Problem von Ina - 23 Jahre

Feedback an Bernd (2)

Hallo Bernd,

ich bin eher so die stille Mitleserin hier und dachte es wird mal wieder Zeit euch mit zuteilen wie wertvoll eure Arbeit hier ist.

Ich arbeite beruflich als Therapeutin und sehe eure Antworten vielleicht nochmal aus einem anderen Blickwinkel. Ihr schreibt super!

Bernd, ich mag deine Art wie die Probleme beantwortest bzw. mit deinen Fragen die Leser zum Nachdenken bewegst.
Gerne lese ich deine Antworten und kann auch oft für mich oder für meinen beruflichen Alltag etwas mitnehmen.

Wann du in den Kummerkasten-Ruhestand gehst, dass musst du selber entscheiden! Ich und bestimmt viele Leser würden sich freuen wenn du noch eine Weile hier bleibst. Lebenserfahrung ist sehr wertvoll.



Was mich sehr beeindruckend, am ganzen Team, ist folgendes:
ihr arbeitet alle ehrenamtlich und gebt euch alle sehr viel Mühe mit den Antworten.

An bestimmten Antworten sitzt ihr bestimmt sehr sehr lange und bekommt nicht immer ein Feedback zurück.

Ihr helft Menschen, die ihr nicht sehen, hören könnt, nicht kennt, für euch unbekannte Personen.
Deswegen unterscheidet ihr euch auch gegenüber anderen Ehrenamtliche in Einrichtungen. Häufig rede ich aus beruflichen Gründen mit Ehrenamtlichen, die meisten sehen ihre Motivation im Lächeln der hilfesuchenden Menschen.
Ihr seht kein Lächeln, bekommt vielleicht ein Dankeschön und ein tolles Feedback, aber das auch nicht immer und nicht immer direkt.
Woraus zieht ihr immer eure ganze Motivation?


Großes Lob auch an alle anderen im Team, besonders an Dana, die sehr fleißig am Schreiben ist!

Viele Grüße
Ina

PS. Auch ich habe manchmal mit Problemen zu kämpfen, es ist schön zu wissen, dass ich euch jeder Zeit schreiben darf. Bisher habe ich immer eine sehr wertvolle Antwort erhalten, auch von Personen die schon lange nicht mehr beim Kummerkasten sind :)

http://mein-kummerkasten.de/273206/Feedback-an-Bernd.html

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Ina,

Nun darf ich mich noch einmal ganz herzlich für Dein neuerliches liebes feedback bedanken. Und ich tue das wirklich sehr gerne!

Du fragst nach der Motivation, die uns in unserer Arbeit bestärkt.
Zum Beispiel hat Dein feedback einige von uns dazu veranlasst, Deine Frage zu reflektieren und ich danke Dir wirklich ganz herzlich dafür, uns diese Möglichkeit gegeben zu haben!

Für mich kann ich es vielleicht so beschreiben: Als Vater gibt man seinen Kindern eigentlich andauernd zu irgend einem Thema einen Rat. Oder sagt halt seine Meinung dazu. Eine Zeit lang waren für mich die Feedbacks meiner Söhne Grund genug, hier etwas zu schreiben. Und die Sorgen derer, die im Alter meiner Söhne waren, gaben mir den Anlass, mich damit auseinanderzusetzen, was sowohl sie selber, als auch deren Freunde bewegen könnte. Ich lernte hier, dass es kein Problem gibt, dass "undenkbar" ist! Welcher Vater kommt von sich aus auf den Gedanken, dass seine Kinder sich vielleicht auch mit einem Problem rumtragen, dass sie den Eltern niemals freiwillig mitteilen werden? Diese Erkenntnis hat mir der Kummerkasten beschert! Und ich bin froh darum, dass ich bei meinen Kindern "mögliche Probleme" abgefragt habe, auf deren Existenz ich eigentlich erst hier gekommen bin!
Eine Erfahrung war mir besonders wichtig! Und dazu stehe ich bis zum Letzten!
Das Leid, das unbedarfte, unvorsichtige und unverantwortliche Jungens ihren Mädchen "einbrocken": das darf niemals den Eltern des Jungens "am Arsch vorbei gehen"!
Es gibt wirklich einige "Predigten", die sich meine Söhne anhören mussten, nachdem ich selber erst einmal durch den Kummerkasten "Problemsensibel" gemacht worden war!
Es gibt ein Versprechen, dass ich den Kindern gegeben habe, die ich über alles liebe: wenn sie ihr Mädchen im Stich lassen! Wenn sie uns Eltern nicht einbeziehen, wenn sie Verantwortung tragen, der sie alleine nicht gewachsen sind! : werde ich nicht mehr wissen, dass sie meine Söhne sind!
Oder positiv ausgedrückt: Meine Kinder müssen mir sicherlich nicht alles erzählen! Aber wenn sie mehr Angst vor ihren Eltern haben, als vor der Polizei (wenn sie was ausgefressen haben)!
Wenn sie (als Jungs) aus Angst vor uns ein Mädchen sich selber und derer Angst überlassen: dann bin ich mir sicher, ich habe versagt! Weil ich mir dann das Vertrauen meiner Kinder nicht verdient habe!
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Von Dana:

Ich habe für mich irgendwann mal die Entscheidung getroffen zwischen "immer auf diese ach so schlechte Welt schimpfen" und "in meinem Umfeld das tun, was ich kann, um sie besser zu machen". Wie meine Entscheidung ausging, kann man sich nun ja denken. ;)
Ich tue das hier, gerade WEIL es ehrenamtlich ist. Weil ich dafür nichts bekomme, finanziell gesehen. Ich denke, ich kann mit dem Mutmachen für Menschen und der Hilfestellung, die ich aus meiner Lebenserfahrung heraus geben kann, kleine, winzig kleine Dinge in Bewegung bringen. Und sei es nur eine junge Mutter, die sich nun auf ihr ungewolltes Baby freut oder ein Mann, der nun doch nicht den dritten Suizidversuch angeht.

Ich arbeite hier nicht, um etwas zu erhalten. Ich arbeite, weil ich helfen will. Und das motiviert sich aus sich allein heraus. Bisher jedenfalls ging das ganz gut. ;)

Liebe Grüße,

Dana
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Von Anita:

Ich hab mich hier beworben, weil es "lockerer" ist, da man anders als bei anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten nicht in einem Dienstplan drin steht und dann bereit sein muss zu helfen, auch wenn man selbst mal down ist oder andere Dinge im Kopf hat, die einem persönlich beschäftigen.
Ich finde das anonyme Beraten eigentlich ziemlich gut, weil man sich dann nicht von eventuellen ersten Eindrücken der Hilfesuchenden steuern und beeinflussen lässt, sondern die Antwort wirklich auf das niedergeschriebene Problem begrenzt ist. Das lässt einem beim Formulieren, finde ich, auch oft die ein oder andere Hemmschwelle überschreiten und direkter oder ehrlicher sein, bei Kritik zum Beispiel, als wenn man jemandem direkt etwas sagt.

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Von Michaela:

Für mich war und ist es schon immer wichtig gewesen, in irgendeiner Form ehrenamtlich tätig zu sein. Jeder, der kann, sollte etwas dazu beitragen, unsere Gesellschaft "besser" zu machen. Und der Kummerkasten bietet hier eine großartige Möglichkeit! Man teilt sich seine Zeit frei ein und beantwortet das, was man sich tatsächlich zutraut. Und wenn man auch nur einem Menschen geholfen hat, hat man schon viel bewegt. Dieses Wissen ist meine Motivation. Außerdem bringen wir auch wieder ein bißchen Authentizität ins Internet, weil alle Antworten und ein großer Anteil der Fragen echt sind. Und das ist nicht oft zu finden.

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Von Sven:

Ich habe mich vor Jahren dazu entschlossen beim Kummerkasten mit zu wirken, damit auch andere Menschen an meinen Erfahrungen und das was ich erlebt habe teilhaben können, mir wurde gut geholfen von anderen Menschen und das möchte ich gerne auf diesem Wege weitergeben. So gut wie es geht auf die Probleme eingehen und hoffen das die Antworten auch oft gut weiterhelfen können.Aus der eigenen Lebenserfahrung helfen können und da ich eh gerne für andere da bin, kam der Kummerkasten zur rechten Zeit!!

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Von Sebastian:

Mein Senf:

Es ist so viel Mist passiert, in den letzten Jahren. Und ich bin nicht immer der nette Kerl gewesen, für den mich die meisten halten. War pessimistisch, gehässig, träge. Obwohl mir andere Werte vermittelt worden sind, obwohl sich einige Leute wirklich um mich bemüht und immer an mich geglaubt haben. Irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich mich einfach nicht mehr leiden konnte. Meine Attitüde, alles ist schlecht, alles ist unfair, alles ist gegen mich. Das wollte ich ändern. Ich wollte einfach etwas tun.

Sebastian

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Von Sarah:

Ich habe mich das 1. Mal beim Kummerkasten beworben, als ich noch gar nicht 18 war. Mir wurde dann erklärt, dass eine Mitarbeit erst ab 18 Jahren möglich ist. Gesagt, getan.. Ich war erst ein paar Tage volljährig, habe mich wieder beworben und- AUFGENOMMEN. Ich habe anfangs sehr viele Probleme beantwortet. Warum? Ich wollte meine Erfahrungen, die ich gemacht habe, weiter geben um Menschen, die Hilfe suchen, zu helfen. Natürlich bekommt man nicht auf jede Antwort ein Feedback, aber das muss auch nicht sein. Auch eines tut schon gut. Momentan bin ich für die Kummerkasten-Mail-Adresse zuständig. Also für alle Bewerbungen und sonstige Mails die hier ankommen. Als ich aber noch Probleme beantwortet habe war meine Motivation: Ich habe mir Probleme gesucht, die ich ähnlich erlebt habe, mit denen ich also Erfahrung hatte. Ich habe mich zurück erinnert wie es mir in diesen Situationen ergangen ist, und habe in meinen Antworten das Beste gegeben und geschrieben, um den Problemstellern etwas ersparen und hilfreiche Tipps geben zu können. Und ich hoffe bis heute, dass ich jedem, den ich eine Antwort geschrieben habe, auch helfen konnte. :)

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Liebe Ina,

Du siehst, dass es fast so viele unterschiedliche persönliche Antworten auf die Frage der Motivation gibt, wie Menschen, die hier schreiben.

Eines ist wohl für uns alle gleich: ein feedback hier für uns geschrieben, wirkt sicherlich länger nach, als ein flüchtiges Lächeln! (Man kann es sogar bewußt nachlesen, wenn einmal die Motivation eine Zeit lang fehlen mag!)
Das Lächeln ist der Ausdruck eines Augenblicks!
Das geschriebene feedback ist ein bewußt gesetztes "Dankeschön"!

Nimm Du bitte unsere Antwort auf Dein liebes feedback als unser "Dankeschön" an Dich!

Alles Liebe,

Bernd