Anwort von Dana

Liebe Anna!

Es tut mir leid, dass meine Antwort dich nun nicht mehr vor deinem Urlaub erreicht. Es steht ja extra in den Ankündigungen, dass eine Antwort um die zwei Wochen dauern kann, wenn wir sie überhaupt beantworten können, es kommen einfach zu viele Probleme.

Ich habe mir dein Problem jetzt geschnappt, weil ich denke, dass du Rat gebrauchen kannst, auch wenn die Freizeit nun schon herum ist.

Anna, du hast direkten Weg in eine Ess-Störung genommen. Ich sage dir das so direkt, weil es wichtig ist, dass du das ebenso klar sehen kannst. Sieh hin, Anna! Schau, was du mit deinem Körper gerade machst. Du verweigerst ihm Essen, du zwingst ihn, das Essen hinterher wieder herzugeben.

Dein Körper merkt also: "Ouh...es ist kaum etwas zu Essen da = Notsituation." Und WENN was kommt, "darf" er es nicht behalten. Noch schlimmere Notsituation. Du sendest dem Körper damit total falsche Signale. Du quälst dich, aber der "Erfolg", der sich momentan scheinbar einstellt, wird verpuffen, sobald du diese Art der Zwangspause nicht mehr durchhältst oder dein Körper wird, wenn du so weiter machst, auf weite Sicht schwer geschädigt werden. Dazu kommt noch der psychische Zwang, der sehr schnell dein komplettes Leben bestimmen kann.

Anna, du bist 13, du hast noch viel Schule vor dir, viel Weg, der anstrengend, aber auch schön sein kann. Wenn du diesen Weg aber mit einer Ess-Störung gehst, wird dir so viel Kraft geraubt werden, dass es nur beschwerlich, aber kaum mehr schön ist, ihn zu gehen. Du merkst ja jetzt schon, dass dir der Hals vom Erbrechen weh tut. Da werden noch viel schlimmere Nebenwirkungen kommen. Dein Magen wird ständig übersäuert sein, so dass dir viel und oft schlecht ist. Irgendwann geht der völlige gesunde Bezug zum Essen in die Binsen...und dann war es das erstmal - da wieder heraus zu finden, wird richtig schwer. Daher pack es bitte SOFORT an, Anna!

Du bittest um Hilfe, das zeigt mir, dass du selbst merkst, dass dir da etwas aus dem Ruder läuft. Du selbst merkst, dass du unter einem Zwang stehst, den du gerne durchbrechen wollen würdest, aber nicht kannst. Das ist ein sehr guter Anfang.

Der erste Schritt nun wäre, mit deinen Eltern (oder zumindest mit dem Elternteil, der dir am nächsten ist, der dir am vertrautesten ist) zu sprechen. Sei ehrlich, sag, was los ist. Deine Eltern werden sicher erstmal bestürzt sein, das ist eine normale Reaktion, aber sie werden dir auf jeden Fall helfen und dir zur Seite stehen.

Dann wäre ein Besuch bei deinem Hausarzt oder einem Arzt, der dich nicht kennt (wenn dir das lieber ist) gut. Schildere deine Situation, bitte um eine Überweisung zu einem Ernährungsberater. Man kann super und kontrolliert abnehmen, ohne sich so zu schinden. Du wirst lernen, die richtigen Sachen zu essen, du wirst lernen, was deinem Körper schadet und was ihm gut tut, was man wann essen kann und was man wann eher lassen sollte. Das tut dem Körper GUT, das tut DIR GUT. Das richtige Essen + Bewegung (Sport) ist die einzige richtige Möglichkeit, auf lange Sicht Gewicht zu reduzieren. Essen darf Spaß machen, Essen darf Genuss sein! Du wirst merken, wie schnell dein Körper wieder fit wird, wie glücklich du wieder sein kannst.

Ich kann dich nur dringend bitten, meinen Ratschlägen sofort Folge zu leisten, Anna. Mehr kann ich von hier nicht tun. Du schreibst, du kannst nicht. Ich sage dir ganz ehrlich: "Doch, du kannst. Du WILLST nur momentan nicht." Und da liegt der Unterschied. "Nicht können" wäre nur dann gegeben, wenn du von außen gezwungen würdest (zB unter Gewaltandrohung), dich so zu verhalten, wie du dich gerade verhältst. Nicht wollen ist dem Nicht können sehr nahe, aber es gibt da immer einen Ausweg. Dein Körper wird dich immer mehr ins "Nicht können" hineintreiben, wenn du so weiter machst wie bisher. Denn dann kommt der innere Zwang, der dich nicht mehr loslässt. Momentan sehe ich noch einen Weg, denn du willst eigentlich aus dieser Situation raus, man kann dich noch erreichen.

BITTE, lass dir richtig erklären, wie man abnimmt. Lass das von einem Arzt abchecken, lass es kontrollieren. Dir wird es schnell auch psychisch besser gehen, auch wenn du am Anfang vielleicht erstmal skeptisch allem gegenüber stehst. Sprich mit deinen Eltern, lass dir da vor Ort helfen. Es spricht nichts gegen eine Gewichtsreduktion, wenn du zu dick bist. Auch das sollte ein Arzt abklären und nicht du. Ob eine Therapie nötig ist, dir wieder mehr Eigenliebe und Selbstbewusstsein zu vermitteln, ist jetzt noch nicht ganz klar, das wird man sehen, wenn du deinen neuen Weg gehst. Denn KÖNNEN tust du es...jetzt muss nur das WOLLEN dazu kommen.

Willst du dich weiter so schinden und deinen Körper kaputt machen? Oder willst du nicht lieber deinem Körper Gutes tun und damit trotzdem abnehmen, so dass du bald ein Wohlfühlgewicht hast? Der erste Weg führt in eine gewisse Eigenzerstörung, Anna. Der zweite Weg ist der, der dich gesund macht. Bei solchen Fällen wie dir würde ich am liebsten kommen, dich herzlich schnappen und mit dir diese Wege gehen. Aber das geht nicht. Daher bitte ich dich: hol dir die Hilfe um dich herum. Eltern sind in so einem Fall übrigens verlässlicher als man denkt. Die meisten wollen ihre Eltern nicht einweihen, weil sie sich schämen. Haben sie sich dann doch überwunden, sind sie plötzlich über alle Maßen erleichtert. Wirklich. Tu es! :)

Anna, ich wünsche dir alles Gute und hoffe von ganzem Herzen, dass du den Weg, den du selbst für nicht gehenswert hältst, sofort verlässt, um dir die Hilfe zu holen, die alles repariert und trotzdem zu dem Ergebnis führt, das du gerne hättest. Gerne kannst du uns nochmals schreiben, wenn du Erfolg hattest, oder wenn du weitere Hilfe brauchst, weil du es nicht so schaffst, wie du gehofft hattest. Ich wünsche dir die erste Variante, denn mit einem gewissen Willen schaffst du es sicher!

Alles Liebe für dich!

Dana