Problem von Anonym - 17 Jahre

Depression, Ausbildung, Angst

Hallo Leute,
ich bin 17 Jahre alt und mache momentan eine Ausbildung als Zahnmedizinische Fachangestellte. Anfangs habe ich mich total gefreut als ich die Ausbildung bekommen habe, ich bin noch 2 Monate in der Probezeit und frage mich jetzt ob ich das wirklich weiterhin machen möchte. Seit ich dort arbeite habe ich Rückenschmerzen. Meine Chefin ist ein Tyrann und schreit mich immer an, ich fühle mich wie ein Sklave. Wenn ich jedoch aufhöre ist meine Sorge, dass meine Familie und Freunde enttäuscht von mir sind. Ich weiß echt nicht weiter. Außerdem leide ich an Depressionen. Ich habe vor 4 Jahren sehr unter der Scheidung meiner Eltern gelitten und habe es bis heute noch nicht richtig verkraftet. Ich hatte auch schon Suizidgedanken, aber dann habe ich es nicht getan, weil ich meine Mutter nicht alleine lassen wollte. Ich fühle mich so lustlos und alles erscheint mir sinnlos. Bitte helft mir!

Janine Wochnik Anwort von Janine Wochnik

Liebe Ratsuchende,

leider kommt es bei vielen in der Ausbildung vor, dass sie ausgenutzt werden und dazu nicht fair behandelt werden.
Aber dagegen kannst und musst du dich wehren.
Viele Azubis lassen sich viel gefallen, weil sie wissen, was für sie auf dem Spiel steht.
Jedoch hast du, genau wie jeder andere Arbeitnehmer auch, Rechte.
Dazu gehört auch, dass du dich nicht anschreien lassen musst.
Als erstes würde ich versuchen mal mit deiner Chefin zu sprechen.
Entweder bittest du sie mal um ein persönliches Gespräch unter vier Augen, oder du sagst ihr das nächste mal, wenn sie dich anschreit, dass du das nicht möchtest und das sie es bitte unterlassen soll.
Natürlich solltest du dabei ruhig und freundlich bleiben. Außerdem ist es hilfreich, wenn du dir vorher genau überlegst, was für Situationen nicht angemessen waren und dir eventuell auch einen anderen Mitarbeiter an die Seite holst, der dich unterstützt.
Zudem kommt es besser an, wenn du mit "Ich"-Sätzen beginnst. Denn reine Schuldzuweisungen sind meist kontraproduktiv. Versuche auch immer selbstkritisch zubleiben.
Sollte sie es weiterhin nicht unterlassen, dann solltest du ihr ruhig sagen, dass du so nicht weiter kannst und die Ausbildung abbrichst.
Du kannst dich natürlich auch nach einem anderen Betrieb umschauen. Gründe daüfr hast du ja.
Was dir außerdem noch helfen kann, Tagebuch führen. Schreibe genau auf, wann wer was gesagt hat, wer dabei war und wie spät es war. Dann hast du etwas vorzuweisen.

Außerdem kann ich dir nur raten, dass du mal mit deinen Eltern, oder Freunden darüber sprichst. Vielleicht können die dir Tipps geben, wie du dich verhalten kannst.
Und es tut auch gut, etwas Unterstützung zu haben.

Was deine Rückenschmerzen angeht, da kann ich dir nur raten einmal zum Arzt zu gehen.
Denn damit ist nicht zu spaßen, wenn man erst einmal Rückenprobleme hat und sie nicht behandelt, dann kann es nur schlimmer werden.
Allerdings kann es auch durchaus sein, dass diese Schmerzen von deinem psychischen Druck kommen. Viele Menschen haben Rückenprobleme aufgrund von psychischen Problemen.
Lass es in jedem Fall einmal checken.

Zu deinen Depressionen, kann ich auch hier nur raten, einmal mit deinem Hausarzt zu sprechen, dieser kann dich an einen Psychologen überweisen.
Aber auch hier würde ich mir jemandem zum reden suchen, ob Freunde oder Familie, kannst du selbst am besten entscheiden.
Wichtig ist, dass du mit deinen Problemen nicht allein bleibst.
Enttäuschen kann man wahre Freunde und die Familie nicht, indem man Dinge anspricht und nach Hilfe sucht. Und schon gar nicht, wenn man Schwierigkeiten hat und deswegen seine Ausbildung hinwirft.
Natürlich ist das eine Entscheidung, die in der heutigen Zeit nicht leicht fertig getroffen werden sollte, aber es ist und bleibt DEINE Entscheidung und keiner hat unter diesen Umständen ein Recht sauer auf dich zu sein.
Sprich einfach mit jemandem und du wirst sehen, dass du sicher mehr Verständnis bekommst als du im Moment glaubst.

Momentan steckst du in einer schwierigen Lebensphase, aber das ändert sich auch wieder.
Du musst lernen für dich einzustehen, dir Hilfe einzufordern (was du ja schon angefangen hast, indem du uns geschrieben hast) und sie anzunehmen. Aber vor allem musst du dir nicht alles gefallen lassen, kämpfe für deine Rechte!

Du hast geschrieben, dass du schon einmal Suizidgedanken hattest. Das ist eine ernste Sache und wenn man nicht mehr Leben möchte, dann ist das wirklich schlimm.
Aber du bist wertvoll, du hast noch dein ganzes Leben vor dir.
Es werden immer schlechte Zeiten da sein, dass wird sich nicht ändern. Denke nur immer daran, dass nach einer schlechten Zeit nur eine gute kommen kann.
Versuche immer weiter zu denken. Das Leben ist schon so kurz, da kannst du doch das was dir bleibt einfach versuchen zu meistern.
Und wenn du mal genau drüber nachdenkst, wäre es nicht absolut langweilig, wenn immer nur alles glatt gehen würde?
Das Leben besteht aus Höhen und Tiefen, bei jedem Menschen.
Ob jung, ob alt, ob reich oder arm.
Jeder hat eigene Probleme.
Versuche einfach das positive rauszusuchen und dich daran zu erfreuen.
Hole für dich selbst, so viel positives in dein Leben wie es geht, dann klappt das schon.
Falls es mal wieder gar nicht klappt, dann kannst du auch mal hier anrufen:
Kinder- und Jugendtelefon
Telefon 0800 111 03 33
Internet: www.kinderundjugendtelefon.de
E-Mail: info@kinderundjugendtelefon.de

Telefonseelsorge
Telefon 0800 111 0 111 (evangelisch)
oder 0800-111 0 222 (katholisch)
Internet: www.telefonseelsorge.de

Wie du selbst geschrieben hast, wirst du natürlich auch ganz schön vermisst, wenn es dich nicht mehr gibt und ist das allein nicht schon Grund genug weiter zu leben?

Ich wünsche dir alles Gute. Für deinen Weg viel Kraft und Mut.

Liebe Grüße Janine