Problem von Anonym - 15 Jahre

Tod des Opas

Hi,
das ist meine 2 e-mail an euch. eine kam letztes jahr mit einem unwichtigem Thema, aber dieses mal ist es dringend. ich weis einfach nicht mehr weiter. danke schon einmal vor ab für eure Mühe die ihr euch hier macht.
Mein Opa ist im August letzten Jahres gestorben. Ich hatte nie ein richtiges Trauer Gefühl, weil er nie Enkelkinder haben wollte. Wir sind 4 Enkel, ich der jüngste. Mit dem ältesten Bruder hat er am meisten Unternommen. Eben halt was ein normaler Opa mit seinem Enkel macht, als mein 2 ältetster Bruder auf die Welt kam war es ihm unrechter, hat sich aber trotzdem etwas um ihn gekümmert. mein 3 ältester bruder hat dann nur noch wenig liebe und zuneigung von ihm bekommen, und zum schluss ich, der nichts bekommen hat. Deshalb hatte ich bis lang keinen Drang zutrauern. Dennoch habe ich ein schlechtes Gefühl, weil es doch mein opa ist. Jeden Tag muss ich dran Denken, wie das Pflegeheim angerufen hat und hat gesagt, das mein opa tod ist. Seit dem Zeit Punkt bin ich viel sensibler geworden in thema Trauer geworden. Wenn ich filme sehe, wo ein Familienmitglied stirbt macht mich das tod traurig und auch die nachicht das einer aus meiner straße oder ein bekannter mensch stirbt, macht mich einfach traurig und reist mich aufs neue nach hinten, weil ich den gedanken habe, ich sehe diese Person nie wieder. Wie bei meinem Opa, ich konnte mich nicht verabschieden.
Vielleicht gibt es auf diese E-Mail keine Antwort, oder ihr wisst sie nicht, aber es hilft schon sehr einen Ort zuhaben, um sich auszudrücken, da ich es bis heute nicht geschafft habe mit Familie oder Freunden -mit denen ich leider eh nicht reden kann, weil die unzuverlässig sind- zu reden.
LG ...

Bernd Anwort von Bernd

Lieber Unbekannter,

das ist schon schlimm, dass Dir Dein Opa keine Chance gelassen hat, Dich richtig kennen zu lernen! Es tut mir wirklich leid!
Du beschreibst, wie unterschiedlich Dein Opa seine Sympathien, seine Zuneigung verteilt hat.
Er hat es sicherlich selber nicht so gesehen oder nicht so gewollt!
Manchmal spielen nämlich bei uns sogenannten "erwachsenen" ganz merkwürdige Gedankengänge eine Rolle.
Dazu will ich Dir ein Beispiel erzählen: meine Jungs sind ziemlich genau 2 Jahre auseinander.
Als der kleine erwartet wurde, haben wir den Großen versucht, richtig neugierig auf seinen Bruder zu machen. War er auch!
Aber es ist dann auch eine Erfahrung, dass Mama einfach nicht mehr immer für den Großen dasein kann!
Um der "Eifersucht" vorzubeugen, habe ich als Vater mich fast nur noch um den Großen gekümmert: wir haben zusammen "sprechen gelernt"!

Das mit der geschwisterlichen Eifersucht gab es bei den Beiden nicht! Also hatten wir Erfolg mit unseren Gedanken und Bemühungen?

Nein! Weil ich dem zweiten nun klarmachen muß, dass ich ihn nicht weniger lieb hatte und habe!
Schlimmer noch: ich muß es mir selber klarmachen! Weil ich natürlich viel mehr mit dem großen Bruder anfangen kann: wir kennen uns einfach viel besser!

Ich hätte Dir diese Geschichte nicht erzählt, wenn Dein Opa seine Zuneigung nach der Nase der Enkel verteilt hätte!
So wie Du es sagst, glaube ich einfach, dass er in der Reihenfolge, in der er die Menschen kennenlernen durfte und mit der Kraft, die ihm gegeben war,
sich jedem einzelnen von seinen Enkeln genähert hat!
So schlimm Du es vielleicht erlebt hast!
Aber stelle dir vor, wenn jemand 2 Jahre lang Dein Freund ist und Du ihn an die Seite stellst, weil es "einen Neuen" gibt, der nun Deine Aufmerksamkeit mehr braucht!
Es ist unheimlich schwer, auch nur 2 Menschen, die einem gleich nahe stehen das Gefühl zu geben, dass niemand dem Anderen vorgezogen wird!

Wenn du schreibst, dass Du Dich nicht von Deinem Opa verabschieden konntest, glaube ich, dass Du gerne von ihm auch "erkannt" werden wolltest!
Als so wichtig und einzigartig, wie du es ja auch bist!

Deine Trauer bei Nachrichten aus der Nachbarschaft: daran kann ich mich auch noch erinnern!
Die Erfahrung, dass es den Tod gibt, gehört zu unserem Leben dazu!
Die Trauer vor dem "nicht mehr mit dem Menschen sprechen können"
sollte uns den Respekt vor dem Menschen an unserer Seite lehren, solange es ihn für uns gibt!
Wenn Deine Trauer um Deinen Opa Dich nicht überwältigt hat, ist es in Ordnung!
Suche nichts, was Du in Dir nicht finden kannst!

Wichtiger ist, den Respekt für das Leben zu finden! Für Dein eigenes und das Deiner Umgebung!
Ich denke, das ist die Trauer, die Du in Dir spürst: Angst für die Zukunft, etwas wichtiges nicht zu erkennen, bevor es zu spät ist?

Fange mit Deinen Eltern und Deinen Geschwistern an!
Mit jedem Lächeln und mit jedem lieben Wort, dass Du einem anderen Menschen schenkst, wirst Du weniger Angst haben, etwas Wichtiges ausgelassen oder vergessen zu haben!

Alles Liebe,

Bernd