich endlich anfangen kann, meine Probleme in die Hand zu nehmen.

Mit freundlichen Grüßen,
Franzi

Christine Anwort von Christine

Liebe Franzi,
erst mal möchte ich dir sagen das ich es ganz toll finde das du versuchst dir schon mal hier Hilfe zu holen, das ist sehr mutig, denn damit hast du den ersten wichtigen Schritt bereits gemacht um dein Problem in die Hand zu nehmen.
Du hast erkannt das du ein Problem mit dem Essen hast, damit bist du schon einen riesigen Schritt weiter.
Ich denke du solltest dir auf jeden Fall auch professionelle Hilfe holen, denn ich weiß das man es schaffen kann mit viel Mut und Hilfe aus diesem Teufelskreis herauszukommen.
Du kannst dich zum Beispiel bei http://www.anad.de ausführlich beraten lassen, oder auch bei http://www.hungrig-online.de/cms/
Das du mit deinen Eltern über dieses Thema nicht so gut sprechen kannst ist zwar einerseits schade, aber auch nicht ungewöhnlich.
Eltern sind oft überfordert wenn es um solche Themen geht, weil sie sich schlicht hilflos fühlen. Manche reagieren dann wie deine Eltern und manche reagieren einfach über. Das ist sehr unterschiedlich.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen viel Kraft und Mut dir professionelle Hilfe zu suchen, dann bist du auf dem richtigen Weg deine Probleme in die Hand zu nehmen.
Alles liebe
Christine