Problem von laura - 13 Jahre

danke für deine hilfe

lieber Johannes danke das du mir versucht hast zu helfen. es hat aber nichts gebracht ich habe so eine angst vor meinem vater dass ich es nicht schaffe zur Polizei zu gehen.

Liebe grüße laura

Johannes Anwort von Johannes

Hallo liebe Laura,

ich freue mich, dass du dich noch einmal gemeldet hast und ehrlich schreibst, dass du dich (noch) nicht traust zur Polizei zu gehen. Ich weiß, dass das ein wirklich großer Schritt ist.

Du hast in deiner letzten Mail geschrieben, dass deine Mutter auch von seinen Schlägen und Bedrohungen betroffen ist. Wie geht sie eigentlich damit um? Hat dein Vater das Fass schon soweit zum Überlaufen gebracht, dass selbst deine Mutter sich nicht traut, zur Polizei zu gehen?

Ich kann nur noch einmal wiederholen, dass ich deine Angst vor deinem Vater total nachvollziehen kann. Daran sieht man mal, was er mit seinem Verhalten angerichtet hat. Ich finde das echt unmöglich!
Mich macht es aber sehr traurig zu lesen, dass sich keiner traut etwas gegen deinen Vater zu unternehmen und er euch immer mehr fertig macht. Er denkt, dadurch die Macht über euch zu haben, wozu er allerdings kein Recht hat. Ich kann die Situation von außen im Moment nur so beurteilen, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass sich etwas an der Sitation verändert, wenn nicht bald einer von euch, am besten ihr beide zusammen handelt. Ansonsten wird dein Vater euch immer mehr im Griff haben und euch immer häufiger schlagen. Du hast in deiner letzten Mail geschrieben, dass er das schon oft getan hat. Warum sollte er also selbst zu der Einsicht kommen, etwas zu ändern und sich zu entschuldigen, wobei es für dieses Verhalten gar keine Entschuldigung mehr gibt?

Liebe Laura: Du musst wissen, dass sich dein Vater schon mehrmals strafbar gemacht hat. Er hat euch geschlagen und euch bedroht, anders ausgedrückt: Körperverletzung und Bedrohung in mehreren Fällen. Und das geht nicht! Haben eigentlich schon andere Person (also z.B. Freunde, Bekannte oder enge Familienangehörige) mitgekriegt, wie dein Vater mit dir und deiner Mutter umgeht? Was ist eigentlich deine genaue Angst, wenn du zur Polizei gehen würdest? Was denkst du, wird dann passieren?

Ich möchte noch einmal wiederholen, dass ich deine Angst wirklich sehr gut nachempfinden kann, zur Polizei zu gehen. Ich als Vater könnte mit einem solchen schlechten Gewissen gar nicht leben, mein eigenes Kind und meine eigene Frau so sehr in Angst und Schrecken zu versetzen.
Aber: Irgendetwas MUSS bei euch passieren. Daher möchte ich dich noch einmal dazu ermutigen, dich an einen Rechtsanwalt zu wenden. Falls deine Mutter diesen Vorschlag aus welchen Gründen nicht unterstützt, nimm dir eine Freundin mit und gehe in die nächste Kanzlei in deiner Nähe und schildere die Situation. Zudem wiederhole ich gerne noch einmal, dass alle Rechtsanwälte der Schweigepflicht unterliegen und keinesfalls weitererzählen dürfen, was sie in ihrem Job erfahren. Das heißt: Du brauchst keine Angst zu haben und man wird dir helfen können! Anwälte kennen sich mit solchen Straftaten aus und wissen, wie man sich am besten verhält. Aufgrund der Tatsache, dass ich selbst in einer Rechtsanwaltskanzlei arbeite, möchte ich dich zu diesem Schritt ermutigen. Ich würde dir dazu sicherlich nicht raten, wenn dein Anliegen bei einem Anwalt nicht gut aufgehoben wäre. Bitte besprich mit deiner Mutter, dass du so nicht mehr weiterleben kannst und dass du dir Hilfe holen wirst. Frage sie, ob und wie weit sie dich unterstützt. Falls sie weiterhin lieber in Angst und Schrecken leben möchte, gehe diesen Weg bitte ohne sie. Dir kann und dir wird nichts passieren! Was brauchst du jetzt noch von mir, dass du dich dirket morgen auf den Weg machst und einen Anwalt aufsuchst?

Natürlich gibt es auch noch einige andere Wege, die du gehen könntest. Zum Beispiel wäre es eine Möglichkeit, mit deiner Mutter in ein Frauenhaus zu gehen, um dort den nötigen Schutz zu finden, den ihr braucht. Ich bin mir sicher, dass auch das Jugendamt tätig werden würde, wenn du dir dort Hilfe suchst. Der Weg über die Poizei würde euch sicherlich auch sehr viel Sicherheit geben. Aber wenn du dich das nicht traust, muss ich das akzeptieren.

Liebe Laura: Du siehst, es gibt viele Möglichkeiten, aus der Opferrolle auszusteigen. Du kannst ruhig das nötige Vertrauen zu den o.a. Stellen (Rechtsanwalt, Frauenhaus, Jugendamt) haben. Dort wird man euch helfen können. Am liebsten würde ich dich jetzt an die Hand nehmen und dich aus dem Loch herausziehen.

Letztendlich bin ich mir natürlich darüber bewusst, dass ich dich nicht zwingen kann, dass du dir helfen lässt. Das sollte auch nicht Sinn der Sache sein. Aber du solltest wissen, dass dein Vater für sein Verhalten gerade stehen muss und das wird er müssen, wenn er sich vor Gericht verantworten muss. Und da wird ihm auch kein Anwalt der Welt heraushelfen können!

So, jetzt muss ich leider zum Ende kommen. Ich hoffe, dass meine Worte bei dir angekommen sind. Natürlich kannst du dich jederzeit wieder bei mir melden, wenn ich dir noch irgendwie helfen kann. Sich Unterstützung zu holen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke!


Alles Liebe,

Johannes

P.S. Wie geht es eigentlich Jessica, die unter deiner Mailadresse geschrieben hatte, dass sie künstlich ernährt werden soll?