Meine Mutter und mein Untergewicht
Hallo liebes Kummerkasten Team!
Ich hab hauptsächlich ein Problem mit meiner Mutter. Dafür erklär ich aber erstmal meine Situation.
Also ich bin 1,71 und wiege 46 kg also starkes Untergewicht. Da ich schon immer sehr dünn war und untergewichtig war, ist es bei mir aber "normal" so. Es war bei mir einfach schon immer so, dass ich keine Lust auf essen hatte, keinen Appetit hatte etc, auch schon als kleines Kind. Trotzdem versuche möglichst viel zu essen und mich normal zu ernähren. Auch mein Arzt hat mich schon darauf angesprochen und er war schon besorgt wegen meinem Gewicht. Es wurde auch mein Blut untersucht, aber es war alles in Ordnung, wie gesagt ich war schon immer so.
Ich bin jemand der sich ziemliche sorgen immer macht, also ich denke andauernd, dass ich irgendwas schlimmes hab bei kleinen Anzeichen (die eigentlich nichts bedeuten). Mit meinem Körper und meinem Gewicht bin ich aber zufrieden. Also ich möchte gesund sein und mache mir ja auch sehr oft Gedanken um mein Gewicht. Doch da ich körperlich und geistig fit und soweit gesund bin nehme ich mich so wie ich bin und sehe mich, trotz einiger Sorgen manchmal, einfach als normal an.
Meine Mutter sieht es aber leider oft etwas anders. Es ist ja vollkommen normal, dass sie sich sorgen macht, da ich so dünn bin. Sie will halt gerne wissen, dass ich immer genug gegessen habe. Das ist ja vollkommen ok. Aber jetzt bin ich 17!!! Nach 17 Jahren sollte sie doch kapiert haben, dass ich nunmal sehr dünn bin und oft keinen Appetit habe, oder??? Stattdessen sagt sie jedesmal wenn ich wenig gegessen habe: "Isst du gar nichts mehr? Willst du nicht noch ein Brot?" Auch jeden Morgen fragt sie immer: "Gar nichts mehr?" Ich esse morgens einfach wenig, da kann ich nicht mehr essen und das ist schon lange so und wird wahrschienlich auch so bleiben. Da muss sie nicht immer noch fragen! Es macht mich einfach immer sehr aggressiv wenn meine Mutter sich so verhält. Auch wenn ich lange Schule hatte fragt sie immer, was ich denn gegessen hab, ich muss doch auch was warmes essen. Das nervt mich so sehr.
Bin ich nicht alt genug alleine darauf aufzupassen, dass ich genug esse? Ich fühle mich da beobachtet und unter Druck gesetzt. Wenn sie so fragt, esse ich sowieso nicht noch mehr. Sie kennt mich doch und weiß wie ich bin, wieso kann sie nicht genug vertrauen in mich haben, dass ich das alleine regele? Wie gesagt verstehe ich ja ihre Sorgen, aber mit 17 Jahren bin ich alt genug für mich selbst zu sorgen.
Oft habe ich ja Probleme damit etwas zu essen, weil ich auf nichts Lust habe und dann geht auch nichts rein. Aber wenn meine Mutter dann sagt: Du musst doch was essen! , dann macht mich das einfach nur aggressiv. Merkt sie nicht, dass sie es nur noch schlimmer macht, wenn sie immer darauf rumhackt?
Ich habe ja eigentlich ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter, aber über persönliche Dinge rede ich mit ihr eigentlich nicht. Das finde ich auch nicht schlimm, denn sowas erzähle ich einfach meiner besten Freundin.
Aber bei diesem Thema kapiert meine Mutter es nicht. Ich will mit ihr darüber auch nicht reden, ich will nur das sie mich in Ruhe lässt! Ist das denn zuviel verlangt?
Lg, Lina
Anwort von Pia
Liebe Lina,
schön, dass du dich hier gemeldet hast.
Ich denke, deine Mutter hat einfach Angst, dass du in eine Magersucht gerutscht bist und möchte dir nichts Böses. Das ihr sonst ein gutes Verhältnis habt, zeigt das schon sehr deutlich. Sie will dich bestimmt nicht nerven, sondern macht sich schlichtweg nur Sorgen. Wenn du ein gutes Verhältnis zu ihr hast, habt ihr dann noch nie ernsthaft darüber geredet? Nimm dir mal wirklich Zeit und sage ihr, dass du mit ihr darüber reden möchtest. Nicht, dass eure Gespräche in Beziehung dieses Probleme nur durch –nerven-, -schreien- und –streiten- ablaufen. Sage ihr, dass du keine Folgen durch das Untergewicht hast, was dein Arzt ja schon bestätigt hat. Erzähle ihr auch, dass du wenig Appetit hast oder keine Lust zu essen. Auch, dass du nichts mehr isst, wenn sie dich zu sehr nervt, musst du unbedingt anbringen.
Ein Lösungsansatz den ich vorschlagen könnte, wäre, dass ihr einen Essensplan erstellt. Damit kann deine Mutter dein Essverhalten indirekt kontrollieren und du hast auch einen geregelten Plan, an den du sich halten kannst. Ihr müsst beim Erstellen dieses Plans natürlich Kompromisse eingehen und später beide darüber glücklich sein. Ein zweiter Vorteil von solch einem Plan ist es, dass ihr auch mal Neues ausprobieren könnt. Kauft euch neue Rezeptbücher oder sucht Neues im Internet. Fangt an das Kochen zu eurem Hobby zu machen. Es macht Spaß und du bekommst vielleicht wieder Lust auf Essen? Ich könnt es auch einmal mit einem Appetitanreger probieren wie zum Beispiel Multisanostol.
Wenn du eine Abneigung gegen essen verspürst, kann das auch organische Ursachen haben. Lasse dich mal beim Hausarzt um eine Erkrankung des Magen-Darm-Trakts oder Lebensmittelunverträglichkeiten auszuschließen. Wenn du wirklich genug isst, aber trotzdem nicht zunimmst, solltest du dich dringend nochmal beim Arzt durchchecken lassen.
Oder es hat doch psychische Ursachen?
Ich denke, dass es schon wichtig wäre, wenn du ein wenig zunimmst. Das wird dich bestimmt wieder nerven, aber denke mal ernsthaft nach, ob du echt nicht Probleme mit dem Essen hast. Versuche immer aufzuschreiben, wenn du keinen Appetit verspürst. Gibt es dafür einen Grund? Vielleicht findest du Ursachen und diese kannst du dann, auch mit Hilfe deiner Mutter oder Freunden, versuchen zu lösen. Machst du dir viele Gedanken über das Essen? Kreisen deine Gedanken nur noch um Kalorien? Rechnest du nach, wie viel du zu dir genommen hast? Es ist nicht schlimm, sein Problem zuzugeben. Wenn du Angst hast, dass du zunimmst, wenn du es zu gibst, dann solltest du wissen, dass du nicht unbedingt zunehmen musst, aber du solltest es zu mindestens halten können und nicht noch mehr abnehmen und dich so akzeptieren wie du bist. Denn du bist nicht dick, du bist nicht normalgewichtig, du bist nicht dünn, sondern du bist schon dürr. Das sollte dir klar werden. Kann es sein, dass du immer noch Stellen an deinem Körper findest mit denen du unzufrieden bist? Schaust du oft in den Spiegel und bist damit unzufrieden? Es ist bewiesen, dass Menschen mit Essproblemen eine verzerrte Körperwahrnehmung haben und sich immer viel dicker sehen als sie in Wirklichkeit sind. Hast du ein schlechtes Gewissen wenn du zu viel isst?
Wenn du dir jetzt Sorgen machst, dass du vielleicht echt an Magersucht erkrankt bist und ein paar meiner Fragen mit Ja beantworten kannst, dann empfehle ich dir dringend mit deiner Mutter oder einer anderen Vertrauensperson zu reden. Du kannst mit ihnen oder auch alleine zu deinem Hausarzt gehen und dieser wird dich dann zu einen Psychologen überweisen. Es ist nicht schlimm eine Therapie anzufangen. In einer Therapie kannst du herausfinden was die Ursachen für dein Abnehmen sind. Dort wird dir wirklich zugehört und gezielt geholfen. Nimm dir Zeit bei der Auswahl deines Therapeuten, denn nur wenn du gut mit ihm zurecht kommst, könnt ich effektiv an deinen Sorgen arbeiten. Unter diesem Link findest du Tipps zur Psychologensuche:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html
Falls du dir noch unsicher bist ob du erkrankt bist kannst du dir hier noch ein paar Informationen holen:
http://www.magersucht.de/
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/23/Essstoerungen-bin-ich-zu-dick.html
Das Ganze wollte ich dir nur ans Herz legen und hoffe ich habe dir keine allzu Lange Predigt gehalten, die nicht auf dich zutrifft. Ich wollte nur sicher gehen und dir klar machen, dass wenn du Probleme hast, dass du dir allen Mut zusammen nimmst und dir Hilfe holst, denn sonst wird du in Zukunft mit vielen Folgen rechnen müssen. Wenn das nicht der Fall ist, dann kannst du es mit meinen vorhergenannten Lösungsvorschläge versuchen oder nochmal mit deinem Hausarzt darüber reden, wie du mehr Appetit bekommst.
Ich wünsche dir für deine Zukunft alles Gute und hoffe, dass ich dir ein bisschen weiterhelfen konnte?! Außerdem hoffe ich auch, dass du deine Mutter nun etwas verstehen kannst und das Ganze mit ihr klären kannst.
Herzliche Grüße,
Pia