Problem von Tobi - 17 Jahre

Sie ist tot, Ich komme nicht damit klar

Hallo liebes Kuka Team.
Seit geraumer Zeit schleppe ich folgendes Problem mit mir mit. Es tut mir Leid, falls ich jetzt mit einem langen Roman komme, der mein Problem kaum erläutert. Ich verstehe nicht, wieso ich dass alles so umständlich schreibe. Im Moment verstehe ich mich selber nicht so ganz.
Ich weiss zwar nicht wo ich anfangen soll, aber ich versuche es jetzt einfach mal.

Ich war mit einem Mädchen zusammen, die ich über alles liebte und verehrte wie kein anderer Mensch. Anfangs November musste sie zu ihrer Mutter nach Russland umziehen. Schon damals hatte ich grosse Probleme damit und kam damit nicht klar. Ich hatte euch schon damals geschrieben, aber leider keine Antwort bekommen.
Nun, wie dem auch sei. Sie hat mir dann versprochen, dass sie zurückkommen würde, wenn sie 18 sei. Dass wäre jetzt. Doch vor zwei Monaten habe ich von ihrer Cousine persönlich erfahren, dass sie in Russland bei einem Unfall den Kopf irgendwie an einer Kante angeschlagen hatte und ins Spital kam. Die Ärzte haben zwar versucht zu tun was sie konnten, aber es hat alles nichts mehr genützt.

Seit dem her geht es mit mir nur noch bergab. Ich bin in der Berufsschule Notentechnisch schlecht geworden, habe Probleme mit meinem Lehrmeister bekommen, bin seitdem nonstop traurig, das Lachen fällt mir schwer, meine "Freunde" nehmen Ihren Todesfall nicht ernst und machen zum Teil sogar noch Witze darüber.
Und was mich persönlich total fertig macht ist, dass ich mich seitdem total alleine fühle. Ich konnte mit ihr über alles reden, sie war immer für mich da, doch das war einmal. :'(
Ich habe dass Gefühl, dass ich an Melancholie leide und auch wenn es jetzt unglaublich klingt, auch ich habe schon versucht mich selber umzubringen. Da ich ein aktiver Sportschütze bin, habe ich auch Waffen und Munition Zuhause. Ich habe versucht mich zu verschiessen, doch der Schuss war ein Blindgänger. Ich habe daraufhin Waffe und Munition in einen Tresor eingesperrt und den Schlüssel fortgeworfen. Meinem leidenschaftlichen Hobby kann ich nicht mehr richtig nachgehen. Ich habe Angst, dass ich es wieder tue. Ich habe in letzter Zeit ein paar geliebte Menschen verloren. Manchmal kommt es mir vor, dass es mir dort Oben besser gehen würde, aber ich bin doch noch jung, ich hatte sooo viele Träume! (...) Seit Ihrem Tod sehe ich keinen wirklichen Sinn mehr in meinen Leben. Sie war einfach mein ein und alles. Sie war wie eine Mutter, die wirklich für mich da war oder wie eine Schwester, die ich nie hatte. Ich liebte sie wirklich!!

Das Leben geht (leider) weiter und ich stehe gerade vor vielen schwierigen Sachen.
Ich weiss einfach nicht wie ich Ihren Tod verdauen kann.
Ich weiss, dass ich realisieren muss, dass Sie nicht mehr da ist, das ich sie nie wieder sehen werde, dass wir nie zusammenkommen werden.

Ich habe versucht mich abzulenken (Partys, Events, Ausgang usw.) Doch Sie geht mir nicht aus dem Kopf!! Wenn ich aufwache denke ich an Sie, wenn ich einschlafe denke ich an Sie. Ganz automatisch!! Immer wenn ich Nachts im Bett liege, frage ich mich, wie es wohl sei, wenn Sie neben mir liegen würde. Wie es wohl sei, wenn Sie jetzt ganz nah bei mir wäre. Alle diese Fragen quälen mich jeden Abend. Ich weiss, dass es nie so weit kommen wird. Ich weiss, dass ich auf diese Fragen keine Antworten bekommen werde. Sie geht mir einfach nicht aus dem Kopf, sie hat mich verzaubert, doch ich muss sie vergessen!!

Doch wie kann ich lernen loszulassen ?
Wie kann ich Sie vergessen ?
Wie kann ich meine Traurigkeit überwinden?
Wie kann ich endlich wieder Lachen?
Wie komme ich aus meinem Loch heraus, ohne wieder hineinzufallen ?

Und noch was persönliches.
Ich habe mir überlegt, in den Ferien nach Rostov zu fliegen und an Ihr Grab zu gehen, weil ich finde, dass ich Ihr das schuldig bin. Doch ich weiss nicht ob ich gehen soll, weil 1. ist der Flug teuer und 2. weiss ich nicht, ab es mir hilft oder alles nur noch schlimmer macht.

Alle diese Fragen, von denen ich hoffe, von Euch eine Antwort zu bekommen. Ich schreie nach Hilfe, weil ich mit dem allem einfach nicht mehr zu Schlag komme!

Bitte, bitte helft mir!
Ich bekomm kaum noch meine nötige Dosis Schlaf und mit dem Gewissen, dass Sie nicht mehr lebt, kann und will ich nicht weiterleben!

Stefan Anwort von Stefan

Lieber Tobi,
vielen Dank, dass Du Dich uns anvertraut und uns Deine Geschichte geschrieben hast. Ich kann nachvollziehen, dass Du gerade ziemlich traurig bist - aber das ist auch gar nicht falsch. Jeder wäre traurig.
Wichtig ist nur zu lernen, mit der Trauer umzugehen.

Du hattest sie in der Erwartung gehen lassen, dass Du sie bald wieder sehen wirst. Nun kam dieses schreckliche Unglück, dass Dir Deinen Gedanken, der Wiederkehr, der Dir vielleicht auch ein Stück half und Kraft gab, ohne sie Dein Leben zu leben, genommen hat.

Meiner Meinung nach hattest Du keine wirkliche Möglichkeit, Dich von ihr zu verabschieden. Deshalb halte ich persönlich die Idee, sie an ihrem Grab zu besuchen, für eine gute. So hast Du wenigstens die Möglichkeit, an dem Ort, wo sie ihre letzte Ruhe fand, vielleicht auch für Dich etwas Ruhe zu finden.

Für ganz wichtig halte ich es aber, dass Du eine Traumatheraphie beginnst. Es ist eine sehr belastende Situation, in der Du Dich gerade befindest und ich denke, dass Dir ein Psychologe auf Deinem Weg zu lernen, mit der Trauer umzugehen, am besten helfen können wird.

Du wirst sie wohl nie vergessen können - aber das brauchst Du auch gar nicht. Du schreibst, sie war wie eine Schwester für Dich, war immer für Dich da und ein wichtiger Teil Deines Lebens. Versuche sie nicht zu vergessen, sondern nur zu akzeptieren, dass sie nicht mehr da sein, sondern nur noch in Deinem Herzen weiterleben kann.

Ich denke, sie hätte gewollt, dass Du glücklich wirst und Dein Leben lebst, wie ihr es Euch zusammen vorgestellt habt. Vielleicht fällt es Dir jetzt noch schwer, dass so zu sehen, aber, da bin ich mir sicher, wenn Du mit der Trauer umzugehen gelernt hast, wirst Du es verstehen können.

Ich wünsche Dir wirklich alles Gute und viel Kraft!

Liebe Grüße
Stefan