Problem von Nina - 24 Jahre

Die innere Lethargie

Hallo liebes Team, ich möchte gern etwas zu
http://mein-kummerkasten.de/271286/Ich-weiss-nicht-mehr-weiter.html
sagen.
Vielleicht trifft die Antwort von Andreas F. genau ins Ziel, und dem jungen Mann ist schon geholfen. Bei mir bildete sich aber noch eine andere Sichtweise, als ich von seinen Problemen las.

Viele kennen das Gefühl und kommen von selbst wieder aus dieser Stimmung raus. Bei anderen wächst es aber zu solchen Ausmaßen heran, dass nichts weniger helfen würde, als ihnen zu raten, sich "zusammenzureißen" und ihre "Faulheit" zu überwinden. Denn das Vorgehen in kleinen Schritten wäre zwar die sinnvolle Veränderung des Verhaltens, aber die kann nicht aus der Vernunft heraus erfolgen. Er hat doch gesagt, dass er es reflektieren kann und es trotzdem nicht wirkt. Außerdem hat er zweimal angedeutet, dass er sehr dunkle Gedanken hat und sogar an Selbstmord denkt. Ich finde mal sollte das ernster nehmen.

Für mich klingt das nach einer schweren Depression - und mal von Psychologie abgesehen - nach einer allgemeinen Sinnkrise. Da ich, genau wie ihr, mich nicht anmaßen würde, Diagnosen zu stellen, möchte ich ihm wünschen, dass er einen guten Psychoanalytiker finden würde. Denn die verhaltenstherapeutischen Tipps von Andreas F. können ihm nicht helfen, herauszufinden, was eigentlich mit ihm passiert ist, von was er sich so gelähmt fühlt.

Mein Rat (aus meiner persönlichen Sicht heraus) für ihn wäre: Versuch nicht, dein Empfinden einfach wieder "geradebiegen" zu wollen, mach dir keine Vorwürfe, dass du nicht ausgeglichen bist, sondern nimm dich selbst sehr ernst. Wenn du das Gefühl hast, dass dich nichts motivieren kann überhaupt aufzustehen ... und du unsicher bist, was du wirklich willst, versuch doch vielleicht erst einmal nachzufühlen, was du nicht willst. Und dann mach dich los von Plänen, Gegenständen, hohen Zielen, die nicht deine eigenen sind. Bist du dich nur noch um das kümmern must, was dir wirklich wichtig ist. Vielleicht tust du Dinge, weil du denkst, dass man sie von dir erwartet. Seh dich nicht durch die Augen anderer. In meiner Lebenswirklichkeit ist deine Reaktion eine Art Streik, eine Flucht.

Aber selbst eine so schmerzhafte, hoffnungslos wirkende Phase, kann dir helfen, den Mut zu haben, du selbst zu sein. Weil du heraus finden kannst, was dir deine Psyche damit sagen will. Weil du merkst, dass du dem nicht mehr ausweichen kannst. Und du kannst so viel gewinnen, wenn du dich dem stellst.

Ich glaube dieses Gefühl zu kennen. Ich bin immer wieder aus eigener Kraft "aufgestanden", aber ich kann mir gut vorstellen, dass es sich so stark ausweitet, dass es schier unüberwindbar wird. Ich war währenddessen erfüllt von der Überzeugung, dass im Grunde alles egal ist. Hatte Ängste und empfand jede Bewegung als unglaublich anstrengend. Alles war ein "Berg" für mich und hinter ihm unendlich viele weitere. Ich habe aber im Laufe der Zeit vieles gefunden, was mich wirklich begeistert. Ich tappe nicht mehr völlig im Dunkeln. Aber ich weiß noch wie das war. An dem Punkt war ich vor ca. 3 Jahren. Jetzt studiere ich etwas, was nicht im Geringsten eine Aussicht hat, mich finanziell abzusichern, aber ich fühle mich sogar erleichtert. Es ist seltsam, aber indem ich aufgehört habe, die Ängste wichtig zu nehmen, von denen meine Eltern (als Sinnbild für alle Eltern) überzeugt waren, dass ich mich nach ihnen richten soll, fühle ich mich viel weniger unsicher als vorher in der scheinbaren "Sicherheit". Und obwohl ich nicht in Geringsten weiß, was ich nach dem Studium machen werde, bin ich nicht besorgt.

Ich hoffe wirklich, du lässt jemanden dir helfen. Nicht, damit deine Symptome einfach verschwinden ... sondern weil du inmitten deiner Lähmung noch die Neugier finden kannst, herauszufinden, was alles in dir steckt. Das kann dir viel Kraft geben.

Ich wünsche dir das Beste.
Nina

Marie Anwort von Marie

Liebe Nina,

hab Dank für dein Feedback!
Ich werde es gleich weiterleiten.

Liebe Grüße,
Marie