Problem von Laetitia - 12 Jahre

Am liebsten sterben

Hallo liebes KuKa-team,erstmal bin ich euch total dankbar,dass ihr euch um die Probleme anderer kümmert.Respekt.
Aber nun zu meinem Problem:
Manchmal erscheint mir mein Leben sinnlos oder fehl am Platz.Und da würde ich am liebsten sofort sterben.Ich meine ich hab keine Probleme in der Schule oderso,aber am liebsten wäre ich schon tot.Das Leben gefällt mir einfach nicht mehr,und seit ich so einiges über Nahtoderfahrungen usw.gehört habe,will ich einfach nicht mehr leben.Ich habe mal mit meiner Mutter darüber gesprochen,aber ich glaube sie hat es nicht so richtig verstanden.Bitte helft mir.
Danke im Vorraus
Laetitia

Dana Anwort von Dana

Liebe Laetitia.

Dass deine Mutter nicht versteht, dass ihre zwölfjährige Tochter lieber sterben als leben will, kann ich nachvollziehen. Das sind Gedanken der schwärzesten Sorte - die vermutet man in einem Kind/einer Jugendlichen deines Alters nicht und tut sie deshalb wahrscheinlich eher als Phase ab. Nimm ihr das also nicht übel.

Ich glaube dir schon, dass du diese Gedanken hast, ich nehme das auch sehr ernst. Vielleicht wird dir das, was ich schreibe, nicht gefallen, ich hoffe aber, dass du mit MEINEN Gedanken etwas anfangen kannst, auch wenn du am Anfang vielleicht durchatmen musst und einmal tief schlucken. Ich glaube, dass es falsch wäre, dich zu trösten und dir zu sagen, wie honigsüß doch die Welt ist. Ist sie nicht, es gibt vieles, was nicht in Ordnung ist. Und man KANN sich da durchaus auch mal fehl am Platze fühlen. Das wird - und da bin ich ehrlich - auch immer so bleiben, dass es Momente gibt, in denen man nur denkt: "Oh Gott...ich funktioniere gerade nur noch...aber LEBEN sieht eigentlich anders aus". Diese Momente gibt es.

ABER: es gibt auch sehr viele andere Momente. Momente der Chancen, der Möglichkeiten, der Begegnung. Augenblicke voller Schönem, die das Herz füllen.

Du hast gerade einen "schwarzen Topf" vor dir, in den du alles Negative hinein steckst. Und es gibt ja genug negative Dinge, die man in so einen Topf klatschen kann. Und immer, wenn etwas Negatives da reinfällt, fühlst du dich darin bestätigt, dass das Leben eigentlich überhaupt nichts für dich bereit hält. Du sagst selbst, dass dir das Leben einfach nicht mehr gefällt. Logisch, wenn man immer nur die negativen Dinge sammelt und die positiven gar nicht bemerkt...oder bemerken will?

Das Leben gefällt dir nicht mehr. Das klingt genau wie eine "Filmkritik". Der Film gefällt mir nicht, ich geh lieber aus dem Kino. Es gibt aber einen immensen Unterschied zu einem Film. Das LEBEN kann man selbst gestalten! Du schreibst hier so als würdest du da sitzen und schauen, was das Leben dir so bietet. Und da es dir nicht genug bietet und du dich nicht wohl fühlst, denkst du, es sei besser, den Tod zu wählen, weil ja im Leben eh nichts Gescheites passiert. Der Tod ist Endstation. Da können alle möglichen Nahtoderfahrungen kommen und die wildesten und tollsten Blümchenbilder und Lichtgestaltenerzählungen bringen...dein Körper und dein Geist werden sterben. Ende. Aus. OB es ein Leben nach dem Tod gibt, OB die Seele aufsteigt und irgendwas anderes besetzt, ist nicht erwiesen und nicht klar. Du würdest also den absoluten Stillstand riskieren, das absolute Nichts, die absolute Schwärze, nur weil du dein Leben momentan "nicht so magst"?

Ich befürchte, dass du dir das Leben nach dem Tod sehr süß und lebenswert ausmalst. Aber es ist total unsicher, ob es da wirklich etwas gibt, egal, was die Menschen sagen, die Nahtoderfahrungen hatten! Keiner weiß genau, was Körper und Geist da durchmachen und warum die Menschen diese Erfahrungen hatten und haben. Im Gegensatz dazu kann ein LEBEN hier auf der Erde wirklich sehr schöne Seiten entwickeln, man muss sie aber SELBST angehen.

Ich bin jetzt 37 Jahre alt. Wäre ich mit zwölf gestorben, hätte ich meine beste Freundin nie kennen gelernt und meinen besten Freund. Ich hätte meinen jetzigen Lebenspartner nicht kennen gelernt, hätte meinen Hund nie gehabt, hätte mich nicht über gute Noten im Abschluss gefreut, hätte VIELE Begegnungen mit tollen Menschen nie erlebt, hätte viele Reisen nicht mitgemacht und nie gemerkt, dass ich Irland extrem liebe. Ich hätte nie gemerkt, dass mir Spargel doch schmeckt und dass das Musizieren mit anderen Menschen sehr viel Spaß bringt. Ich hätte nie gemerkt, dass ich eine Begabung im Schreiben von Texten habe (das entwickelte sich erst so mit 14 Jahren) und dass ich in meiner eigenen Entwicklung so laufe, dass Menschen mich gerne um sich haben (mit 12 war ich eine ziemliche Zicke. ;) ) Ich hätte niemals mitbekommen, dass mir Kunst und Fotografie total liegen und dass ich damit neben meinem Beruf auch erfolgreich sein kann.

Lauter Dinge, die ich erst NACH meinem 12. Geburtstag erfahren habe - und das ist nur ein BRUCHTEIL, schließlich kann ich hier nicht mein ganzes Leben ausbreiten.

Du hast ein LEBEN vor dir - und dieses Leben ist dir sicher. Dieses Leben kannst DU gestalten. Du selbst. Leider hast du sehr wenig geschrieben, warum das Leben dir nicht gefällt und was die Dinge sind, die dich so schwarz sehen lassen. Dass es diese Dinge gibt, ist klar, das Leben bietet nicht nur Blümchen und Sonne. ABER man kann die Blümchen und die Sonne stärken und intensivieren, damit mehr davon im Leben existiert. Suche dir die Dinge, die du als positiv einschätzen kannst, auch wenn es vielleicht wenige Punkte sind. Überlege, was in deinem Leben alles GUT ist, auch wenn es vielleicht überdeckt ist von dem Schwarzen und du es erst suchen musst. Nimm diese Arbeit in Kauf und schau, was das Leben so bereit halten kann.

Überlege, wo Menschen sitzen, die du magst und mit denen du umgehen kannst und halte dich an sie. Wende dich nochmals an deine Mutter und bitte sie, dir in diesen Punkten zu helfen. Wenn sie das Schwarze nicht verstanden hat, wird sie aber sicher deinen Wunsch verstehen, mehr aus deinem Leben machen zu wollen und dir sicher dabei helfen. Genauso wie Klassenkameraden, die du magst. Du musst ihnen ja nicht reinen Wein einschenken, aber wenn du versuchst, dich ein wenig einzugliedern und mitzumachen, wirst du Anschluss finden. Grenze dich nicht aus.

Leider weiß ich nicht, was dir sonst noch so widerfahren ist, du hast ja nicht darüber geschrieben. Daher kann ich nicht so genau sagen, ob es sinnvoll wäre, einen Kinderpsychotherapeuten aufzusuchen, der mit dir zusammen die Schwärze vertreibt (das können die super) und mit dir einen Plan erarbeitet, die Sonne ins Leben zurück zu holen.

Ein Leben bietet viel. AUCH Schwärze und blöde Dinge, aber ungemein mehr tolle Sachen - wenn man sie erkennen will und damit arbeiten möchte. Der Sinn des Lebens wird einem nicht einfach in einer bunten Verpackung vor die Füße gelegt. Er wird von jedem Menschen selbst gebaut...gebastelt...gestrickt. Der Sinn deines Lebens wartet nur darauf, von dir entdeckt und ausgemalt zu werden. Nimm deinem Leben nicht die Chance, zu etwas wirklich Schönem zu werden, nur weil du das gerade nicht sehen kannst oder willst.

Gerne kannst du auch nochmals hierher schreiben (nenne im Titel oder irgendwo sonst einfach meinen Namen) und wir unterhalten uns nochmals genauer über das, was momentan in deinem Leben los ist. Zusätzlich dazu wäre aber deine Familie sicher geeignet, dich da auf einem Weg mitzunehmen und dir die Farben bereit zu stellen, die du brauchst, um über das Schwarz drüber zu malen.

Liebe Grüße und viel Erfolg!

Dana