Problem von Fenya - 21 Jahre

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Hallo pantha,

entschuldige erstmal, aber ich hab erstmal herzhaft anfangen müssen zu lachen, als ich dein Problem sah. Das hat absolut nix mit dir zutun oder deinem Problem, nur hätte deine Problembeschreibung 1:1 von mir stammen können :)

Ich hoffe ich kann dir vielleicht etwas aus meinem eigenen Erfahrungschatz zu dieser Thematik zum Nachdenken geben. Was Anke bereits anspricht, wiederhole ich jetzt nicht, obwohl hier alles stimmt was da steht. Vorallem das mit den Extremen.

Aber mal von vorne. Du schreibst du bist Faul. Ich sage nein bist du nicht, nur schwer zu motivieren und mit etwas abgesacktem Durchhaltevermögen, denn du versuchst es wenigstens zu ändern. Und das ist das GEGENTEIL von Faulheit. Ich bin selbst Verfechter der Chaostheorie die ihr bildhaftes Abbild in meinem Zuhause, meinen Kopf und meinem Umfeld darstellt.

In meinen Glanzzeiten der Arsch-Sofa-Problematik hatte ich nen Trampelpfad in meinem Zimmer. Ja so siehts aus. Vermüllen wäre da noch ein Kosewort für gewesen.
Da ich notorisch ein vergesslicher Mensch bin was Geburtstage, wichtige Termine und anderen Krams betreffen, kannst du dir vorstellen, dass ich so manch peinliches Gespräch hatte, wenn ich jemand einen Tag vorm Geburtstag zum letzten gratuliert habe. Das passiert heute noch.
Und ich bin immer noch ein Chaot. :)

Also wie du aus dieser Misere aus Planung, Tat und dem "Versagen" rauskommst:
Zuallererst, vergiss diese ganze minuziöse Planung. In dne ganzen Selbsthilfe büchlein steht zwar immer: MACHEN SIE LISTEN.
Vergiss die Listen.... Du investierst 3 Stunden Zeit ins detallierte Schreiben, bist stolz wie Oskar und ja... 3 Stunden futsch :) Und morgen das selbe wieder.
Besorg dir einen Block mit Post-Its. Teile ihn in mehrere kleine Blöcke und beppe die Blöckchen an Stellen wo du oft vorbeikommst. Klo, Küche, Bett, Schuhschrank (falls Frau) Computer/Werkzeugkasten/Glotze (falls Mann).
Und einmal am Tag pflanzst du dich hin und schreibst alles auf einen Zentral-Postit was zu tun ist. Aber nicht minuziös ala 13:42:56 Uhr Küche putzen. Schreib einfach Küche putzen. Und nicht zuviel. Und immer wenn du was geschafft hast, wegstreichen!!! Du glubst nicht wie toll das aussieht wenn du siehst was du geschafft hast.

Ich habe mir noch einen Taschen-Schülerkalender besorgt in den ich Termine eintrage und auch Post its mit wichtigen Sachen und Erledigungen drin hab, so als to-go Erinnerung. Und einen großen Wandkalender mit wichtigen Daten, wenn ich daheim bin. Also doppelte Buchführung, somit vergesse ich nur noch 8 von 10 Geburtstagen , 4 von 5 Terminen etc :) Spaß, ich mache Fortschritte.


Meine Methode ist das Eisenhower Prinzip, kannste mal googlen. Dabei teilst du Sachen Termine etc entlang einer Achse von Zeit und Dringlichkeit in Prios ein.
Ein Beispiel: Zahnarzttermin Zeit: morgen, Dringlichkeit: hoch (du hast jetzt mal ne Weißheitszahn OP) . Priorität A gaaaaaaaaaaaanz wichtig also, zuerst erledien.
anderes Beispiel: Kumpeltreffen da Beziehungsprobleme Zeit: flexibel, Dringlich: mittel-hoch (er wird sonst zum Stalker) Prio B = wichtig, aber erst nach Prio A angesiedelt

Mutter anrufen: Zeit: morgen (ist so vereinbart) Dringlichkeit: mittel (Mutti will nur über ihre neuen Stützsocken sülzen) Prio C

Socken waschen: Zeit: wurscht (solange sie noch nicht leben und dich nachts ersticken wollen) Prio: unwichtig -> Prio D irgenwann machbar wenn Zeit ist.


Das ist nur ein Beispiel. So hab ich gelernt eigenen Haushalt, Family, Friends und Studium halbwegs unter einen Hut zu kriegen.

Vielleicht gibts da noch andere Wege, ich hab mir damals ein Buch zu Zeitmanagementmethoden gekauft, war sehr hilfreich.

Und ganz wichtig. Erwarte nicht zuviel auf einmal von dir. Ich wollte es immer mit der Hau Ruck Methode machen. Also heute Schwein morgen Putzteufel mit super organisiertem Leben. vergiss es. Das ist ein Lernprozess. Du hast aufs Töpfchen gehen damals auch nicht von heut auf morgen gelernt sondern bist zeitweise noch als Windelbomber rumgewatschelt oder?
Also, erstmal Stress runterfahren, denn der Prozess beginnt im Kopf. Erwarte nicht zuviel auf einmal von dir, such dir EIN konkretes Ziel was du erreichen willst, z.B. Müll runter bringen bevor sich da ein eigener Kosmos entwickelt. (Du glaubst nicht was ich da mal gefunden hab... *Grusel grusel*) Und dann probierst du das regelmäßig zu machen. Wenn dus mal vergisst, nicht in Panik geraten und dich selbst niederputzen, sondern gelassen denken: Hups heut vergessen, stell ich an die Türe und nehm ich morgen runter.
Und viola, Müll wech, Erfolgserlebnis.

Den eben Erfolgserlebnisse sind der Schlüssel um diese Thematik anzugehen und zwar langsam, Step by Step.

Ich erziehe mich seit 6 Jahren selbst in dieser Sache und ich bin heute noch Anhänger der Chaostheorie. Meine Erfolgserlebnisse:
Routinierung des Geschirrspülens bevor man einen Hobel braucht um Käsereste anzuspachteln
Müll regelmäßig runter
Wäsche waschen bevor sie lebt
Nebenbei Kleinigkeiten aufräumen

Denn letzteres ist auch ein guter Weg gegen den Saustall. Mach Kleinigkeiten. Eine Pro Tag. Montag: Schreibtisch aufräumen Dienstag: Kakerlaken mit Riesen-Fake-Insektenspraydose zu Tode erschrecken Mittwoch: Geschirr spülen

Mit der Zeit ritualisierst du diese Sachen, sie werden so selbstverständlich wie das Hintern abwischen (ich hoffe das ist selbstverständlich bei dir Oo"")
Und wenn Ritual A sitzt, kommt eine neue Kleinigkeit.
Mach jeden Tag etwas, das Tun ist die Hauptsache. Net alles vermüllen lassen (muss ich grad sagen -.-"") sondern immer mal eins machen.
Ich muss heute noch Klamotten in den Schrank machen. Reicht für heute. Erfolgserlebnis freu mich:)

Was auch ein nettes System ist, belohne dich wenn du etwas gemacht hast.
Müll runter gebracht? Super!!! Gönn dir ein Smartie. Socken gewaschen, Boden gestaubsagt UND den inzwischen grünschwarzen Blau-Schimmel-Käse zur Atom-Lagerstätte gebracht? WOW!!! Gönn dir einen Keks/Kinobesuch/Wurstbrot/Stunde Schlaf/etc etc.
Dein Belohnungszentrum im Hirn wird einen Cocktail ausschütten, wenn du das erledigt hast, dagegen ist LSD Kindergeburtstag, glaubs mir (hab keine Erfahrung mit Drogen ûu weiß es nur vom Hören-Sagen).
Und da du den Endorphin-Kick wieder willst, tust du wieder etwas ordentliches, Hirn belohnt und viola es läuft.

Aber jeder hat mal Durchhänger. Wenn ich Prüfung im Studium, Stress mit mir selbst (Wohne zwar alleine, aber ich bin eine sehr anstrengende Persönlichkeit) oder einfach keeeeeeeeeeeeeeeeinen Bock hab, gut dann bleibt der Kram mal liegen. Das wichtige hierbei ist, nicht in den "Kommste heut nicht kommste morgen" Trott zu verfallen, in alte verhaltensmuster. Kann mal passieren, aber wenn dus merkst, brüll mental oder akkustisch STOPP!!! erinnere dich an den Belohnungscocktail deines Hirns und wie schön doch der Küchenboden war, als die 20 cm Schicht nicht-definierbaren-Pamps entfernt war. Und dann fang einfach wieder an. Ohne dich fertig zu machen ala "Ich schaff das doch nicht, bin viel zu faul, krieg den Arsch net hoch blabla.". Denn soetwas lähmt, denn dann aktiviert sich ein anderer Part im Hirn und schüttet massenweise Zement aus. Der betoniert dann deine Motivation wieder ein und der Küchenboden verschwindet wieder.

Das ist mein Weg wie ich mich zur allmählichen zu einem halbwegs akzeptablen Ordnungsmenschen zu erziehen. Langsam, Step by Step und mit Freude über Gelungenes. Mir hilft es enorm. Inzwischen nervt mich z.B. Rumstehendes Geschirr dermaßen, dass ich es entweder in die Küche bringe und einweiche oder glei abspül. Früher hat selbst der Turbospüler unserer Spülmaschine trotz vorherigem Einweichen in Salpetersäure keine Chance gegen meine Kakao-Krusten in den Tassen. Heute reicht Spüli!!! (und bissl schrubben mit der Stahlwolle ;) )

Also ich wünsch dir viel Erfolg beim bekämpfen von Signore Schweinehund und seiner Frau Madame Chaos.

Just keep smiling ;)

Grüßle Fenya

Anke Anwort von Anke

Hallo Fenya,

danke für dein Feedback.
Das mit den Post-Its finde ich auch sehr gut. Gerade in Lernphasen oder bei Vergesslichkeit.
Muss der Pantha schauen, ob das so sein Ding wäre, wenn überall Zettel kleben. *hehe
Hilfreich ist es aber in jedem Fall!

Prioritäten setzen, sollte man eh machen. Ganz wichtig!

Wenn man viel Ratgeber liest (du meintest in deinem Falle ein Buch über Zeitmanagementmethoden), ist es wichtig, dass man das Gelesene auch umsetzt und schaut, ob es zu einem passt. Sonst verfliegt das wie nichts, also die Erfahrung habe ich zumindest gemacht. Man muss es verinnerlichen.

Viele tolle Tipps von dir dabei, Fenya!