Problem von Anonym - 14 Jahre

Panische Angst vor plötzlichem Tod

Hallo,

dieses Thema bereitet mir viele schlaflose Nächte. Der plötzliche Tod. Ich bin jung und gesund, aber wenn man hört, wie sogar körperlich fitte Fußballspieler an plötzlichem Hirnschlag auf dem Feld stehen, könnte ich ausrasten vor Angst. Ich habe unbeschreibliche Angst vor dem plötzlichen Tod. Die Betonung liegt auf 'plötzlich', denn den Tod selbst sehe ich eher als friedlich an und akzeptiers, was danach kommt ist wieder so eine Sache, bei der ich nächtelang nachdenken könnte. Zum Thema zurück, ich wünsche mir sogar einen langen Weg zwischen Tod und Leben. Ich möchte geplant sterben. Ich beneide Leute mit Krankheiten. Ja, es ist qualvoll, aber es ist wenigstens geordnet. Ich kann alles schön hinterlassen, wenn ich plötzlich sterbe, dann ist Chaos. Ich denke öfters daran, einfach Suizid zu begehen. Ich könnte jederzeit sterben, wieso sollte ich es also herausfordern und selber ncht nachhelfen? Es klingt dumm, Suizid wegen Angst vor dem (plötzlichen) Tod...aber diese Angst macht mich irre. Es sind auch nicht nur Gedanken, ich spüre die Angst körperlich. Ich spüre einen unangenehmen Drück im Brustkorbund ich fühle Brechreiz. Ich bin nicht jemand, der sich wegen jedem Mist übergibt, ich habe mir oft Fotos von (teils ziemlich hingerichteten) Leichen angesehen, was passiert? Nichts, aber bei Gedanken an den eigenen plötzlichen Tod könnte ich Bäume ausreißen. Ich kann nichts mehr normal tun, ohne daran zu denken, dass ich jederzeit an einem Herzinfarkt sterben könnte! Oder nicht nur Herzinfarkte, Mörder. Ich bin mir sogar zu HUNDERTPROZENT sicher, dass ich sterben werde, weil um die Ecke jemand steht und mich tötet. Es ist so einfach, Benzinkanister und Feuerzeug und ich bin ohne Vorwarnung tot. Ich traue mich nicht, ohne Durchspähen, an Ecken vorbeizugehen. Jemand will mich umbringen und ich bin tot und alles ist Chaos, mein Zimmer wird dreckig sein, meine Speicherstände bei Spielen ungelöst, Buch nicht fertoggeschrieben...!
Was soll ich tun gegen diese Angst?

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Unbekannte.

"wenn ich plötzlich sterbe, dann ist Chaos", hast Du geschrieben!

Carpe diem! Nütze den Tag (der Dir gegeben ist)! sagt Horaz.


Dr. Rolf Merkle, Diplom-Psychologe sagt dazu ganz treffend:

"Das Leben aufschieben heißt, es zu verpassen.

Sein Leben so erfüllt und befriedigend wie möglich zu leben, bedeutet, jeden Tag so zu leben, als wäre er der letzte.
Die Wahrheit ist nämlich:

Wir alle haben nur diesen einen Tag. Die Vergangenheit, das Gestern, ist für jeden von uns vorbei. Die Zukunft, das Morgen, ist für jeden von uns nur ein Versprechen. Alles, was wir haben, ist das Heute, dieser Augenblick.

Wenn wir diesen Tag verschenken, dann ist er verloren. Wir haben über den gestrigen Tag keine Macht mehr. Wir können nur heute die Auswirkungen des gestrigen Tages ändern und heute beginnen, unserem Leben eine neue positive Richtung zu geben. Diese Chance biete sich uns in jedem Augenblick unseres Lebens.

Wenn wir unser Leben aufschieben, dann vergessen wir dabei, dass es vielleicht eines Tages zu spät ist. Der Tod ist ein sehr demokratisches Wesen. Er kommt zu uns allen, früher oder später."


Du, liebe Unbekannte bist gerade dabei, genau dieses zu fürchten und zu erfahren! Eine Erkenntnis, an der kein Mensch vorbei kommt!

Am Tod an sich ist - das hast Du ja schon für Dich erkannt - nichts Fürchterliches! Das schlimme - auch für Dich - ist es, darauf nicht vorbereitet zu sein!

Aber ich denke, dass genau darin die Gnade liegt! Nicht vorbereitet! Und damit frei von aller Verantwortung dessen, was uns nur irdische Konventionen an Pflicht auferlegt. Was wir als "Chaos" schon zu Lebzeiten empfinden, weil wir so vielem, das uns unser degeneriertes Dasein an unnatürlichem Verhalten abverlangt, ausgeliefert sind.

Vielleicht wird Dein Credo aus dieser Erkenntnis einmal ähnlich dem meinen sein?: Lasse möglichst nichts ungeklärt und nichts zurück im Bösen, bevor Du schlafen gehst!
Versuche, an jedem Abend, Deinen Frieden zu machen!

Das ist der einzige Weg, den uns das Leben läßt, zu gehen, ohne "Chaos" zurückzulassen!

Es gibt allerdings auch noch eine andere Sichtweise in dieser Frage:
Kann es sein, dass wir unser Schicksal dadurch zu beeinflussen versuchen, indem wir ihm klar machen: wir dürfen ja noch nicht sterben, weil wir Dieses und Jenes noch nicht so richtig geregelt haben?

Lassen wir in unserem Leben einiges schleifen, weil wir hoffen, damit unser Schicksal beeinflußen zu können?
Weil es uns ja bitteschön die Gelegenheit zu geben haben sollte, unser Chaos noch zu regeln?

Alles Liebe,

Bernd