Problem von Anna - 26 Jahre

Er ist 31 Jahre älter und verheiratet!

Hallo Liebes Kummerkasten Team,

gut zu wissen, dass es Menschen im Internet gibt, an die man sich jederzeit wenden kann, wenn man nicht mehr weiter weiß. Vielen dank!
Ich habe ein für mich großes Problem, denn ich habe mich unsterblich verliebt.
An sich ja ganz schön, aber leider ist der besagte Mann schon 57 Jahre alt.
Das bedeutet, dass er eine gute Ecke älter ist als ich(26 Jahre).
Auch er beteuert das er sich in mich verliebt habe, und mit mir zusammen sein möchte.
Insgesamt treffen wir uns nun seit einem halben Jahr, und meine Gefühle für ihn wachsen stetig.(Wir hatten noch keinen sexuellen Kontakt, und ich strebe diesen auch nicht an!!)
Jedoch spricht von meiner Seite aus sehr viel dagegen.
Denn er ist verheiratet, und seine Frau leidet an einer Lähmung der unteren Gliedmaßen. Vermutlich, ist er deswegen sehr empfänglich für andere, attraktive Frauen oder?
Es klingt als wäre ich ein sehr schlechter Mensch, dass ich mich in einen Mann verliebe, der verheiratet ist, eine kranke Frau hat und noch dazu so viel älter ist.
Ich möchte die beiden nicht auseinander bringen, da ich nicht denke das ich damit leben könnte. Ich schätze mal, das seine Frau ihn sehr liebt und auch braucht als Halt und Stütze.
Aber ich weiß auch nicht wie ich über ihn hinweg kommen soll? Die Gefühle sind so stark, deswegen bitte ich euch mir zu helfen.
Wie beurteilt ihr die Situation?
Liege ich mit meiner Vermutung richtig, dass er vermutlich aufgrund der Krankheit seiner Frau so empfänglich ist?
Bitte, bitte seid ehrlich. Mir ist eine direkte und ehrliche Antwort am liebsten, egal ob sie hart ist!
Innerlich weiß ich, dass es nicht richtig wäre bzw. nicht funktionieren kann, aber ich brauche vermutlich noch einen Schupser von außen.

Eure verzweifelte Anna

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Anna,

Zuerst einmal: so ungewöhnlich es Dir erscheint. Manchmal passiert es eben, dass Menschen zueinander finden, die es sich selbst vorher auch niemals vorstellen konnten! Sicherlich bist Du kein schlechter Mensch, wenn Du Dich - egal in wen - verliebst! (Wo die Liebe hinfällt, wächst kein Gras mehr!)
Wenn Du schreibst, dass ihr euch nun seit einem halben Jahr trefft und offensichtlich niemand von euch beiden einen sexuellen Kontakt anstrebt, scheint es mir fast so, als träfen sich mit euch zwei Seelenverwandte. Es muß dann ja etwas zwischen euch geben, was beiden von euch wichtiger ist als Körperlichkeit!

Was ist das bei Dir? Was macht Dich ihn lieben?

Du fragst: "Liege ich mit meiner Vermutung richtig, dass er vermutlich aufgrund der Krankheit seiner Frau so empfänglich ist?"
Deine Vermutung lässt irgendwie durchscheinen, dass Du es negativ ansiehst, wenn dem so wäre. Aber sicher gibt es da auch noch andere Perspektiven, die Du so noch nicht gedacht hast?

Zumindest wird die Krankheit seiner Frau ein Grund dafür sein, dass er das Gefühl sucht, auch einmal einige Stunden unbeschwert zu verleben. Nicht ausschließlich als Krankenpfleger.
Hast Du es auch schon einmal so zu sehen versucht? Vielleicht geben die Stunden mit Dir ihm sogar die Kraft, sich weiter um seine Frau zu kümmern, die er sonst schon verloren hätte?

Es als "empfänglicher" zu bezeichnen? Weiß ich nicht! Dazu hast Du außer den "no goes" eben noch nicht viel zu dem erzählt, was euch verbindet!
Hat er Kinder? Kann es sein, dass er eher die Tochter in Dir liebt, die er nicht hat?

Du schreibst:
"Ich möchte die beiden nicht auseinander bringen, da ich nicht denke das ich damit leben könnte. Ich schätze mal, das seine Frau ihn sehr liebt und auch braucht als Halt und Stütze."

Das ist wirklich sehr warmherzig und sehr lieb gedacht! Dabei kam mir spontan der Gedanke, wie gut es in solchen Konfliktsituationen doch die Hippies hatten! Und die Kulturen, die nicht monogam gestrickt sind!
Warum gibt es bei uns nur ein "entweder, oder"?
Entweder er liebt seine Frau: dann hat er sich mit allen Konsquenzen zu opfern? Und wenn er es nicht mehr schafft, seine Frau zu pflegen: dann muß er sich trennen?
Was ist denn, wenn er seiner Frau das Gefühl von Zuneigung, Respekt, Dankbarkeit, meinetwegen auch eine Art von Zugehörigkeit erhalten könnte?
Diese Art von wirklich schönen und wichtigen Gefühlen werden hier vielleicht auf dem "Altar der Monogamie" geopfert!
Ich denke: wenn er seine Frau verlässt, wirst nicht Du der Grund der Trennung sein! Er wird sich trennen, wenn seine Liebe gegenüber seiner Frau zur Dienstleistung an einem Kranken erstarrt sein wird. Und wenn er das nicht mehr kann. Nicht mehr aushält.

Der Altersunterschied hat aber für euch beide einen gleich grausamen Aspekt: Willst Du Dich an einen alten Sack (ich darf das sagen! bin im gleichen Alter!) fesseln, wenn es ihn zerbröselt? Willst Du dann notfalls selber 30-Jährig für die darauf folgenden 20 Jahre Krankenschwester sein?
Dich dann an denselben Kriterien messen, an denen Du jetzt seine Motive hinterfragst?

Ich denke wirklich, dass Du alle Gefühle zulassen darfst und sollst! Als "geliebte Tochter"!

Solange Du Dich und ihn in dieser Rollenverteilung wiederfinden kannst: geniesse es und mache Dir keine Sorgen!

Was darüber hinausgeht wird mindestens einem von euch irgendwann sehr, sehr weh tun!

Alles Liebe,

Bernd