Problem von anonym - 41 Jahre

was darf ein Vater?

(Anmerkung von Dana: Dies ist eine gekürzte Fassung, Details und Teile sind entfernt, auf Wunsch der Verfasserin)

liebes Kummerkasten-Team,

ich bin 41 und habe große Probleme mit meiner Stammfamilie, von der ich dieses Jahr verstoßen wurde, weil ich mir Sorgen um die Kinder meiner Schwester machen, wenn diese von meinen Eltern gehütet werden.

Es hat, seit ich ganz klein bin, zahlreiche Übergriffe gegeben, die ich nicht stoppen konnte, weil mein Vater bzw. auch meine Mutter und desweiteren meine Familie (kleinere Schwester) "nichts dabei finden". Und weil niemand etwas dabei findet außer mir, wurde ich cholerisch zusammengebrüllt, wenn ich mich nicht nackt vor meinem Vater zeigen wollte.

Ich kam mir so schlecht vor und habe mich desweiteren nicht mehr getraut, "mich anzustellen". Der Druck auf mich mir meine Scham abzuerziehen ging über die ganze Pubertät.

Es gibt noch vieles, vieles dazu zu schreiben. Aber darf ich erstmal Eure Meinung dazu hören, was ein Vater denn "darf". Meiner ist noch heute (trotz meines Kontaktabbruches vor bald 20 Jahren) der Meinung, das wäre alles normal, er dürfe das, weil er mein Vater wäre und ich stelle mich ja nur an. Mein Schwager hat mich schon zusammengeschrieen, dass er total wütend auf mich wäre, was ich meinem Vater vorwerfe und da sei nichts dabei und er könne sich sowas nicht vorstellen und er diskutiere da nicht mit mir drüber.

Mein Vater hat sich immer immer über mich hinweggesetzt mit den Worten "stell dich doch nicht so an, was ist denn da dabei".

Und ich komme mir so schlecht vor weil ich meinen armen Papi so "ablehne", darunter leidet er seit ich klein bin und heute macht er noch auf armen armen Papi in der Familie, und alle anderen bedauern ihn und halten mich für die böse Tochter, die mit familiärer Verachtung gestraft wird.

Nun ist es so, dass ich nach der Äußerung meiner Sorgen um die Kinder meiner Schwester, die regelmäßig von meinen Eltern gehütet werden, von meiner Mutter und meiner Schwester verstoßen wurde ("meine Kinder sind bei ihren Großeltern bestens aufgehoben", "ich bin eine erwachsene Frau, wenn mit mir was nicht stimmen würde, hätt ich das schon längst gemerkt" und "entweder du machst mit uns allen Familientherapie, oder bleib für den Rest deines Lebens fort und lass uns in Ruhe, es geht nicht, dass du immer nur Probleme bringst" und "es ist eine Sauerei, wie du mit unserer Mutter umgehst"). Fakt ist, dass sie nicht bereit sind, sich noch irgendwas von mir anzuhören, es sei denn, in Anwesenheit eines Familientherapeuten.

Ich leide schrecklich unter diesem Verstossen-Sein und mache mir totale Selbstvorwürfe, weil ich "nicht endlich ruhig sein kann". Ich weiss auch nicht mehr was richtig und falsch ist. ich habe Angst, dass ich nur alles "falsch sehe" oder "falsch empfinde", also nichts dabei ist und nur ich mich anstelle und damit die ganze Familie zerstöre und ins Unglück stürze. Meine Familie ist auf jeden Fall dieser Auffassung und ich halte nicht aus, von meiner Familie so gesehen zu werden.

Ich komme mit dem Bann meiner Familie nicht klar, ich fühle mich, als wäre ich schuldig und verwerflich und fühle mich durch und durch verunsichert, was richtig und was falsch ist und wo man was sagen darf und wo nicht.

Ich wäre froh, wenn Ihr das bei Veröffentlich in deutlich gekürzter Fassung wiedergebt, ich habe Angst das so publik zu machen.

Vielen Dank!

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Ganz ehrlich: wenn sich jemand schuldig und verwerflich fühlen sollte, dann deine Eltern.

Das, was sie wahrscheinlich sexuelle und körperliche Offenheit nennen, ist schon weit über die Grenzen zu sexueller Nötigung. Sie haben es geschafft, dich total zu verunsichern, dich zu beschämen, nur weil sie Dinge tun, die Eltern vor und mit ihren Kindern beileibe nicht tun sollten. So geht das nicht! Ich habe auf deinen Wunsch hin einiges gelöscht (gerade die Beispiele), aber ich war entsetzt, was deine Eltern so von dir locker flockig gefordert haben. Unglaublich.

Schlimm genug, dass du 41 werden musstest, bevor du mal Hilfe ersuchst und dich fragst, ob du wirklich so doof bist und so falsch liegst oder ob du es vielleicht doch richtig sehen könntest, jetzt ist aber die Zeit, dass du mit geradem Rücken da stehst und sagst: ICH HABE RECHT.

Denn das hast du. Eltern haben die Schamgrenze ihrer Kinder zu wahren, selbst wenn diese höher liegt als ihre eigene. Meine Eltern sind früher auch mal nackt zwischen Bad und Schlafzimmer hin und her, weil sie was vergessen hatten oder so...aber sie haben unsere Privatsphäre immer akzeptiert und fanden es ok, wenn wir hinter uns abgeschlossen haben. Und nur so geht es.

Bei dir ist es ja nicht nur so, dass sie dich genötigt haben, ihren freizügigen Stil zu leben, sie haben dich ja auch noch benutzt! Fotos von einer kleinen nackten Tochter zu schießen, ist MISSBRAUCH. Ihre Tochter anzufassen, ist MISSBRAUCH. Ihre Tochter zu nötigen, sich genauso zu präsentieren, ist MISSBRAUCH. Du liegst da mit Sicherheit nicht falsch, weder Vater noch Mutter hätten dich da in irgendeiner Weise zu etwas nötigen dürfen.

Das Problem, vor dem du jetzt stehst, ist, dass deine komplette Familie dich als bescheuert hinstellt. Deine Eltern tun dies, um zu vertuschen, was da passiert ist oder weil sie einfach so unglaublich unsensibel sind, dass sie nicht sehen, wie sehr sie dir damit geschadet haben. Der Rest hat diese Erfahrungen vielleicht einfach nicht gemacht und weiß es nicht besser, bzw kriegt von den Eltern da auch einiges an "Manipulation" mit. Du bist der Buhmann...und nur geht es für sie.

Die Frage ist nun, wie du damit umgehst. Ich weiß nicht, wie weit du kämest, wenn du den Kampf aufnehmen würdest, dem Jugendamt die Dinge erzähltest, einer Psychologin mal alles auf den Tisch legen und dann mit allen zusammen mal hart in der Familie durchgreifen würdest. Ich weiß nicht, ob das für dich nicht noch schlimmer, demütigender und härter wäre. Allerdings kann ich dir nur raten, dich wenigstens mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten (eine Frau wäre meines Erachtens für dich besser) zusammen zu setzen und gemeinsam mit dieser Person vom Fach mal alles zu erarbeiten, was in dir drin ist. Das ist keine Sache für einen einmaligen Brief im Kummerkasten, das solltest du wesentlich ernster nehmen.

Ich möchte dir nur sagen, dass deine Gefühle NICHT falsch sind. Deine Eltern haben hier große Fehler gemacht, sie haben nicht wirklich gut auf dich geachtet. Egal, ob sie den Missbrauch wollten oder ihn einfach begangen haben, weil sie dachten, du müsstest abgehärtet werden. Das ist vollkommen wurscht, aus welchem Grund das passiert ist. Du leidest seit langer Zeit darunter und das muss erstmal aus dir raus. Du brauchst erstmal den Abstand zu allem und die Hilfe einer Fachperson, die dir aufzeigt, welche Möglichkeiten du jetzt hast und die dir erklärt, dass du nichts falsch gemacht hast. Du selbst musst erstmal für dich da sein, das erarbeiten und danach, wenn die Therapeutin dir rät, es nun auch nach außen zu tragen, unter geführter Hilfe weiter geben. Dann bist du nicht alleine und hast Stärkung im Rücken.

Vielleicht täte dir auch eine Pause von der Familie gut, die du selbst setzt. Bleib einfach mal weg da und kümmere dich um DICH. Und wenn du weißt, wie du deiner Familie gegenüber treten sollst, wenn du Tipps bekommen hast und die nötige Hilfe, dann hab wieder den Mut, den du auch jetzt schon bewiesen hattest und tritt ihnen gegenüber. Aber erst, wenn du gestärkt bist und genug Selbstvertrauen mitbekommen hast, dass du genau richtig handelst.

Denn das tust du.

Ich wünsche dir viel Erfolg und das Durchhaltevermögen!

Alles Liebe,

Dana