Problem von Scarlette - 18 Jahre

Endstation?

Hallo, schon mal danke, dass ihr euch hier um unsere - meine - Probleme kümmert. Ich weiß im Moment echt nicht wohin mit meinen Sorgen, weil ich darüber mit Keinem wirklich reden kann.
Erstens weil sie es nicht verstehen würden und zum anderen, will ich nicht dass diese Leute alles an meinen Freund weiter "petzen".

Ich bin mit meinem Freund jetzt seit fast 2Jahren zusammen und ich liebe ihn mehr als alles andere. Ich weiß es klingt total überzogen, aber ich will mein Leben mit ihm verbringen. Ich will morgens neben ihm aufwachen und abends neben ihm einschlafen. Ich will, dass er der Vater meiner Kinder ist (sollte ich jemals welche haben wollen) und ich will nicht mehr ohne ihn leben.

ich bin ein sehr anstrengender mensch, dass weiß ich. Aber er hat so unglaublich viel Geduld mit mir und tut alles für mich.

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll mein Problem zu schildern...

Ich hab ein ziemliches Problem mit Treue, da für mich Sex nichts mit Liebe zu tun hat, aber für ihn ist es das wichtigste in einer Beziehung. Treue und Vertrauen.

Ich habe das Gefühl etwas zu verpassen. Ich hatte mit ihm mein erstes Mal, aber sonst noch keinen anderen Partner. Ich weiß, dass ich noch jung bin und die Wahrscheinlichkeit, dass wir für immer zusammen bleiben sehr gering ist, aber die Vorstellung, nie zu wissen ob er wirklich das ist was ich will, macht mich kirre.


Ich hatte ihm das auch schon mal erzählt, aber er will das nicht. Er will mich nicht teilen und damit wollte ich mich auch abfinden.
Aber ich kann es nicht.. ich fühle wie ich ihn immer weniger Liebe, er mir auf die nerven geht und ich viel lieber wieder Singel wäre.

Und selbst wenn er kein Problem damit hätte, dass ich ein. zwei mal den Sex mit jemand anderem teste, weiß ich nicht ob ich nicht doch wieder irgendwann der Versuchung erliege und ihn betrüge.

Hinzu kommt, dass wir nur eine Wochenendbeziehung führen, weil er sich bei der Bundeswehr verpflichtet hat. Auch das kostet mich ziemlich viel Kraft...
Ich will nicht, dass seine Kumpels ihn in Clubs und zu Nutten zerren. Ich will nicht, dass er diesen Job macht und ich will nicht, dass er diesen Job so weit weg von mir macht.
Aber ich will ihm das nicht verbieten... Er würde alles für mich tun, auch seine Karriere weg werfen und das könnte ich mir niemals verzeihen. Ich würde es mir auch nicht verbieten lassen, meinen Traum zu leben.

Ich will für immer bei ihm bleiben, aber ich kann das nicht mehr lang...

Ich weiß einfach nicht was ich tun soll.
Ist das was ich will so falsch?

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Scarlette.

Vorweg meine Antwort:

Nein! Es ist nicht so falsch, was Du willst!

Du versuchst es nur auf einem vielleicht merkwürdigen Weg! Und definierst dafür einige Begriffe so um, dass Du wahrscheinlich so damit am Ende auch nicht glücklicher werden wirst!


Das fängt mit Deiner Abgrenzung von Liebe und Treue gegenüber dem Sex an.
Und ich denke, dass die nachfolgenden Widersprüche sich eigentlich notgedrungen aus diesem ersten Ansatz entwickeln müssen!

Wie zum Beispiel willst Du es hinbekommen, dass einerseits nichts an Deinen Freund "gepetzt" wird und Du andererseits freie Bahn für Deine sexuellen Interessen haben willst?

Du mußt Dir dabei einfach mal bewußt machen, dass Du es bei rein sexuellen Abenteuern mit Männern zutun bekommst, die entweder so wie Du denken, oder eben wie Dein Freund. So etwas ähnliches habe ich einmal als "Beobachter" in einem Urlaub mitbekommen: Cluburlaub in der Zwischensaison! Da sind nur Singles (oder Paare ohne Kinder) unterwegs! Und mehr als die Hälfte der Singles will unbedingt etwas erleben!

Das Ende vom Lied habe ich danach mit einem Satz zusammenfassen können: selbst wenn vorher beide das "lockere Abenteuer" wollten: einem von beiden tut es danach immer weh!
Ich habe sie gesehen! Männer wie Frauen, die sich dann eben doch verliebt haben und der andere war mit der gehabten "Bodenturnübung" zufrieden! Und wußte danach gar nicht, mit dem plötzlichen Gefühl des Anderen umzugehen!

Wenn Du sowas im heimatlichen Umfeld durchziehst, kannst Du es entweder mit Männern zutun kriegen, die Dich damit eventuell erpressen, es Deinem Freund zu stecken!
Oder mit Männern, die sich trotzdem in Dich verlieben und es deshalb nicht für sich behalten können!
Und es wird die enttäuschten "Ex" Deiner ("Lover" ist ja da der falsche Ausdruck? Besser: "Beziehungskisten"? oder "Kistenbeziehungen"? ) geben, die es überall herumposaunen werden! Und am ehesten dort, wo sie meinen, dass es Dir am meisten weh tut!


Das nächste, was schwer zu verstehen ist: warum willst Du nicht, dass Dein Freund in Clubs oder zu "gewerblichen Damen" geht?

Nirgens sonst ist klarer getrennt, was doch für Dich nicht zusammengehört!

Da geht es eindeutig nur um Sex! Und dort wird auch in den meisten Fällen wesentlich professioneller verhütet und vor ansteckenden Krankheiten geschützt, als bei spontanem "lass mich den doch mal eben ausprobieren - Sex"


Wie bekommst Du überhaupt den gedanklichen Spagat hin? Zwischen der Eifersucht, die daraus zu ersehen ist, was Du bei ihm nicht willst, und dem, was Du Dir selber zugestehst?


Liebe Scarlette.

Das was Du willst, ist nicht unbedingt falsch!

Trenne Dich nur von der Vorstellung, dass Du Deinen Freund wirklich liebst! Das ist nämlich der Knoten, über den Du gedanklich stolperst!
Und es ist ja wirklich nichts außergewöhnliches, dass Menschen nicht gleich bei dem Ersten Partner bleiben!
Das, was Dich mit Deinem Freund verbindet, ist das Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit, dass er Dir gibt und das Du bei ihm suchst!

Was Dich "kirre" macht, ist Deine Vermutung, dass zu der wahren Liebe eben auch noch ein gewisses Prickeln dazu gehört, dass Du bei ihm vielleicht vermisst?

Und damit hast Du dann sicherlich nicht unrecht!

Liebe ist nicht einfach durch "Tabus" abzugrenzen! Es reicht nicht aus, einfach nur Treue zu fordern oder - in Deinem Fall - sich darin gefangen zu geben!

Es reicht für eine Liebe aber auch nicht aus, nur das Gefühl der Geborgenheit zu haben.

Das Problem ist: wenn Du die wirkliche, erfüllende Liebe suchst: dann mußt Du auch loslassen können!

Ich will das mal mit einem Zirkustrapez vergleichen! Du schwingst recht müde und lustlos an dem einen Trapez! Hältst aber gut fest, weil Du Dich da sicher fühlst.

Das, was Du suchst, ist (vielleicht) an dem anderen Trapez! Um das zu erreichen, mußt Du beherzt Schwung holen und dann loslassen und eine Weile "ungesichert" fliegen!

Was Dir noch fehlt? Der Mut loszulassen! Das Risiko zu tragen!

Mache keine gedanklichen Klimmzüge und verdrehe solche Begriffe wie "Liebe" nicht, bis sie in irgendein Konzept passen!

Mache das, was Du für Richtig hältst! Aber stehe dazu und gehe das Risiko auch ein, dabei das zu verlieren, was Dir jetzt noch Geborgenheit gibt!
Sei Deinem Freund gegenüber offen und ehrlich und halte ihn nicht unnötig hin! Er hat vielleicht jemanden verdient, der seine Anschauung von Liebe mit ihm teilen kann?

Denn auch das solltest Du bedenken!

Es geht nicht nur um Dein Glück! Sondern auch um das Deines Freundes!

Ihr habt es beide verdient, auf die Art und Weise glücklich zu werden, wie es jedem von euch am besten bekommt!

Alles Liebe,

Bernd