Problem von Laura - 16 Jahre

Ich habe keine wirklichen Freunde

Hallo

Naja komme ich gleich zu meinem Problem. Ich kriege mehr und mehr das Gefühl das ich nicht wirklich Freunde habe, früher dachte ich immer ich hätte viel zu viele Freunde,ich dachte sogar ich wäre eigentlich ganz beliebt, denn ich hatte nie wirklich mit jemandem Streit, ich habe immer nur versucht den anderen zu helfen wenn sie streiten und wenns Probleme gab sind sie immer gern zu mir gekommen. Doch leider stelle ich gerade fest dass das auch schon das einzige ist selbst meine (frühere) beste Freundin meldet sich nur noch wenn sie grad bestimmte Hilfe braucht, und das ist das was mich so fertig macht keine von meine Freunden von denen ich dachte ich wäre richtig gut mit ihnen befreundet geht auf mich zu um mich zu fragen hey hast mal lust wieder was zu unternehmen oder hey ich kenn nen super Ort lass uns doch nächestes Wochenende zusammen vortgehn. Und wenn mir das wieder bewusst wird, bin es wieder ich die frägt und es ist leider immer so. Zurzeit verkriche ich mich nur noch in meinem Zimmer,starre auf mein Handy und meinen Laptop und denke mir bitte schreibt mich einer an ich will hier raus! Ich habe das Gefühl das ich vergessen werden und das macht mich richtig kaputt :( Alle haben ihre clique oder ihre beste Freundin mit denen sie Telefoniern vortgehn usw.
Habt ihr vielleicht einen Tipp für mich wie ich Freunde finden kann, die mich nicht vergessen ich weiß das klingt total bescheuert ich mein Freunde finden muss jeder selbst und auch seinen Teil dazu beitragen. Aber ich schaff es einfach nicht :( Jeder mag mich doch keiner interessiert sich für mich...

Florian Anwort von Florian

Hallo Laura,


lieber spät als nie möchte ich versuchen mit Dir Dein Problem zu lösen, einen guten und festen Freundeskreis aufzubauen.


Du beschreibst schon sehr gut was Du von einer Freundschaft erwartest. Du erwartest eine gewisse Form von Gegenseitigkeit wenn es darum geht sich zu einem Treffen zu verabreden und sich auch zu helfen und zu unterstützen. Aber es geht natürlich ebenfalls, auch wenn Du es nicht direkt geschrieben hattest, um einen Freundeskeis mit ähnlichen oder gleichen Interessen.

Genau bei diesem letzten Punkt kannst Du anfangen. Überlege Dir einmal genau welche Interessen und welche Hobbys Du eigentlich hast. Davon eigenen sich bestimmt einige dazu sie gemeinsam mit jemand anderen umzusetzen, vielleicht gibt es sogar Vereine in Deiner Nähe die hierzu die Möglichkeit bieten. Möglich ist auch die Suche über soziale Medien wie Facebook o.ä. wo Dir Menschen in Deiner Nähe angezeigt werden können die etwa die gleichen Interessen besitzen. Vielleicht aber, ist Dir auch schon eine Person aufgefallen die Du auch persönlich schon etwas kennst und mit der Du eine Freundschaft haben möchtest. Suche auch ruhig in jenem Freundeskreis den Du bereits hast, die Dich allerdings noch nicht oder selten zu etwas eingeladen haben.

Das wichtigste bei Freundschaften ist nämlich auch, dass diese sich nicht sofort und augenblicklich entwickeln. Sie brauchen ihre Zeit um sich zu entwickeln. Denn jeder Mensch in Deinem Alter hat schon eine relativ gefestigte Struktur von Beziehungen, also eine klare Aufteilung von Menschen in Familie, gute Freunde, Freunde, bekannte Schulkameraden, anderweitig Bekannte usw. Diese Wertungen sind von Menschen zu Menschen mal starrer und mal wandelbarer. So kann es bei einem geselligen Menschen schneller passieren, dass dieser Dich als einen Freund wertet und Dich auch häufiger anruft, dies allerdings nur kurze Zeit passiert, bis andere Menschen mehr in seinem Fokus liegen. Genauso kann es sein, dass Du bei eher ungeselligen Menschen Dich anstrengen musst und selbst aktiv werden musst, ehe sie Dich als Freund anerkennen und somit auch selbstständig anrufen oder einladen. Bei diesen sind die Freundschaften dann jedoch meist stabiler, also länger haltbar.
Es ist daher also auch immer notwendig, dass Du Dich selbst einbringt, zunächst selbst Dich darum bemühst eingeladen zu werden oder nachfragst ob Du zu einem Treffen mitkannst. Hast Du dann die Grenze von einer Bekanntschaft zu einer Freundschaft übersprungen merkst Du das leicht indem Du eben, wie selbstverständlich, angerufen wirst und von Treffen immer sofort informiert wirst.
Bei denjenigen, die Du anrufen kannst und die dann sagen, es ist ok wenn Du vorbeikommst oder Dich dem Treffen anschließt, besteht also noch durchaus die Möglichkeit hier eine Freundschaft zu entwickeln bzw. erneut zu entwickeln. Du musst also nicht zwangsläufig auch einen vollkommen neuen Freundeskreis entwickeln, sondern Dich mehr darin engagieren.

Dazu gehört auch ein gewisses Maß an Bewusstseinsveränderung. Gegenwärtig erwartest Du das sich jemand bei Dir meldet und Dich zu einem Treffen einlädt oder einfach nur mit Dir quatscht. Dadurch das dies selten passiert, bist Du natürlich gefrustet wenn Deine Erwartungen sich nicht erfüllen. Diesen Frust wiederum schleppst Du mit Dir herum und denn sieht auch jeder, weil sich dadurch Deine Körperhaltung und auch Deine ganze Art verändert.
Erwartest Du dagegen nichts von ihnen, sondern erwartest sogar das Du anrufen musst, dann ist Dein Frustlevel automatisch niedriger und Du freust Dich noch mehr auf jeden einzelnen Anruf der trotzdem eintrifft. Das bedeutet auch, dass sich Deine ganze Körperhaltung und Deine Art dahingegehend ändert, was Deine Mitmenschen natürlich auch erkennen und es Dir als sympathisch auslegen.

Das bedeutet, so paradox es auch klingt, einfach ausgedürckt: Erwartest Du weniger, bekommst Du mehr. Erwartest Du keine Anrufe, sondern rufst selbst gerne an, bekommst Du viel mehr Anrufe ohne selbst Anrufen zu müssen. Erwartest Du keine Freundschaften, entwickeln sich umsomehr Freundschaften. Usw.

Eine kleine Bewusstseinsveränderung mit großer Wirkung also, die Dir weiterhelfen kann. Um diese Bewusstseinsänderung zu erreichen, musst Du eigentlich nur an eines Denken: Wenn Du in einem bestimmten Moment Lust hast Dich mit jemanden zu treffen oder sonstirgendwie etwas in Gesellschaft zu unternehemn, dann musst Du in genau diesem Moment versuchen jemanden per Telefon oder auf anderem Wege zu erreichen und Dich zu verabreden. Dabei gilt: Unmittelbar handeln. In dem Augenblick in dem Du dieses Bedürfnis hast, rufst Du an. Ist derjenige gerade nicht erreichbar, rufst Du den nächsten an bis sich jemand findet. Und dann unternehmt ihr etwas.

Der Trick dabei ist einfach: Wenn Du Lust hast etwas zu unternehmen, dann spürst ja nur Du diese Lust. Erst durch das Anrufen und Mitteilen machst Du dies nun den anderen klar. Das bedeutet Du bist Dir automatisch bewusst, dass Du eigentlich nicht erwarten kannst das Deine Freunde sich sofort in diesem Moment bei Dir melden. Du kommst also Deiner Erwartung, jemand anderes soll mich anrufen, zuvor und meldest Dich selbst als erster.
So wirst Du in Deinem Freundeskreis eine treibende Kraft. Du wirst jene Person die sagt, ich will also machen wir jetzt. Somit erwarten Deine Freunde nun Deinen Anruf, so wie Du zuvor ihren Anruf. Du drehst also den ganzen Spieß um. Zugleich sinkt Deine Erwartung das sich jemand bei Dir melden muss, obgleich aus dem umgedrehten Spieß heraus, Du nun vermehrt angerufen wirst weil die anderen etwas mit Dir unternehmen wollen.

Du siehst also, es liegt alles in Deiner Hand.


Ich hoffe Dir damit weitergeholfen zu haben und wünsche Dir alles Gute.


Gruß

Florian