Problem von Anonym - 19 Jahre

An Pia

An Pia,
vielen dank für die Antwort. Die mir auf einer Seite weitergeholfen hat, aber auf einer Seite auch nicht. Ich bin überfordert weiß nicht wohin mit mir und meinen Leben. Das mit neuanfang gingt so gut beinahme perfekt , nur klappt das allein finanziell nicht. Ich habe darüber nachgedacht wie es wäre einen Psychologen aufzusuchen, doch ich glaube ich kann das nicht , denn wenn ich es mache muss ich von mir erzählen und den "Problemen" und das fällt mir so.unendlich schwer. Ich kann nächsten Monat einen job anfangen freue mich auch drauf aber habe auch angst, angst davor zu versagen und angst vor kritik, denn mit kritik kann ich überhaupt nicht umgehen dann kommen direkt die Tränen.. Wie kann ich das ändern? Wie kann ich mivh ändern? am liebsten wär ich ein ganz anderer Mensch. Vorallem hab ich angst davor wieder aufzugeben weil ich nicht stark genug bin und keinen hab der mich mal Stärkt. Ich habe bei dem letzten mal als ich schrieb auch geschrieben das ich mich absichtlich erbreche. Das passiert wieder fast täglich trotzem glaube ich das ich das unter kontrolle hab. Ausserdem kriegt es sowieso keiner mit. Du schriebst davon das man seinen Leben einen sinn geben soll und kann, doch wie? ich weiß nicht was sinn macht und was nicht. Ich bin jetzt 19 komme mir.aber so vor wie 16 als ob ich jetzt schon einiges verpasst hab. Ich weiß das ich hilfe brauche aber wie kann ich sie bekommen wenn ich keine hilfe zulassen kann? warum bin ich so? ich.komme mir in gesellschaft so vor wie ein Eisklotz der keine emotionen und sich bloss nichts anmerken lassen kann, aber sobald ich allein bin bricht alles aus mir heraus ich denke sehr viel und könnte einfach nur noch weinen. Ich verstehe mich selber nicht mehr.
Ich brauche hilfe, aber es geht einfach nicht.

Pia Anwort von Pia

Liebe Unbekannte,
vielen Dank, dass Du nochmal geschrieben hast. Dass meine Ratschläge nicht alle zu Dir passen und dass es bei der Umsetzung hapert ist leider normal. Vieles hat auch mit ganz viel regelmäßiger Übung und somit viel Arbeit für Dich an Dir selbst zu tun.

Diese Idee mit dem Neuanfang im Saarland war so eine spontane Idee und ich finde es bedauernswert, dass es finanziell nicht klappt, das ist leider oft so. Hast Du Dich jedoch einmal auch bei der Agentur für Arbeit etc erkundigt, was Dir an finanzieller Förderung zusteht, sowas wie Bafög etc? Ich freue mich jedoch sehr, dass Du eine gute Alternative gefunden hast und nun bald Deinen neuen Job antrittst!

Ich finde es auch sehr erfreulich, dass Du Dir mein Ratschlag für eine Therapie zu Herzen genommen hast. Ich kann Deine Zweifel total verstehen und man stellt sich das auch immer total schrecklich vor, erst Recht, wenn Du das Gefühl hast schon Deinen Freunden nichts anvertrauen zu können. Doch wenn Du in Therapie bist, dann ist es etwas ganz anderes, es kommt dann nicht darauf an, was der Gegenüber von Dir denkt und ob Du das jetzt sagen darfst und solltest etc. Das würde alles abfallen, denn der Therapeut würde auch nachfragen und Dir Feedbacks geben und auch mitfühlen und Dir Ratschläge geben und Dich motivieren gemeinsam Lösungen zu finden. Es ist auch nicht schlimm, wenn Du ein paar Stunden brauchst um Dich zu öffnen und die sind darauf ausgebildet Dir das Vertrauen leichter zu machen. Es ist auch einfach nochmal ein ganz anderes Gefühl und es fällt einem viel leichter zu erzählen und der Therapeut fragt dann auch ganz oft, ob es eher so oder so ist, da würdest Du auf jeden Fall schon reinkommen. Ich fände es so gut, wenn Du diesen Schritt machst, ehrlich! Du sagst zwar, dass Du die Kontrolle über Dein Brechen hast, aber wenn Du es schon jeden Tag machst und wenn Du versuchen würdest aufzuhören, dann würdest Du bestimmt merken, dass Du wenig Kontrolle darüber hast und schon allein, dass Du von Dir aus nicht aufhören möchtest oder kannst, das ist ein wichtiger Warnhinweis. Nimm diesen bitte wahr, es wird sonst echt gefährlich. Es geht auch nicht darum, ob es jemand mitbekommt, sondern darum, dass Du lernst mit Deinen Schwierigkeiten anders umzugehen und fürsorglich zu Deinem Körper bist. So geht das doch nicht weiter, liebe Unbekannte, sonst wirst Du später so viele körperliche Beschwerden haben und auch jetzt schon, wie ich Dir in der letzten Nachricht geschrieben habe. Es wäre sogar jetzt schon an der Zeit Dir einmal zu überlegen, ob Du zum Arzt gehst und Dein Blut kontrollieren lässt, ich kann mir gut vorstellen, dass Deine Elektrolyten schon beeinträchtigt sind. Bitte sei vernünftig und versuche das in den Griff zu bekommen, es wäre so gut für Dich und Dein allgemeines Wohlbefinden. Doch das ist meist nur mit einem Psychotherapeuten gut behandelbar. Ich weiß, dass Du es schaffen kannst und wie gesagt, Du hast nichts zu verlieren und nach einem oder 5 Gesprächen kannst Du dann immer noch absagen. Bitte überlege Dir nochmals, ob Du es wirklich nicht versuchen möchtest, ich fände es genau jetzt, wo Du eine neue Chance hast, die mit so vielen Ängsten verbunden ist am wichtigsten. Es würde Dir gut tun, all diese Ängste durchzusprechen.

Du frägst, wie Du mit Kritik umgehen kannst. Ich kann Dir natürlich kein Rezept dafür schreiben und es ist meist eine Übungssache und wenn Du in der Balance bleibst, dann könntest Du das leichter schaffen. Versuche, dass Du allgemein ein besseres Wohlbefinden hast, damit dich einzelne Worte nicht aus der Bahn werfen können. Wie Du Dein Wohlbefinden optimieren kannst, liegt an Dir, wie wäre es mit Hobbys zum Ausgleich? Oder jeden Abend einen Spaziergang, oder jeden Morgen schon joggen gehen, jeder muss das individuell selbst herausfinden, was Kraft liefert. Hier könntest Du auch noch ein paar gute Tipps nachlesen:
http://www.leitz.com/deDE/KnowHow/Mit_Kritik_umgehen.html

Außerdem hast Du Angst was falsch zu machen und zu versagen, da kann ich Dir nur raten, dass Du oftmals nachfragst. Lieber zu oft gefragt, als etwas falsch gemacht. Du kannst ja auch schon Anfangs sagen, dass Du es gerne gut machen möchtest und gerne immer ein Feedback möchtest und viele Fragen stellen möchtest. Du darfst Schwächen auch zugeben, in Maßen wäre das perfekt. Außerdem sagst Du, dass Du gern jemand anderer wärst. Dein neuer Job ist nun ein Neuanfang. Keiner kennt Dich und wenn Du gern jemand anderer wärst, dann kannst Du das jetzt umsetzten. Was heißt denn jemand anderer? Wer bist Du denn? Wer entscheidet denn wer Du bist? Frage Dich mal, denn dann wirst Du merken, dass Du selbst entscheiden kannst wer Du bist und wie Du sein möchtest. Wenn Du weißt wer Du jetzt gerade bist und wie Du gern bist, dann kannst Du auch was ändern. Nimm Dir wirklich mal Zeit dafür und schreib Dir das auf, dann daran kannst Du arbeiten. Wenn Du viel Angst hast und nicht weiß wie Du die Situation meistern kannst, dann stell Dir doch eine andere Person vor und fühl Dich so wie die. Ein kleines Beispiel: Ich hatte große Angst vor meinem mündlichen Teil der Englischabiturprüfung, daher hab ich mir vorgestellt ich wäre die superschlaue Hermine von Harry Potter, die als ich die Filme auf Englisch angeschaut habe, immer so selbstverständlich schlaue Dinge geplappert hat, ohne nachzudenken. Für mich hat es dann besser geklappt- hört sich vielleicht lächerlich an, aber es gibt so viele einfach Dinge, die ans Ziel führen. Du hast nichts zu verlieren.

Du sagst, dass Du anderen Deine Gefühle nicht mitteilen kannst und immer gute Miene zum bösen Spiel machst. Das ist nicht gut, denn Du merkst selbst, dass wenn Du allein bist, alles wieder einbricht und Du sogar zu Maßnahmen greifst, wie zu brechen, damit Du irgendetwas gemacht hast um Dich besser zu fühlen. Es ist ein schwerer Prozess Deinen Mitmenschen Deine ehrliche Stimmung und Deine Gefühle mitzuteilen und Du solltest Dir auch davor überlegen, was Du denn überhaupt erzählen möchtest. Wie gesagt, ich fände den geschützten Rahmen bei einem Therapeuten die optimale Gelegenheit das auszuprobieren. Du hast gemerkt, dass wenn Du Deinem guten Freund was anvertraut hast, dass es Dir dann besser geht und dass Du eine unglaublich gute Beziehung zu ihm aufbauen konntest, wie wäre das, wenn Du das auch mal mit einer anderen guten Freundin probierst? Du kannst ihr gegenüber auch viel Interesse zeigen und dann ist das ein Geben und Nehmen.
Wie Du Deinen Lebenssinn wieder findest? Ich kann Dir das leider nicht sagen, denn das musst Du selbst herausfinden. Doch versuche Dinge zu finden, die Dir Spaß machen, bei denen Du Dich unbeschwert fühlst. Das kann Sport sein, ein Buch, die Natur, Partys, im Internet lesen etc. Du solltest immer schauen, dass Du Dir jeden Tag auch etwas Angenehmes gönnst. Außerdem finden viele ihren Lebenssinn indem sie anderen Menschen helfen oder Dinge über einen längeren Zeitraum planen, durchführen und fertigstellen. Du könntest ein Möbelstück selbst bauen, oder die Wand Deines Zimmers gestalten. Du könntest auch ehrenamtlich tätig werden. Dein Tag sollte nicht nur aus Pflichten und Unangenehmen bestehen. Versuche auch jeden Tag eine kleine besondere Sache zu finden. Etwas, was Dir davor noch nie aufgefallen ist und Du erstaunt bist, wie blind Du warst. Oder etwas in der Natur, oder ein Lächeln von Mitmenschen, die Beziehungen von Menschen und Deine Beziehungen. Versuche einmal Dein Leben zu genießen, atme die frische Luft ein, höre ganz laut Musik und achte einmal nur auf den Moment. Was siehst Du, was riechst Du, wie fühlst Du Dich. Ich finde, Du solltest Dir mehr Zeit auch für Dich geben und schauen was tut mir gut und was brauch ich. Eine angenehme Dusche oder ein Bad?
Das würde ich Dir vorschlagen, dass Du es auch mal aufschreibst, genauso auch die Frage, wer bin ich überhaupt? Und was möchte ich? Dann wird Dir einiges klar, an dem Du arbeiten kannst. Es braucht viel Zeit, Kraft und Geduld, aber Du kannst es schaffen.

Wir gesagt, ich kann Dir leider keine optimalen Fahrplan schreiben, und das sind alles nur Anregungen für Deine Arbeit an Dir selbst. Die Gesellschaft kannst Du leider nicht ändern, aber Du kannst das beste daraus machen und Dir selbst aussuchen, wo Du teilnimmst und mit wem Du befreundet sein möchtest. Überlege Dir das auch nochmals mit der Therapie und sei ehrlich zu dir Selbst mit dem Brechen, denn es ist kein normales Verhalten, das darfst Du Dir nicht einreden. Klingt vielleicht hart, aber Du solltest wirklich mehr auf Dich und auf Deine Gesundheit achten. Allgemein finde ich, sprichst Du sehr negativ über Dich, daher fände ich es gut, wenn Du diese Übungen mit dem Hier und Jetzt machen würdest. Ich wünsche Dir für Deinen Job alles alles erdenklich Gute und für Deine neuen Erfolge in die richtige Richtung.

Liebe Grüße
Pia