Problem von Michaela - 34 Jahre

Ich habe immer wiederkehrende Selbstmordgedanken

Vor etwa einem Jahr habe ich auf einer Demonstration einen Mann kennengelernt.Zuerst beschränkete sich unser Kontakt nur auf E-Mail und Telefon,bis ich ihn dann nach einigen Monaten getroffen habe.Von da an trafen wir uns einmal in der Woche und bald verbat uns eine große Innigkeit und Tiefe,ich hegte Gefühle für ihn wie selten für einen anderen Mann und ich denke ihm ging es genau so.Aber er erdrückte mich mit seinen Gefühlen,sprach bald von "Liebe".Ich sagte ihm immer dass das ja etwas schnell ginge,ein paar Mal treffen und dann gleich "lieben",verliebt sein sicher,aber Liebe die braucht doch Zeit.Aber er wirkte immer mehr auf mich ein und erdrückte mich immer mehr,wollte immer mehr,war aber bemerkenswert wenig bereit zu geben.Ich habe mich dann schweren Herzens aus dieser "Geschichte" heraus gezogen und er hat mich angebettelt ihn doch nicht zu "verlassen",dann begann er mich zu stalken,zuerst per Mail und Telefon,schließlich lauerte er mir auf und beobachtete mich.Ich habe ihn darauf hin angezeigt und dann kurz vor Weihnachten erhielt ich einen Brief von der Polizei seinen Wohnortes in dem zu lesen stand dass er sich selbst getötet und in einer Art Testament verfügt hatte dass ich davon in Kenntnis zu setzen bin.Ich sei die Frau gewesen,die er in den letzten hundert Jahren gesucht hätte und er könne es nicht ertragen,dass ich ihn ablehne.
Seit diesem Tag befinde ich mich immer wieder in einem Zustand,in dem ich von mir selbst abgeschnitten bin,depressive Gefühle habe und darüber nach denke mir das Leben zu nehmen.Ich war deswegen auch schon auf der Krisenintervention eines Krankenhauses,die Zeit dort war hilfreich,weil ich auch wie unter einer Käseglocke von meinem Problem abgeschottet und abgelenkt war aber jetzt hier "draussen",bin ich wieder mit allem konfrontiert,mit allen Dingen die ich nicht bewältigen kann und die mir immer wieder den Boden unter den Füssen wegzerren.
Ich habe diesen Mann sehr gerne gemocht und ich weiss gar nicht was hier am schlimmsten ist,dass er mich mit dem was er Liebe genannt hat so erdrückt hat,das Stalking oder der Selbstmord,mit dem "ewigen Erbe". Was kann ich tun um all das zu bewältigen und den riesigen Riss in meiner Seele zu kitten ?

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Michaela,

vielleicht klingt es jetzt gerade hart für Dich! Aber egal, was in unserem Leben geschieht: wir sind immer nur selbst dafür verantwortlich, wie wir damit umgehen! Dafür wurde das Wort Selbstmord durch den Suizid ersetzt: es wird dadurch ausgedrückt, dass wir auch darin unseren freien Willen ausdrücken dürfen! Kein ~mord! Kein Verbrechen! Freie Willensäußerung! Und damit verbunden: die eigene Verantwortung!

Für mich wird das "freiwillige aus dem Leben scheiden" erst wieder zum Verbrechen, wenn dadurch ein Anderer gestraft werden soll:
Der Lebensmüde, der den Lokführer ansieht!
Auch ich habe lange Zeit zuerst an den Toten gedacht!
Nun denke ich an das Opfer!
Den Lokführer!
An Dich!
Der Tote hat das erreicht, was er wollte, als ihn die Lok traf!
Der Lokführer hatte niemals eine Chance, es zu verhindern!
Der Blick dessen, der überfahren werden wollte, versucht im letzten Augenblick seines Lebens noch, einem Anderen die Schuld an seinem Versagen einzupflanzen?

Nicht Du hast versagt, Michaela!

Sowenig, wie es "Eigentum" oder selbst "Besitz" an einem Menschen gibt:

sowenig gibt es "Schuld" des einen für den anderen!

Lasse Dir das auch noch einmal Auge in Auge von einem Therapeuten sagen!

Wenn du Deinen Freund gemocht hast: trauer um ihn! Weine um ihn und vermiß das, was ihr Schönes miteinander erlebt habt!
Aber Du brauchst keine Entschuldigung dafür, dass Du die Freundschaft nicht fortgesetzt hattest! Und erst recht trifft Dich keine Schuld für seine egoistische Entscheidung!

Alles Liebe,

Bernd